Zum 30. Juni 2021 verzeichneten die Industrie- und Handelskammern (IHKn) insgesamt 199.645 Versicherungsvermittler und -berater. Das sind 2.208 oder 1,1 Prozent mehr als noch am Jahresanfang. Damit setzt sich der Trend fort, der sich im ersten Quartal 2021 andeutete: Es gibt wieder mehr Vermittler.
Der Zuwachs zieht sich durch alle Vermittlergruppen. Am stärksten fällt er bei den erlaubnisfreien Vertretern aus, die von einem Versicherungsunternehmen eingetragen worden sind. Ihre Zahl stieg auf 119.668 oder um 1,3 Prozent seit Jahresbeginn. Damit konnte auch der langjährige Trend etwas korrigiert werden. Gegenüber dem ehemaligen Höchststand an registrierten Vermittlern vor zehn Jahren ist der Rückgang der Erlaubnisfreien nun bei 24 statt 25 Prozent.
Nach langjähriger Schrumpfung leichter Trend nach oben
Auch die Versicherungsvertreter mit eigener Gewerbeerlaubnis haben sich leicht vermehrt. 28.159 Ausschließlichkeitsvertreter mit eigener Eintragung durch eine IHK und Mehrfachvertreter sind nun verzeichnet, 279 oder ein Prozent mehr als am 4. Januar 2021.
Maklerzahl schwer zu interpretieren
Die Versicherungsmakler erreichen mit 46.273 einen Zuwachs von 311 oder 0,7 Prozent seit Jahresbeginn. In dieser Zahl verbergen sich sowohl eigenständige Maklerbetriebe als auch selbstständige Untervertreter von Maklerbetrieben, die ebenfalls eine Gewerbeerlaubnis als Versicherungsmakler benötigen. Außerdem weiß die Statistik nichts darüber, ob der Zuwachs an Maklern mit entsprechend vielen Neugründungen (brutto) zu erklären ist oder aber (netto) darauf zurückzuführen ist, dass alte Makler trotz altersbedingter Aufgabe des aktiven Vermittlungsgeschäfts ihre Gewerbeerlaubnis aufrechterhalten. Denn seit Jahren ist zu beobachten, dass jedenfalls kleinere Maklerbetriebe Schwierigkeiten haben, Nachfolger oder Käufer ihrer Betriebe zu finden.
Einen vergleichbaren, leichten Anstieg gibt es bei den produktakzessorischen Vermittlern. Das sind beispielsweise Autohändler, die nebenbei Versicherungen vertreiben. Ihre Zahl stieg um 84 auf 5.061 Vertreter beziehungsweise einen auf 158 produktakzessorische Makler, was Zuwächsen um 1,7 und 0,6 Prozent entspricht.
Der Grünen Lieblings-Kind bleibt homöopathisch selten
Die einzige Gruppe ohne jeden Zuwachs sind die Versicherungsberater. Die Statistik verzeichnet mit 326 ebenso viele wie noch zum Jahresbeginn, auch wenn es zwischenzeitlich im ersten Quartal sogar drei weniger waren.
Das ist übrigens die Gruppe, die nach Vorstellung der Grünen nach der Bundestagswahl die Beratung und Versorgung aller deutschen Haushalte und Unternehmen allein sicherstellen soll. Noch liegt das endgültige Bundestagswahlprogramm nicht vor, aber jedenfalls im Entwurf wird ein schrittweises Verbot der Provisionsberatung und die Umstellung auf Honorarberatung in Verbindung mit einer Honorarordnung gefordert.
Mehr Finanzanlagenvermittler - aber nur für offene Fonds
Zunahmen gibt es auch im Register der Finanzanlagenvermittler. Das überrascht nicht, gibt es doch häufig Mehrfacherlaubnisse in den Bereichen Finanzanlagen und Versicherungen.
Die IHKn registrierten am 1. Juli insgesamt 38.568 Finanzanlagenvermittler, 462 oder 1,2 Prozent mehr als Anfang 2021. Der Zuwachs fand allein bei der Vermittlung offener Investmentfondsanteile statt (38.103 gegenüber 37.640 Teilerlaubnisse). Dahingegen sanken die Anzahlen der Teilerlaubnisse zur Beratung und Vermittlung von geschlossenen Fonds von 8.555 auf 8.457 und diejenige sonstiger Vermögensanlagen von 5.652 auf 5.533.
Ein Vorschlag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Streit mit der SPD über deren Vorschlag einer Aufsichtsverlagerung für Finanzanlagenvermittler auf die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte vorgesehen, genau diese Gruppe, die komplexere Finanzanlagen berät und vermittelt, unter BaFin-Aufsicht zu stellen. Dagegen würde die Vermittlung der ohnehin hoch regulierten und vergleichsweise wenig problematischen offenen Fonds unter Aufsicht der IHKn oder Gewerbeämter möglich bleiben. Wie verschiedene andere Anliegen auch, war es aber in der Großen Koalition nicht mehr gelungen, sich auf solche Lösungen zu verständigen.
Kaum Veränderung bei den Honorarberatern
Einen leichten Zuwachs gab es auch bei den Honorar-Finanzanlagenberatern. Nach wie vor verharren sie aber ebenfalls in einer Nische. Mit 228 sind es 20 mehr als noch Anfang des Jahres.
Eine Steigerung verzeichnet die IHK-Organisation schließlich bei der Zahl der Immobiliardarlehensvermittler. Ihre Zahl stieg von 54.756 um 1,9 Prozent auf 55.825. Darunter sind allerdings unverändert nur 675 Registrierte, die als Honorar-Immobiliardarlehensberater am Markt auftreten.
Autor(en): Matthias Beenken