Jeder siebte Euro Geschäft machen Makler in den beiden Bereichen private Kranken- sowie Pflegeversicherung. Die Zeitschrift Asscompact wollte wissen, was die Vermittler für die Zukunft erwarten.
Der Koalitionsvertrag der Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP führte in der privaten Krankenversicherung zu einem Aufatmen. Das Lieblingsprojekt von SPD und Grünen einer Bürgerversicherung in der Krankenversicherung findet sich dort nicht. Offensichtlich hat sich die FDP unter anderem in diesem Punkt durchgesetzt. Sie bekannte sich schon im Wahlkampf zum Erhalt des dualen Krankenversicherungssystems.
Ein Wegbrechen des Krankengeschäfts wäre fatal
Das lässt die von der Zeitschrift Asscompact aktuell befragten Makler und Mehrfachvertreter hoffen, auch künftig mit privaten Krankenversicherungen immerhin durchschnittlich rund jeden zehnten Euro ihres Geschäfts machen zu können.
Die 267 Teilnehmer setzen aktuell rund 237.000 Euro jährlich um. Zwar erhebt Asscompact nicht die Gewinne, aber Erfahrungen aus anderen Studien zeigen, dass Makler einen Kostensatz von ungefähr 70 Prozent haben. Das bedeutet, dass die hier befragten Makler bei rund 71.000 Euro durchschnittlichem Gewinn liegen dürften. Wenn ein Zehntel des Umsatzes wegbrechen würde, könnte das den Gewinn empfindlich um ein Drittel fallen lassen.
Vollversicherung wird immer unwichtiger
Die Zukunftserwartungen der Befragten für das Jahr 2022 sind durchwachsen. Insbesondere in der Kranken-Vollversicherung erwarten nur 13,5 Prozent eine Steigerung, aber 25,2 Prozent einen Rückgang ihrer Courtageeinnahmen. Angesicht eines Durchschnittsalters der Befragten von 55 Jahren keine Überraschung, denn Vermittler haben meist Kunden, die im ähnlichen Altersspektrum liegen – und Vollversicherungen schließt man mit Mitte 50 üblicherweise nicht mehr ab.
Deutlich positiver sind die Zukunftsaussichten in der privaten Krankenzusatzversicherung. Hier erwarten 36,5 Prozent steigende und nur 13,2 Prozent rückläufige Courtageeinnahmen.
Zusatzkranken- und Pflegeversicherung legen zu
Dementsprechend gegenläufig sind die längerfristigen Erwartungen: In der Vollversicherung geht nur gut jeder fünfte Vermittler von einer Relevanz auch noch in fünf Jahren aus, was zumindest gegenüber der Vergangenheit ein starker Rückgang ist, denn vor fünf Jahren soll noch für fast vier von zehn Maklern die Vollversicherung sehr relevant gewesen sein. Dagegen erwarten die Teilnehmer eine stark steigende Relevanz des Kranken-Zusatzgeschäfts, von früher 28 über heute 42 auf künftig 61 Prozent.
Noch steiler fällt dieselbe Kurve für die private Pflegeversicherung aus. Sie macht aktuell durchschnittlich 4,5 Prozent des Gesamtgeschäfts der Makler aus. Für das Jahr 2022 gehen 41,4 Prozent von steigenden und nur10,8 Prozent von fallenden Courtageeinnahmen aus, das ist noch deutlich optimistischer als in der Kranken-Zusatzversicherung. Noch vor fünf Jahren war das Thema Pflege nur für 19 Prozent relevant, aktuell sind es 38 Prozent und in fünf Jahren glauben 66 Prozent an eine Relevanz.
Unheil lauert im Koalitionsvertrag
Ob die Befragten allerdings auch den Koalitionsvertrag der Ampel studiert haben? Darin heißt es: „Wir prüfen, die soziale Pflegeversicherung um eine freiwillige, paritätisch finanzierte Vollversicherung zu ergänzen, die die Übernahme der vollständigen Pflegekosten umfassend absichert. Eine Expertenkommission soll bis 2023 konkrete Vorschläge vorlegen, die generationengerecht sind.“
Das ist zwar erst einmal nur ein Prüfauftrag, und der Hinweis auf eine Generationengerechtigkeit könnte auf eine kapitalgedeckte Lösung hindeuten. Allerdings finden sich auch an anderen Stellen im Koalitionsvertrag Hinweise auf solche Lösungen, insbesondere zur Rente. Dort soll die Kapitaldeckung jedoch explizit nicht von privaten Versicherungsgesellschaften erbracht werden. Vielmehr werden staatliche oder staatsnahe Institutionen dafür in die Diskussion gebracht.
Bedarf an Pflegeversicherung steigt
Immerhin heißt es im Koalitionsvertrag weiter: „Der privaten Pflegeversicherung würden wir vergleichbare Möglichkeiten geben.“ Das kann man so deuten, dass die private Pflegeversicherung auf die rund zehn Prozent Privatversicherten in Deutschland beschränkt bleiben soll. Der geringe Erfolg des Pflege-Bahr gibt einen Hinweis darauf, wie sich dann die Courtageeinnahmen der Makler im Pflegegeschäft entwickeln dürften.
Eine andere Deutung könnte sein, dass die private Versicherungswirtschaft eine Chance erhält, auch gesetzlich Versicherten Angebote für diese freiwillige, paritätisch finanzierte Vollversicherung zu machen. Ob das allerdings kalkulatorisch interessant sein werden, daran kann man nach den Erfahrungen mit dem Basistarif in der Krankenversicherung und dem Pflege-Bahr Zweifel haben.
Es wird sich daher noch zeigen müssen, ob der Optimismus der Befragten gerechtfertigt ist. Andererseits kann eine gesellschaftliche Debatte über die Kosten der steigenden Anzahl Pflegebedürftiger helfen, Kunden von entsprechender Vorsorge zu überzeugen.
Die Asscompact-Award-Studie „Private Kranken Pflegeversicherung“ enthält viele weitere Informationen unter anderem zu den Favoriten der Makler unter den Versicherern oder zu weiteren Erwartungen an das künftige Geschäft mit privaten Kranken- und Pflegeversicherungen. Sie kann kostenpflichtig bei der bbg Betriebsberatungs GmbH (E Mail: tannreuther@bbg-gruppe.de) erworben werden.
Autor(en): Matthias Beenken