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Tempoeffekt

1. Begriff: Bezeichnung für eine Veränderung von demografischen Ereignisraten (z.B. Fertilitätsrate oder Mortalitätsrate), die allein aus einer während der Beobachtungsperiode stattfindenden Veränderung des Durchschnittsalters bei Eintritt des demografischen Ereignisses resultiert.

2. Merkmale: Eine Erhöhung des Durchschnittsalters führt zu einer tempoeffektbedingten Reduktion und eine Verringerung des Durchschnittsalters zu einer tempoeffektbedingten Erhöhung der Ereignisraten. Da demografische Ereignisraten in der Perioden-Dimension mit dem Ziel berechnet werden, die Häufigkeit des betrachteten Ereignisses während der Beobachtungsperiode im Sinne „gegenwärtiger Verhältnisse“ zu quantifizieren, können Tempoeffekte ungewünschte Verzerrungen bewirken. Dies gilt folglich auch für alle aus demografischen Ereignisraten abgeleiteten Summenmaße in der Perioden-Dimension, wie die Gesamtfertilitätsrate oder die durchschnittliche Lebenserwartung. In der jüngeren Fachliteratur wurden verschiedene Verfahren vorgeschlagen, wie Tempoeffekte geschätzt und demografische Maßzahlen entsprechend bereinigt werden können.

3. Abgrenzung von anderen, ähnlichen Begriffen: Tempoeffekte sind von sog. „Timing-Effekten“ zu unterscheiden. Während letztere Veränderungen von Kohorten im statistischen Längsschnitt beschreiben, beziehen sich Tempoeffekte allein auf die während einer bestimmten Beobachtungsperiode im statistischen Querschnitt stattfindenden Veränderungen.

4. (Aktuelle) Diskussion bzw. Streitpunkte: Während die Existenz von Tempoeffekten gut aufgezeigt werden kann, diskutieren Experten über die Frage, inwieweit eine Bereinigung von demografischen Maßzahlen um Tempoeffekte sinnvoll bzw. erforderlich ist. Den Kritikern des Tempo-Ansatzes erscheint es v.a. wichtiger, bei der Interpretation demografischer Maße die Unterschiede zwischen der Perioden- und der Kohorten-Dimension zu berücksichtigen (siehe Ereignisrate).

Autor(en): Dr. Marc Luy

 

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