4,5 Millionen haben Minus auf dem Konto

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Weihnachten und der Jahreswechsel liegen schon ein paar Tage hinter uns, doch einige Menschen spüren die Feiertage noch immer - und zwar beim Blick auf den Kontostand. 6,6 Prozent der Deutschen sind einer aktuellen Erhebung zufolge in den roten Zahlen. Nicht alle können das schnell wieder ausgleichen.

Rund 120 Milliarden Euro haben die Bundesbürger im November und Dezember 2022 ausgegeben, schätzt der Handelsverband Deutschland (HDE). Das sind preisbereinigt rund vier Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei gehörte die letzte Weihnachtssaison nicht unbedingt zu den stärksten der vergangenen Jahre. Die anhaltende Pandemie und die Auswirkungen der Energiekrise haben dem Verband zufolge für "extrem schwierige" Rahmenbedingungen gesorgt.

Dabei kämpfen nicht nur der Handel, sondern auch viele Verbraucher gegen die aktuellen Krisen: Zum Jahresbeginn 2023 haben rund 4,5 Millionen Verbraucher ihr Konto überzogen. Zu diesem Ergebnis kommt das Kreditvergleichsportal Smava in einer Studie, der unter anderem Daten einer Civey-Befragung unter mehr als 2.500 Personen ab 18 Jahre zugrunde liegen (Stand: 2. Januar 2023). Für die Hochrechnungen wurde außerdem die Statistik "Fortschreibung des Bevölkerungsstandes" des statistischen Bundesamtes zum Stichtag 31. Dezember 2021 herangezogen. 

Jeder Dritte hat mehr als 1.500 Euro Dispo-Schulden

Die Höhe der Schulden variiert allerdings deutlich: Ein gutes Fünftel (21,2 Prozent) muss nur rund 250 Euro ausgleichen. 12,1 Prozent stehen bei ihrer Bank mit 500 Euro in der Kreide. Allerdings haben 36,4 Prozent ihr Konto um mehr als 1.500 Euro überzogen. Mehr als die Hälfte (54,9 Prozent) der Überzieher gleicht den negativen Kontostand innerhalb eines Monats wieder aus. 19,7 Prozent der Bundesbürger braucht dafür jedoch bis zu drei Monate. Knapp zehn Prozent zahlen das Geld innerhalb eines halben Jahres zurück. Zwei Prozent benötigen neun Monate und 6,1 Prozent sogar ein ganzes Jahr. Über zwölf Monate hinaus dauert es bei 7,8 Prozent. 

Das Problem: Infolge der Zinswende durch die Europäische Zentralbank sind die Zinsen, die Bankkunden im Rahmen eines Dispokredits entrichten müssen, deutlich nach oben gegangen. Diese kletterten laut Barkow Consulting im November 2022 und damit zum Start der vergangenen Weihnachtssaison auf den höchsten Stand seit über vier Jahren. Das Beratungshaus, das für seine Analyse neben eigenen Daten auch Informationen der Deutschen Bundesbank sowie von BC Banks Data nutzt, stellte mit einer Zunahme von 0,42 auf 8,16 Prozent das höchste Monatsplus seit Beginn der Zeitreihe vor über 19 Jahren (31. Januar 2003) fest. Gegenüber April 2022 haben sich die Finanzierungskosten für die Nutzung des privaten Dispos damit um fast 20 Prozent erhöht.

Umso erschreckender, dass jeder Fünfte (20,1 Prozent) laut Smava-Befragung seinen Kontostand überhaupt nicht kennt. Anfang 2021 lag der Anteil der Ahnungslosen noch bei rund 16 Prozent. 

Der Artikel ist ursprünglich auf Springer Professional erschienen.

 

Autor(en): Angelika Breinich-Schilly

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