Direkt beim Fahrradkauf versucht nun auch die Allianz, umfangreichen Radschutz an die Biker zu bringen. Sie springt mit ihrer Fahrrad-Police "Allverta" auf den Verkaufsboom bei Fahrrädern und Pedelecs auf.
Vermittler haben das Nachsehen. Noch können nämlich Allianzagenturen und Versicherungsmakler über die Allianz nur den Fahrradbaustein aus der Hausratversicherung anbieten. Doch der reine Diebstahlschutz aus der Hausrat hat beim Fahrrad längst ausgedient. Voll im Trend liegen Extra-Rad-Policen.
Ammerländer dominiert
Speerspitze der Entwicklung ist die Ammerländer Versicherung, die mit ihrem Vollkasko-Fahrradschutz 2018 die Beiträge um 134 Prozent steigern konnte. Fast 43 Cent verdiente das Unternehmen 2018 an jedem Beitragseuro, den sie für Ihre Fahrradvollkaskoversicherung verbuchte. Eine genaue Risikostatistik, die Aufschluss gibt, wie sich die Schäden genau auf die einzeln versicherten Bereiche verteilen, will die Ammerländer aber nicht veröffentlichen.
Die Solo-Policen übernehmen in der Regel auch die Reparaturschäden, wenn das Rad durch einen selbstverschuldeten Unfall oder Sturz zu Schaden kommt oder Vandalen das wertvolle Gefährt böswillig beschädigen. Auch Schutz der hochwertigen Elektronik und des Akkus ist gegeben. Unter dem Strich lohnen sich die neuen Policen. Und zwar so sehr, dass beispielsweise Ammerländer, Waldburger oder Zurich die Prämie für ein 3.000-Euro- Gefährt pro Jahr auf unter 100 Euro schrauben können. Das gilt auch für die ZEG Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft, einem Verbund von Fahrradfachhändlern, die über die Ergo aus Düsseldorf ihren Schutz beziehen. Bisherige Topseller, wie die niederländische Enra, fallen da preislich vollkommen hinten rüber.
Abzüge bei Allianz
Doch auch die Allianz ist im Musterfall mit 138 Euro nicht mehr günstig. Zudem gibt es eine steigende Selbstbeteiligung. Nach 25 Monaten werden bei einem Totalschaden nur noch 60 Prozent gezahlt. Bei der Ammerländer oder der Waldburger gibt es erst ab 60 Monaten Leistungseinschränkungen. Zudem muss sich die Allianz sputen, wenn sie noch ordentlich viele Fahrradhändler unter Vertrag bekommen möchte. Der Markt ist über Enra, Wertgarantie oder ZEG – hier sind fast 1.000 Händler organisiert – weitgehend vergeben.
Derzeit kooperiert die Allianz erst mit 50 Händlern. Der Boom der klassischen und neuen E-Zweiräder dürfte weitergehen. "Der Absatz an Fahrrädern und E-Bikes lag 2018 mit 4,18 Mio. Einheiten 8,6 Prozent über dem Vorjahr", verkündete erst Ende März stolz der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV). E-Bikes sind Verkaufsschlager und Motor der deutschen Fahrradindustrie. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 980.000 E-Bikes verkauft: Ein Plus von 36 Prozent. Die allermeisten dieser E-Bikes sind "Pedal Electric Cycle" – kurz Pedelecs.
Radschutz über Hausrat unrentabel
Im Schnitt kosten sie bereits 2.800 Euro, wie Branchenkreise schätzen. Daher wird eine Absicherung der Familienräder über die Hausratversicherung, die anteilig über die Versicherungssumme läuft, vollkommen unrentabel. Günstige Extra-Radpolicen sind daher viel sinnvoller für den Verbraucher. Versicherungsmakler sollten daher selbst am Point-of-Sale aufschlagen, wenn der Kunde sich in den sozialen Medien oder am klassischen Stammtisch erstmals für Pedelecs interessiert.
Möglich ist es auch, onlinetechnisch stärker auf den Fahrradboom zu setzen. Vorbild ist die Homepage der Ammerländer. Hier geht es fast nur noch um die Fahrrad-Vollkaskoversicherung. Aber auch der Versicherungsmakler Thomas Krist aus Pfarrkirchen könnte innovativen Vermittlern als Blaupause für den Einstieg in die neue Mobilität dienen. Da ist dann die E-Scooter-Versicherung auch nicht mehr weit.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek