Die Stuttgarter Lebensversicherung hat bereits ihre Forderungen, an die noch nicht gebildete Regierungskoalition formuliert. Der Vorstandschef hält bei der geförderten Altersvorsorge an einer reformierten, kostengünstigen Riester-Police fest. Ein Altersvorsorgedepot lehnt er ab. Zudem plädiert er für eine qualifizierte Zuwanderung und Eingliederung von ausländischen Arbeitskräften.
Schon kurz nach der Wahl hat die Stuttgarter Lebensversicherung in Sachen Altersvorsorge Wünsche und Forderungen an die neue Regierung formuliert. „Es sieht so aus, dass die Regierung mit zwei Parteien startet“, sagte der Vorstandsvorsitzende, Dr. Guido Bader mit dem Blick auf das Wahlergebnis, ohne dazu weitere Ausführungen zu machen. Mit zwei Parteien in der Regierung sei das Umsetzen vieler Dinge einfacher.
Bei der geförderten Altersvorsorge wünscht sich Bader, dass lediglich die Riester-Police reformiert wird. „Es braucht kein neues Produkt. Riester gehört reformiert.“ Nach Meinung des Versicherungsmanagers wäre das von der bisherigen Ampelkoalition geplante Altersvorsorgedepot mit Fonds nicht notwendig. Mehrere Möglichkeiten würden die Menschen bei der Vorsorge nur überfordern. Bader: "Die Menschen beschäftigen sich nicht gerne mit Altersvorsorge. Und je mehr dort im Regal steht, desto unsicher werden sie".
Kostengünstige Riester-Fonds-Police möglich
Die Kritik, dass Lebensversicherungen zu teuer wären und Bader aus Angst vor der Konkurrenz das Vorsorgedepot ablehnen würde, ließ der Vorstand nicht gelten. Er bestätigte aber, dass der Versicherungsmantel, wenn dort über Fonds gespart wird, zusätzliches Geld kostet. „Der Versicherungsmantel bietet aber auch zusätzlichen Komfort beim An- und Entsparen“, so Bader. Es bedürfte bei der geförderten Altersvorsorge einer Beratung und daher eines Vertriebs. „Das kann nicht allein der Bürgerin oder dem Bürger überlassen werden“, so Bader.
Die Versicherer würden zudem viele ETFs anbieten und man könne die Verwaltungskosten geringhalten. „Ich glaube nicht das die Lebensversicherung zu teuer ist. Man kann auch ein hybrides Riester-Produkt mit einer Reduction in Yield von einem Prozent darstellen“, so der Versicherungsmathematiker, der auch Vorstand der Deutschen Akturavereinigung (DAV) ist.
Notfalls ein Kostendeckel
Beim Altersvorsorgedepot stelle sich immer die Frage, wie es in der Rente weitergehe. „Von Auszahlungsplänen halte ich nichts“, so Bader. Zumindest ab 85-Jahren müsste es eine lebenslange Rente geben. „Wenn der Staat was gibt, dann soll der Empfänger auch lebenslang etwas davon haben“. Kostenexzessen in der Versicherungsbranche erteilte der Manager eine klare Absage. Hier greife aber jetzt die Wohlverhaltensaufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Wenn die Behörde scheitern würde, sei aber ein Kostendeckel notwendig. „Das wäre aber ein Armutszeugnis für unsere Branche“, so Bader.
Hinsichtlich der gesetzlichen Rente forderte Bader von der Politik künftig mehr Ehrlichkeit. Noch immer werde die Demografie geleugnet. Dabei ginge nun mit den 1964-Geborenen der „fetteste“ Jahrgang bald in Rente. Dann würde sich das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern massiv ändern. „Die Haltelinie“, die den Beitragssatz und das Rentenniveau derzeit begrenzen, seien nicht mehr darstellbar.
Bader warnte davor, die Schuldenbremse für das Hochfahren von Sozialleistungen zu lockern. „Wenn wir das machen, um in die Zukunft, Forschung, Bildung und Industrie zu investieren, dann bin ich dabei“, so der Manager. Zudem plädierte er dafür, dass auch eine Kapitaldeckung in der gesetzlichen Rentenversicherung nicht über Schulden finanziert werden dürfe. Der Aufbau eines Kapitalstocks würde erst in 30 bis 40 Jahren Wirkung zeigen.
Qualifizierte Zuwanderung stärkt das Rentensystem
Deutschland brauche qualifizierte Zuwanderung, die in die Arbeitswelt integriert werden muss. Dabei gehe es nicht nur um hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch um Pflegekräfte und gut ausgebildete Sachbearbeiter. Damit würde das Rentensystem durch eine breitere Beitragsbasis gestärkt. Zudem müsse man den Menschen nun endlich sagen, dass sie selbst zusätzlich für das Alter vorsorgen müssen. „Die Menschen wissen auch, dass sie was tun müssen. Doch wenn sie durch Schönreden der gesetzlichen Rentenversicherung immer wieder verunsichert werden, zögern sie mit der Eigenvorsorge.“
Für die betriebliche Altersversorgung (bAV) forderte Bader Vereinfachungen. Hier läge schon ein guter Entwurf der Ampelkoalition vor. Benachteiligungen von „werdenden“ Eltern sollten abgeschafft werden. Zudem schlug der Vorsorgeexperte vor, die heutigen sechs Durchführungswege der bAV auf drei zu reduzieren. „Direktversicherung und Unterstützungskasse könnten in einem Durchführungsweg dargestellt werden, nämlich der Direktversicherung. Und es leuchtet nicht ein, warum wir Pensionskassen und zusätzlich Pensionsfonds benötigen“, sagte Bader.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek