Im vergangenen Jahr war das Geschäft für die meisten Schaden- und Unfallversicherer deutlich lukrativer als 2019 – also vor Corona. Grund: Die Schäden sanken. Das zeigt ein Blick auf den Markt auf Basis einer kompakten Kennzahlenanalyse für 2020.
Angesichts der dramatischen Entwicklung der Corona-Pandemie blieb auch 2021 viel individuelle Mobilität auf der Strecke. Damit gewinnen die Autoversicherer schon wieder. 2020 mussten sie 9,1 Prozent weniger für Schäden zahlen. Das entspricht einem geringeren Aufwand von 2,3 Milliarden Euro, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ermittelt hat. Einige Anbieter liegen deutlich über der Ersparnis (siehe Tabelle unten).
Schadenquoten im Vergleich
Die Faustformel: Vor allem ein hoher Kfz-Bestand wirkt sich positiv aus, weil in den Lockdowns deutlich weniger Räder gedreht wurden. Gleichzeitig haben kaum Autofahrer die Möglichkeit genutzt, die hinsichtlich ihrer Kilometerleistung viel zu hohen Beiträge zumindest teilweise zurückzufordern. Aber auch Einbrüche blieben aus, denn viele Menschen schützten ihr Heim etwas unfreiwillig durch ständige Anwesenheit im Home-Office. Ein Bonbon für die Hausratversicherer.
Von den Gesellschaften mit über 300 Millionen Bruttoeinnahmen verzeichnet die Huk24 einen Rückgang der Schadenquote von 13,2 Prozentpunkten, die HUK-Coburg Allgemeine einen Rückgang von 11,3 Prozentpunkten und die Huk-Coburg von 10,5 Prozentpunkten im Vergleich zu 2019. Als weitere große Gesellschaften profitieren Cosmos (minus 9,7 Prozentpunkten), DEVK Eisenbahn (minus 8,8) oder WGV (minus 8,0). Insgesamt sinken bei 53 Versicherer die Schadenquoten. Lediglich vier Gesellschaften, die die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) ausweisen, liegen mit ihrer Quote über 100. Demgegenüber sanieren 54 Gesellschaften sich besonders stark: Ihre CR-Quote sinkt. Vielfach liegt sie nur noch um die 80 Prozent. Folglich fahren diese Versicherer einen Gewinn von über 20 Prozent ein, denn hinzu kommen ja Rendite aus Kapitalanlagen.
Starke technische Gewinne
Die meisten Autoversicherer haben von der Corona-Krise und dem deutlich geringerem Schadenaufkommen profitiert. Dies zeigt die Analyse. Von den Gesellschaften, die 2020 mehr als 25 Prozent ihrer Beiträge in der Kfz-Haftpflicht eingenommen haben, konnten 20 ein teilweise sehr hohes technisches Ergebnis erzielen. Allen voran die VHV, die insgesamt 151 Millionen Euro technischen Gewinn in der Kfz-Haftpflicht verbuchen konnte. Super gut aufgestellt sind der Online-Versicherer Huk 24 (63,5 Milionen Euro), die LVM (58,4 Milionen Euro) und die Huk-Coburg (53,1 Milionen Euro).
Angesichts hoher Kostenersparnis durch die Corona-Lockdowns ist es fast schon verwunderlich, wenn große Kfz-Versicherer 2020 technische Verluste gemacht haben. Davon ist beispielsweise die Kravag Logistic betroffen, die fast 50 Millionen in den Sand setzte. Grund dürfte das schwierige Flottengeschäft sein. Aber auch DEVK Eisenbahn, ADAC Autoversicherung, Verti oder R+V Direkt liegen nicht in der Gewinnzone. Da die genannten Versicherer sehr unterschiedliche Vertriebsschwerpunkte haben, wird deutlich, dass sich gute Erträge nicht nur mit Billigpolicen erzielen lassen.
Um rund 30 Prozent teurer als herkömmliche Verbrenner
Für die Zukunft zeichnet sich aber wieder ein scharfer Wettbewerb ab. Denn obwohl laut einer Studie des Allianzzentrums für Technik die im Öko-Trend liegenden Elektro-Autos im Schadendurchschnitt um rund 30 Prozent teurer als herkömmliche Verbrenner sind, geben die Kfz-Versicherer hohe Rabatte von bis zu 25 Prozent.
Insgesamt geht es den Schaden- und Unfallversicherern in Deutschland „gut“. Das zeigt der Blick auf den Markt auf Basis einer kompakten Kennzahlenübersicht. Bei den einzelnen Unternehmen gibt es aber erhebliche Unterschiede. Manche schwächeln insgesamt, andere in bestimmten Sparten.
Veröffentlicht wird die Übersicht im November-Heft von Versicherungsmagazin.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek