Die Riester-Rente ist besser als ihr Ruf. Doch trotzdem sind sich viele Experten einig, dass sie reformiert und vereinfacht werden muss. Der GDV-Präsident Wolfgang Weiler hat sich dazu seine Gedanken gemacht und das DIA hat dazu eine neue Studie veröffentlicht.
Fast 20 Jahre nach den Riester-Reformen kreist die öffentliche Debatte noch immer um deren Sinn. Die zeitgemäße Weiterentwicklung der Riester-Rente steht aber noch aus.
Aktuell 16,6 Millionen Riester-Verträge in Deutschland - im Weltweit-Vergleich eine gute Zahl
Die Teilnahme an der Riester-Rente ist freiwillig. Zur Freiwilligkeit gehört umgekehrt auch, dass man es lassen darf. Daran gemessen ist der Befund positiv: Rund 70 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben heute eine Anwartschaft auf betriebliche Altersversorgung (bAV) oder auf Leistungen aus einem Riester-Vertrag. Derzeit existieren 16,6 Millionen Riester-Verträge. Eine solche Verbreitung freiwilliger Vorsorge sucht weltweit ihresgleichen.
Die Politik kann die Motivation der Bundesbürger Vorsorge zu betreiben, unterstützen, indem die geförderte Altersvorsorge zugänglicher und wieder attraktiv gemacht wird. Denn die Riester-Rente bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück. Ihre
Schwachstellen liegen vor allem im komplexen und kostentreibenden Förderverfahren. Dabei ist die Lösung folgender Probleme besonders dringlich:
- die komplexe Abgrenzung des förderfähigen Personenkreises;
- die hohe Zahl von Zulagenrückforderungen (zuletzt gut 800.000 im Jahr);
- der starre „Riester-Förderdeckel“ bei steigenden Einkommen;
- die nachlassende Intensität der Zulagenförderung.
Reform der Riester-Rente gehört jetzt auf die politische Agenda
Diese Schwachpunkte lassen sich – politischer Wille vorausgesetzt – schnell beheben, indem alle Steuerpflichtigen in die Förderung einbezogen werden, also auch die Selbstständigen, indem die Grenze für den Sonderausgabenabzug an die Beitragsbemessungsgrenze gebunden und so dynamisiert wird und indem die Zulagen regelmäßig überprüft werden. Nach dem Betriebsrentenstärkungsgesetz gehört jetzt eine Reform der Riester-Rente auf die politische Agenda. - So jedenfalls die Position des GDV-Präsidenten Wolfgang Weiler.
DIA-Studie macht sich für die "Revitalisierung der Riester-Rente" stark
Im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge hat die Empirica AG in Berlin Verbraucherschützer, Anbieter und Vermittler von Riester-Produkten sowie Vertreter der Rentenversicherung befragt, wie die Riester-Rente vereinfacht werden kann. Das Ergebnis: Die DIA-Studie "Revitalisierung der Riester-Rente". Die Ergebnisse.
Drei Ansatzpunkte kamen dabei zur Sprache: Die Zahl der Geschäftsvorfälle muss minimiert, die Einteilung in unmittelbar, mittelbar und nicht förderfähig abgeschafft und die Rückforderung von Zulagen eingedämmt werden.
Wegen der häufigen Rückforderungen plädieren die Autoren um Dr. Reiner Braun auch dafür, die Zulagen vor der Auszahlung zu prüfen. Die dadurch entstehenden Zinsverluste fallen angesichts der gegenwärtigen Niedrigzinsen ohnehin kaum ins Gewicht. Außerdem müsse im Zeitalter der Digitalisierung eine erhebliche Beschleunigung des Zulagenverfahrens auf nur wenige Monate möglich sein.
Immer mehr Sparer stoßen an den „Riester-Deckel“
Weiterer Vorschlag: Die Obergrenze für den förderfähigen Beitrag sollte auf vier Prozent der jeweils geltenden Beitragsbemessungsgrenze dynamisiert werden, um die Schließung der Rentenlücke wieder zu ermöglichen. Der Höchstbetrag ist seit Einführung der Riester-Rente eingefroren. Das führte sowohl real als auch in Relation zur Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Rentenversicherung zu einer Entwertung. In der Folge stoßen immer mehr Sparer an den „Riester-Deckel“ und können ihre Rentenlücke nicht mit Hilfe der Riester-Rente schließen.
Als grundsätzliche Veränderung schlägt die Studie auch eine Wahlfreiheit bei der nominalen Beitragsgarantie der Riester-Rente vor. Der Hintergrund: Die zu erwartenden Erträge leiden derzeit vehement unter den Niedrigzinsen. Die Absicherungskosten für die Bruttobeitragsgarantie sind hoch und die Netto-Sparleistungen dadurch niedrig. Im Übrigen werden nominale Garantien ohnehin durch Inflation entwertet. Bei langfristiger Anlage ist eine Risikostreuung wichtiger als Garantien. Die Studie schlägt daher als Standardvorgabe eine 100-Prozent-Beitragsgarantie vor, von der aber abgewichen werden kann, zum Beispiel in vorgeschlagenen Stufen von 80 oder 60 Prozent oder komplett.
Gänzlich andere Form der Riester-Rente wird auch diskutiert
Neben der Revitalisierung innerhalb der bestehenden Fördersystematik wird in der Studie auch der Big Bang, also der Umstieg auf eine gänzliche andere Form der Riester-Rente diskutiert. Dabei favorisieren die Autoren eine Förderung, bei der nur noch Geringverdiener bis 20.000 Euro Jahresbruttoeinkommen eine Zulage erhalten. Für alle anderen soll lediglich die nachgelagerte Besteuerung gelten, ohne die für die meisten Gutverdiener technisch ohnehin überflüssige vorherige Zulagenverrechnung.
Die DIA-Studie „Revitalisierung der Riester-Rente“ steht auf der DIA-Homepage zum Download bereit.
Quellen: DAV-Kompass zum Thema Altersvorsorge (Wolfgang Weiler), Deutsches Institut für Altersvorsorge
Autor(en): Versicherungsmagazin