Hohe Schäden trüben das gute Ergebnis

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„Die Signal Iduna ist 2021 doppelt so schnell gewachsen wie der deutsche Versicherungsmarkt“, sagte der Vorstandsvorsitzende Ulrich Leitermann anlässlich der Bilanzvorstellung in Hamburg. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen im Jahr 2021 um 3,4 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es 6,1 Milliarden Euro.

Doch die hohen Unwetterschäden, vor allem durch den Starkregen „Bernd“, verhagelten auch der Dortmunder Assekuranz etwas das Geschäft. So gab es beim Gesamtergebnis mit 856,1 Millionen Euro (Vorjahr: 873,7 Millionen Euro) mit einem Minus von zwei Prozent eine leichte Ergebnistrübung. Für das gute Wachstum ist laut Leitermann die weitgehende Digitalisierung des Unternehmens verantwortlich. „Durch die digitale Transformation können wir heute neue Produkte in neun, teilweise in sechs Monaten bauen. Früher haben wir doppelt so lange gebraucht“, so Leitermann. Zudem seien Agenturen stark im Zielgruppengeschäft, wie Handel und Handwerk, tätig. Rund 50 Prozent des Neugeschäfts würde aus dieser Zielgruppe generiert.

Die Signal Iduna ist zudem bei der Absicherung von E-Scootern nach eigenen Aussagen Marktführer. In Hamburg will der Versicherer gemeinsam mit dem Start-Up Vay einen Piloten starten, bei dem Autos ferngesteuert sind. Der Service soll in weiteren Städten angeboten werden. Auch hier will die Signal-Iduna Versicherungspartner sein.

Finaler Abschluss per Fernberatung möglich

Zudem seien Produkte zur Arbeitskraftsicherung „agil“ in enger Abstimmung mit dem Vertrieb entwickelt worden. Sie können zudem per Fernberatung final abgeschlossen werden. „Unsere fortschrittliche Aufstellung mit einem digitalen Büro hat uns in der Pandemie 2020 und 2021 geholfen, 85 Prozent der Belegschaft im Außendienst und in der Hauptverwaltung innerhalb von sieben Tagen im Home-Office voll arbeitsfähig zu machen“, betonte Leitermann. Welchen hohen Stellenwert die Digitalisierung weiterhin beim Dortmunder Versicherungskonzern hat, zeigt eine Personalie: So wird für Johannes Rath, der seit 2021 als Chief Transformation Officer (CTO) das Programm „Vision 2023“ verantwortet, der neue Vorstandsbereich „Kunde, Service und Transformation“ geschaffen.

Hohe Investition in Solarpark

Ein starker Teil der Transformation ist auch dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet. Daher sieht Leitermann den Erwerb des „größten Solarparks Europas“ im ehemaligen Braunkohlerevier Witznitz bei Leipzig als eindrucksvolle Verwicklung des nachhaltigen Wirtschaftens an. Leitermann betonte, dass das Bauprojekt, dass schon 2023 ans Netz gehen soll, ohne jegliche staatliche Förderung auskommt. Das Gesamtinvestitionsvolumen der Akquisition beläuft sich auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag. Eine direkte Beteiligung von Signal Iduna-Kunden an dem Solarpark wird es aber nicht geben. Sie sollen lediglich die Nutznießer der grünen Rendite sein. Ein positives Echo verspricht sich Leitermann auch vom Nachhaltigkeitsrating des neuen Lebensversicherers. Die Assekurata Rating-Agentur hatte die Signal Iduna Lebensversicherung im Mai mit der Gesamtnote „A+“ (gut) bewertet. In zwei Teilbereichen erzielt der Versicherer sogar ein „sehr gut.“.

Trotzdem ist noch Luft nach oben. So heißt es im Ratingbericht beispielsweise: „Erstrebenswert wäre es, wenn in Zukunft eine Abfragelogik auf Prozess- und Dokumentationsebene implementiert würde, die weiterführende Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden gezielt erfasst.“ Insgesamt könnte der Lebensversicherer - bei größerer Ausrichtung auf Nachhaltigkeit - noch drei Stufen bis AAA (exzellent) noch oben klettern.

Der neue Lebensversicherer, die Signal Iduna Lebensversicherung AG wurde Ende 2021 gegründet, könnte die nun steigenden Zinsen schneller an ihre Kunden weitergeben als die „alte“ Lebensversicherung a. G.. „Das vorgeschriebene Solvenzmodell fordert für Kapitalanlagen sehr lange Laufzeiten. Auch wenn wir hier kürzer investiert sind als die Branche, wird es sehr, sehr lange dauern, bis die höheren Zinsen in den Kundenbeständen ankommen“, sagte Finanzvorstand Martin Berger. Schneller werde es hingegen bei der Krankenversicherung gehen. Grundsätzlich werde durch die stark steigenden Zinsen die Finanzierung der Haushalte der EU-Staaten sehr schwierig. „Das ist ein richtiger Zins-Crash“, so Berger.

Höhere Prämien durch Inflation

Auch die hohe Inflation geht nicht an der Versicherungswirtschaft vorbei. Besonders ist laut Signal-Iduna die Kfz- und Wohngebäudeversicherung betroffen. Früher oder später müsste die Inflation über die Beiträge an die Kunden weitergegeben werden. „Ein Teil der Beitragsanpassungen für die Wohngebäudeversicherung wird durch die Anpassung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft beim Bau-Index aufgefangen“, sagte Schadenchef Stefan Kutz. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass wohl auch die Signal Iduna nicht an außerordentlichen Beitragsanpassung in der Wohngebäudeversicherung vorbeikommt. Damit dürfte sich der Wettbewerb in dieser Sparte deutlich intensivieren. Denn außerordentliche Erhöhungen lösen ein Sonderkündigungsrecht der Kunden aus.

Energisch wehrt sich Signal-Iduna-Chef Leitermann dagegen, dass der „alte“ Lebensversicherer sich jetzt in einem internen Run-Off befindet. „Das Unternehmen nimmt weiter am Markt teil. Es gibt dynamische Anpassungen“, stellte der Vorstandsvorsitzende klar. Einen Verkauf oder eine Andersbehandlung der Kunden werde es nicht geben. Alle Lebensversicherungskunden würden über ein IT-System vollkommen gleichbehandelt. Dennoch wurde in der Pressekonferenz bestätigt, dass das Neugeschäft nur noch über die Lebensversicherung AG läuft. Konkrete Zahlen zur Entwicklung der neuen Gesellschaft, legte die Assekuranz noch nicht vor. Derzeit generiert der Versicherer 80 Prozent des Lebensgeschäft über die eigene Ausschließlichkeit. 20 Prozent würde über freie Vertriebe erzielt.

Zinszusatzreserve kann abgebaut werden

Die „alte“ Lebensversicherung a. G. erreichte 2021 im Neugeschäft, gemessen in laufendem Beitrag, gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um drei Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von 2,9 Prozent auf 106,6 Millionen Euro. Damit erzielte das Unternehmen das höchste Neugeschäft seit 2005. Der Erfolg sei insbesondere auf Wachstum im Segment Einkommensschutz sowie auf eine spürbare Erholung bei der betrieblichen Altersversorgung nach einem durch Corona bedingten Einbruch im Vorjahr zurückzuführen. Die Zinszusatzreserve (ZZR) in der Lebensversicherung kann die Signal Iduna schon 2022 abbauen. 2020 hatte die Assekuranz noch 213 Millionen Euro in die ZZR zugeführt, 2021 waren es nur noch 59,5 Millionen Euro gewesen. „Ab 2022 könnten angesichts des neuen Zinsniveaus jährlich 100 Millionen Euro abgebaut werden“, ist Lebensvorstand Clemens Vatter überzeugt.

Gut läuft das Geschäft nach Aussage des Versicherers im Bereich der betrieblichen Krankenversicherung. Die Sparte würde vor allem im Handwerk ankommen, weil die Leistungen schnell „spürbar“ wären. Die Signal Iduna will das Angebot auch in Kooperation mit den Innungskassen vorantreiben, mit denen sie seit Jahren eine enge Partnerschaft hat. 

Geschäftszahlen Signal Iduna

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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