Altersvorsorge: Garantiezins könnte nach Jahrzehnten wieder steigen

Kunden von Lebensversicherung profitieren zunehmend vom Ende der Zinsflaute. Erste Versicherer kündigten eine Erhöhung der laufende Verzinsung des Altersvorsorgeklassikers für 2024 an. Zugleich schlägt die einflussreiche Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) vor, den Höchstrechnungszins – auch Garantiezins – genannt, erstmals seit Jahrzehnten wieder anzuheben. Aktuell liegt dieser Zins bei 0,25 Prozent. Ab 2025 könnte er auf 1 Prozent steigen. "Wir denken, dass ein Zins von 1,0 Prozent langfristig vertretbar ist", sagte DAV-Vorsitzender Maximilian Happacher der Deutschen Presse-Agentur.

Die Zinsen, die Versicherer am Kapitalmarkt erwirtschaften könnten, seien wieder so hoch wie vor 10 bis 15 Jahren, sagte Happacher. Der Garantiezins war zuletzt 1994 angehoben worden, der Wert von damals 4,0 Prozent galt bis Sommer 2000 für Neuverträge. Änderungen des Garantiezinses gelten jeweils ausschließlich für neue Lebensversicherungsverträge. Bei Altpolicen, für die es noch bis zu 4 Prozent gibt, ändert sich in diesem Punkt nichts. Über die endgültige Höhe des Garantiezinses entscheidet das Bundesfinanzministerium.

Der Höchstrechnungszins soll verhindern, dass sich Versicherer mit Garantieversprechen übernehmen. Seit der Zinsflaute bieten die meisten Lebensversicherer im Neugeschäft allerdings nur noch Produkten mit abgespeckter Garantie an. Aktuare sind Versicherungsmathematiker, die mit Methoden der Wahrscheinlichkeitstheorie und der Statistik finanzielle Unsicherheiten bei Versicherungen bewerten.

Laufende Verzinsung steigt

Zur laufenden Verzinsung der Lebensversicherung zählt auch die Überschussbeteiligung, die Versicherer je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie jedes Jahr neu festsetzen und die auch Altkunden betrifft. Die laufende Verzinsung bezieht sich nur auf den Sparanteil unter anderem nach Abzug von Abschluss- und Verwaltungskosten.

Erste Versicherer erhöhen die Überschussbeteiligung für das kommende Jahr, darunter die Ergo Lebensversicherung und die Alte Leipziger. "Jedes Unternehmen trifft die Entscheidung nach eigener Lage. Grundsätzlich spiegeln sich in erhöhten Überschussbeteiligungen höher verzinste Neuanlagen sowie aktuell im geringem Umfang auch frei werdende Mittel aus der Zinszusatzreserve wieder", erläuterte Happacher.

Versicherte profitieren auch von freiwerdenden Mitteln

In der Zinsflaute mussten Lebensversicherer einen Kapitalpuffer – im Fachjargon Zinszusatzreserve – aufbauen, um die hohen Garantien für Altverträge abzusichern. Dieses Geld konnte nicht an die Kunden ausgeschüttet werden. In der Spitze war der Kapitalpuffer mit knapp 100 Milliarden Euro gefüllt. Im laufenden Jahr dürfte sich der Puffer Happacher zufolge wegen schrittweise freiwerdender Mittel auf etwas unter 90 Milliarden Euro belaufen.

"Die Summe wird in den kommenden Jahren weiter sinken." Der Versicherungsmathematiker rechnet nicht mit einem deutlichen Rückgang der Zinsen am Kapitalmarkt. Die Inflation dürfte in absehbarer Zeit nicht wieder deutlich unter die Marke von zwei Prozent sinken. "Die Zinsen werden aller Voraussicht nach vorerst also nicht wieder auf alte Tiefststände fallen."

Deutsche Presse-Agentur (dpa). https://www.dpa.com/de

Disclaimer: springerprofessional.de verwendet Inhalte von dpa. dpa ist medienrechtlich als sogenannte privilegierte Quelle zu betrachten. Bei aller gebotenen Sorgfalt unserer Redaktion prüfen wir daher nicht jede Information aus dpa-Inhalten auf ihre Richtigkeit. 

Das Copyright für dpa-Nachrichten liegt bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Hamburg. Die Nachrichten dienen ausschließlich zur privaten Information des Nutzers. Eine Weitergabe, Speicherung oder Vervielfältigung ohne Nutzungsvertrag mit der Deutschen Presse-Agentur ist nicht gestattet. Alle Rechte bleiben vorbehalten.

Autor(en): dpa

Alle Branche News