Wann ist ein Versicherungsprodukt nachhaltig? Das ist aktuell noch nicht klar definiert. Doch diese Frage wird zunehmend diskutiert. Aus diesem Grund haben sich kürzlich auch Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) – aktuarielle Beratung für Schaden- und Unfallversicherungen mit diesem Thema beschäftigt.
Seit Anfang 2022 ist die so genannte EU-Taxonomieverordnung gültig, aber auch erst in Teilen. Ihre vollständige Umsetzung soll schrittweise erfolgen. Die Taxonomieverordnung legt genaue Kriterien fest, was „ökologisch nachhaltiges Wirtschaften“ ist. Sie ist ein wichtiger Baustein des European Green Deal, mit dem die Staatengemeinschaft bis 2050 klimaneutral werden will. Die Verordnung richtet sich an Unternehmen und Finanzmarktakteure wie Banken und Versicherungsunternehmen und legt sehr dezidierte Kriterien für verschiedene Branchen fest.
Erfüllt das Produkt, die Dienstleistung die gesteckten Umweltziele?
Das mit zahlreichen Experten besetzte Gremium aus Realwirtschaft, Finanzsektor, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Behörden liefert für die EU-Kommission Vorschläge für die Taxonomie. Aber welche Auswirkungen hat diese neue EU-Verordnung auf die Produktlandschaft und die jeweiligen Branchen? Unter anderem soll sich die Produktgestaltung verändern und die Beratungsleistungen diesen neuen Maximen anpassen. Ab August dieses Jahres soll zudem eine Regelung eingeführt werden, die zum Beispiel auch Versicherungskunden in die Diskussion einbindet. Dabei soll immer wieder abgeklärt werden, erfüllt das Produkt, die Dienstleistung die Umweltziele?
Die Aktuare von MSK haben sich bei der Beschäftigung mit diesem Thema auch mit der Frage auseinandergesetzt, ob Kunden überhaupt Interesse an nachhaltigen Produkten haben. Ja haben sie, die Nachfrage nach derartigen Produkten steigt auch sukzessive. Doch die aktuarielle Beratungsgesellschaft hat auch herausgefunden, dass viele Menschen überhaupt nicht wissen, dass es derartige Produkte gibt. Hier müssten die Anbieter, so auch die Versicherer, noch vermehrt Aufklärungsarbeit leisten. Zahlreiche Versicherungsunternehmen bieten bereits nachhaltige Produkte an, so natürlich die großen Namen in der Branche wie Allianz und Ergo, aber auch kleinere und digitale Versicherer wie Helvetia, Ostangler, Lemonade und VHV. MSK hat auch analysiert, welche Aktivitäten die Versicherer entfalten, um als nachhaltig zu gelten.
Preisreduktionen beziehungsweise Bonuspunkte für nachhaltiges Vorgehen
Dazu gehören zum Beispiel direkte Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen, wie Baumpflanzaktionen. Aber auch Produktangebote wie spezielle Telematik-Tarife und Mehrleistungen im Kontext von Schadensersatzleistungen zählen zu diesen nachhaltigen Aktivitäten. Und wenn sich Kunden für eine nachhaltige Reparatur und keinen Neukauf entscheiden, erhalten sie Mehrleistungen seitens des Versicherers oder Preisreduktionen beziehungsweise Bonuspunkte für ihr nachhaltiges Vorgehen.
Doch bei all diesen Aktivitäten sollten die Versicherer nicht aus dem Blick verlieren, ob die nachhaltigen Versicherungsnehmer auch gute Risiken sind. Diese Gleichung sehen die Aktuare noch etwas skeptisch. Grundsätzlich sieht MSK die Branche auf dem richtigen Weg zu (mehr) Nachhaltigkeit, kritisiert aber ihr noch zu zögerliches Vorangehen. Sicher sind sich die MSK-Aktuare aber darin, dass sich gesellschaftlich und wirtschaftlich viel ändern würde, wenn die Gesellschaften alle ihre Kapitalanlagen dahingehend verändern würden.
2021 freiwillig den ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht
So gehört nun zum Beispiel seit Kurzem auch der Maklerpool Fonds Finanz zu den Top 100 klimabewussten Unternehmen Deutschlands. Das hat jedenfalls eine Erhebung des Wirtschaftsmagazins "Capital" gemeinsam mit Statista, ein Anbieter für Markt- und Konsumentendaten, ergeben. Die Fonds Finanz erreicht dabei Platz 67 im Ranking.
Der Münchner Maklerpool hat erst im Herbst 2021 freiwillig seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht und sich als klimaneutral zertifizieren lassen.
Im Zentrum der Capital-Studie stand die Frage, welchen Unternehmen es gelingt, CO₂-Emissionen zu reduzieren, ohne dass sie dadurch ihr Umsatz- oder Produktionswachstum einschränken müssen. Zudem mussten die Firmen nachweisen, dass sie diese Ziele langfristig, transparent, ambitioniert und möglichst umfassend vorantreiben. Als Bewertungsgrundlage des Klima-Ratings wurden CO₂-Emissionsdaten aus den Jahren 2019/2020 von über 2.000 deutschen Unternehmen herangezogen.
Hauseigenes CSR-Team mit zwei Corporate-Social-Responsibility-Managern
Um ihre Nachhaltigkeitsziele und Maßnahmen sichtbar in die Wertschöpfungskette zu integrieren, setzt der Maklerpool seit 2019 auf ein hauseigenes CSR-Team, bestehend aus zwei ausgebildeten Corporate-Social-Responsibility-Managern. Zusätzlich unterstützt sie verschiedene soziale Vereine wie World Vision oder Herzenswünsche und ermöglicht es Freiwilligen, sich ehrenamtlich mit der Corporate Volunteering App „lets“ an gemeinnützigen Projekten zu beteiligen.
Mit dieser App erhalten Maklerunternehmen und deren Kunden einen einfachen Zugang, sich ehrenamtlich zu engagieren. Gleichzeitig können Makler das Tool Firmen kostenfrei anbieten und sie so motivieren, ihrer sozialen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft nachzukommen.
Autor(en): Meris Neininger