Wenig konsumieren, viel sparen – so lautete das Konzept vieler Menschen seit Ausbruch der Pandemie. Das trieb die Nachfrage bei Investmentfonds und anderen Kapitalanlagen nach oben. Dennoch fürchten vor allem Frauen, Geringverdiener oder Geschiedene finanzielle Lücken im Alter.
Die zweijährige Corona-Pandemie mit ihren insgesamt fünf Infektionswellen und mehreren Lockdown-Phasen hat laut Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) für Konsumeinbußen in Höhe von rund 300 Milliarden Euro gesorgt. Im Schnitt gab jeder Bundesbürger den "IW-Trends 1/2022" zufolge geschätzt etwa 3.600 Euro weniger aus als in einem coronafreien Szenario. Dabei wurde nicht nur weniger konsumiert, sondern auch deutlich mehr gespart: In den vergangenen beiden Jahren übertraf das Sparvolumen den vorherigen Durchschnittswert um jeweils rund 100 Milliarden Euro. Die Sparquote lag im Krisenjahr 2020 mit gut 16 Prozent und 2021 mit 15 Prozent um rund fünf Prozentpunkte über dem langfristigen Durchschnittsniveau.
Gespartes Geld fließt in Wertpapiere
Die stark gestiegenen Zahlen bei Geldanlagen in Aktien und anderen Wertpapieren belegen die ungebrochene Sparfreude der Menschen. Jüngst berichtete der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV), dass der Wertpapierumsatz der Bankengruppe für 2021 von insgesamt 166,9 Milliarden Euro zu den höchsten seit vielen Jahren zählt. Besonders beliebt bei den Kunden sind Investmentfonds.
"Die Kunden von Banken und Sparkassen bekommen für ihre Sichteinlagen keine Zinsen mehr. Gefragt sind jetzt Anlagemöglichkeiten, die mehr Erträge bringen", erläutert der Vertriebsvorstand der Deka Bank im Interview mit dem Bankmagazin (Ausgabe 10 | 2021). "Anleger setzen deshalb verstärkt auf Wertpapierfonds, die in Aktien und Unternehmensanleihen aus entwickelten Volkswirtschafen sowie in Emerging Markets investieren. Auch Immobilienfonds werden verstärkt nachgefragt." Es gebe mehr Risikobereitschaft in Deutschland, "wo sich die Wertpapierkultur in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt hat".
Frauen, Geringverdiener und Geschiedene sorgen sich
Zugleich fühlen sich der IW-Ökonomin Ruth Schüler zufolge fast 30 Prozent der Menschen im erwerbsfähigen Alter nicht ausreichend finanziell für den Lebensabend abgesichert. Die Expertin für Soziale Sicherung und Verteilung hatte für die "IW-Trends 1/2022" Daten des Sozio-Oekonomischen Panels, kurz SOEP, ausgewertet.
Laut dieser SOEP-Analyse machen sich Frauen, Mieter, Geschiedene und Personen mit relativ niedrigem Einkommen auch größere Sorgen um ihre Altersversorgung als entsprechende Vergleichsgruppen. Besonders groß sei die Besorgnis bei Personen im Alter zwischen 35 und 64 Jahren im unteren Einkommensdrittel. "Möglicherweise wird die Notwendigkeit zur Vorsorge bei Personen mit niedrigem Einkommen zu spät erkannt", vermutet Schüler.
Dabei besitzen laut einer Forsa-Erhebung im Auftrag der Union Investment vom November 2021 fast acht von zehn Bundesbürger bereits eine private Altersvorsorge. Unter den 20- bis 29-Jährigen sorgt zumindest knapp die Hälfte für die Rente vor. 40 Prozent der 1.000 befragten Teilnehmer verfügen sogar über mehrere Altersvorsorgeprodukte.
Mit hybrider Beratung Kunden überzeugen
Doch die Angst davor, im Alter nicht auf ausreichende finanzielle Mittel zurückgreifen zu können, bleibt. "Der Bedarf an privater Altersvorsorge nimmt zu, das steht heute schon fest", konstatiert Rainer Gebhardt, Vertriebsvorstand der WWK Versicherungen, im Versicherungsmagazin (Ausgabe 6 | 2021). "Nur bedarfsgerechte Versicherungsprodukte schließen die existierende Versorgungslücke des Kunden und bieten eine lebenslange Rente. Eine qualifzierte Beratung gewinnt in diesem Bereich aus meiner Sicht weiter an Wert." Ein wichtiger Trend sei hier der hybride Ansatz. "Die Corona-Krise hat mit ihren Kontaktverboten dabei wie ein Beschleuniger für diese neue Art der Kundenberatung geführt."
Der Artikel ist ursprünglich auf Springer Professional erschienen.
Autor(en): Angelika Breinich-Schilly