Der pandemiebedingte Homeoffice-Trend treibt vielerorts den Wunsch nach den eigenen vier Wänden an. Laut einer aktuellen Studie verzeichnete das Volumen bei neuen Bau- und Immobilienfinanzierungen in den ersten zehn Monaten 2021 einen Rekord.
Von Januar bis Oktober 2021 kletterte das Volumen der Bau- und Immobilienfinanzierungen in Deutschland auf insgesamt rund 235 Milliarden Euro. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 228 Milliarden Euro. Als einen zentralen Treiber für diese Rekordzahlen macht eine im Dezember 2021 veröffentlichte Studie der Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (Pwc) neben anhaltend niedrigen Zinsen auch den Homeoffice-Trend in der Pandemie aus. Laut Erhebung wies der Monat August mit einem Wachstumsplus von 7,7 Prozent den höchsten Wert seit 2004 aus. Der Bestand an Baukrediten legte in den ersten zehn Monaten auf 1,47 Billionen Euro zu und übertrifft damit das Finanzierungsvolumen des Gesamtjahres 2020 von 1,39 Billionen Euro.
Erste Wachstumsrisiken erkennbar
"Niedrige Zinsen, eine hohe Sparquote und steigende Inflationsraten dürften sich weiter günstig auf den Wachstumstrend bei Baufinanzierungen auswirken", sagt Tomas Rederer, Partner bei PwC Deutschland. Obwohl die Daten für September und Oktober leicht rückläufig sind, sieht der Kreditexperte darin aber noch keine Trendwende. Obgleich er "erste Wachstumsrisiken" ausmacht.
Rückläufig seien auch die Kreditmargen: Im Durchschnitt sank die Netto-Marge nach Refinanzierungskosten 2021 auf 1,05 Prozent pro Jahr. Im 2020 lag sie bei 1,13 Prozent, 2019 bei 1,12 Prozent. Den wachsenden Wettbewerb im Bereich der risikoarmen Baufinanzierung macht Rederer für die Entwicklung verantwortlich. Banken sollten daher ihre digitalen Kanäle und Datenanalysen ausbauen, "um sich durch schnelle Entscheidungen, Omnikanalfähigkeit und die digitale Abbildung komplexerer Fälle zu differenzieren".
Der Blick auf die vergangenen fünf Jahre zeigt bei den Genossenschaftsbanken ein Plus bei den Wachstumsraten von 1,3 auf 25,2 Prozent. Die Bausparkassen bauten ihre Marktanteile im Immobilienkreditgeschäft im gleichen Zeitraum um 0,6 auf 12,6 Prozent aus. Das Geschäft der Sparkassen verringerte sich von 2016 bis 2021 um 0,4 Prozentpunkte auf 30,9 Prozent. Der Anteil der Privatbanken blieb mit 26,5 Prozent nahezu unverändert stabil.
Erste Immobilienpreise und baukosten erreichen 2021 ebenfalls Rekordhöhen
Auch bei den Preisen gibt es in Deutschland eigentlich nur einen Trend - den nach oben. Wie die Immobilien-Transaktionsplattform Europace in einer aktuellen Studie ermittelte, mussten im vergangenen Jahr vor allem Käufer in den Metropolen deutlich mehr Geld für die eigenen vier Wände auf den Tisch legen. In München stiegen die Preise um insgesamt 31 Prozent an. In Leipzig liegt das Plus bei 26 Prozent und in Berlin verteuerte sich Wohneigentum immerhin um 16 Prozent, ebenso wie in Hannover oder Stuttgart. Im Bundesländervergleich liegt Thüringen mit einem Plus von insgesamt 25 Prozent an der Spitze. Berlin ist bei Wohnungen mit 20 Prozent ganz oben auf dem Treppchen und Hamburg hat die teuersten Häuser.
In den kommenden Monaten dürfte es auch bei den Baupreisen weiter nach oben gehen, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer Prognose mitteilt. Der zufolge sei das nominale Bauvolumen im 2021 im privaten wie im öffentlichen Bereich um insgesamt rund zehn Prozent auf einen historischen Höchstwert von 488 Milliarden Euro gestiegen, "was einem Anteil von knapp 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht". Für 2022 schätzt das DIW Berlin den Anstieg auf fast 13 Prozent und für das kommenden Jahr auf gut sechs Prozent. Preisbereinigt bleibe für 2022 und 2023 immer noch ein Zuwachs von jeweils rund drei Prozent.
Der Artikel ist ursprünglich auf Springer Professional erschienen.
Autor(en): Angelika Breinich-Schilly