Immer mehr Gewerbevergleichsanbieter werden aktiv. Sie sorgen bei Firmenversicherungen für mehr Transparenz. Damit dürfte der Wettbewerb in diesem Sektor anziehen. Doch vergleichen kann man nur die Standardfirma. Vielfach dürften daher die Vergleichsrechner eher als erste Orientierung für Selbstständige dienen.
Aktiv sind mittlerweile Finanzchef24, Gewerbeversicherung24, Bisure, Softfair und Domcura. Während die ersten drei Unternehmen als Versicherungsmakler arbeiten, ist Softfair ein Analysehaus und Domcura als Assekuradeur tätig. Bisher können Unternehmen online direkt auf Finanzchef24 und Gewerbeversicherung24 zugreifen. Bisure ist für die Betriebshaftpflicht schon über den Maklerpools Blau direkt erreichbar. "Alle Rechner werden künftig direkt auf Maklerhomepages eingebaut", sagt Bisure Geschäftsführer Ulf Papke. Die Vergleiche von Softfair und Domcura können Unternehmen weiterhin nur indirekt über Versicherungsmakler oder Versicherungsberater abfragen.
Immer breiteres Angebot
Die Angebote werden ständig erweitert. Es kommen mehr Sparten hinzu, die verglichen werden können. Finanzchef24 vergleicht Angebote von rund 46 Versicherern, Gewerbeversicherung24 und Softfair jeweils von rund 30 Anbietern, während Bisure bei rund 40 liegt, sich aber noch im Aufbau befindet. Demgegenüber gibt sich Domcura mit fünf Assekuranzen zufrieden.
Aktuell hat Softfair in der Inhaltsversicherung den "Axa Profi Schutz" in den Vergleich aufgenommen und bei der Inter wurde ein neuer Inhaltstarif freigeschaltet. Aktualisiert wurden die Betriebshaftpflicht der Mannheimer und des Volkswohlbundes. Die Technik von Finanzchef24 kommt so gut an, dass jetzt der Assekuradeur Dualseine digitalen Prozesse darauf aufbaut. „Auf Basis unseres Algorithmus zur Berechnung von Gewerberisiken haben wir einen Robo-Advisor entwickelt, der sich komplett an den Anforderungen der Dual-Produktpalette ausrichtet“, heißt es bei Finanzchef24. Einzelmakler können den Firmenendkundenrechner über Finanzchefpro.de nutzen. "Damit erhalten sie die Vorteile eine Einkaufsgemeinschaft", heißt es bei Finanzchef24. Neben dem Angebotsvergleich, gibt es eine vollständige elektronische und haftungssichere Beratungsdokumentation. Die Einreichung der Policen kann in wenigen Klicks online durchgeführt werden. Die Antragsabwicklung erfolgt im Maklerpool-Modell bei vertraglich garantiertem Kundenschutz. "Wir finanzieren das Modell über eine Overheadprovision der Versicherer", so das Unternehmen.
Mit Vergleich zum Vermittler
Damit wird die These, dass man Gewerbeschutz nicht online verkaufen und vergleichbar machen kann, immer stärker widerlegt. Für Einfirmenvermittler wird es nun eng. Viele Unternehmer werden bei ihnen – wenn überhaupt – mit einem Vergleichsangebot aus dem Netz ankommen. Die Marktabdeckung steigt ständig, denn immer mehr Versicherer stellen sich – notgedrungen – dem Vergleich. Andernfalls drohen ihnen Kundenverluste.
Künftig können Unternehmer ihren Risikoschutz bausteinartig jeweils beim besten Anbieter ordern. Ein Vergleich des "Handwerk Magazin" zur Betriebshaftpflichtversicherung über mehrere Vergleichsanbieter und Berufe zeigt, dass es aktuell im Markt ein sehr großes Sparpotenzial gibt.
Persönliche Beratung weiterhin wichtig
Die Krux formuliert der langjährige Versicherungsberater Andreas Kutschera aus Mönchengladbach: "Unternehmer die ihren Versicherungsbedarf gut einschätzen können, dürften mit jedem Vergleich ein gutes Ergebnis erzielen." Doch wer nicht genau weiß worauf es ankommt, dem nutzen Vergleichsrechner herzlich wenig. Und das scheint für die Mehrheit der Mittelständler zuzutreffen. So gibt Benjamin Papo, Geschäftsführer von Finanzchef24, unumwunden zu, dass man sich "vom Vergleicher zum Makler entwickelt, weil Beratungsbedarf besteht." Papo: "Wir verbinden aber die Vorteile der beiden Welten." Der Unternehmer könne online abschließen oder eine persönliche Beratung nutzen.
Auch Gewerbeversicherung24 arbeitet derzeit daran, dass die Kunden auf jeder Homepage eines kooperierenden Versicherungsmaklers den Vergleichsrechner nutzen können. "Damit wollen wir technische Unterstützung mit Makler-Know-how verbinden", sagt Christopher Leifeld, Geschäftsführer und Mitgründer des Unternehmens.
Genaue Kenntnis der Betriebsart nötig
Auch ohne Vergleich auf der Homepage, nutzen Versicherungsmakler in der Regel im Hintergrund einen Rechner, etwa Softfair, um die Kunden schnell zu bedienen. Damit haben die Vergleicher zumindest geschafft; dass die klassische Ausschreibung, bei der der Versicherungsmakler mühevoll auf Basis des Kundenprofils verschiedene Versicherer direkt angeschrieben hat, immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird. "Trotzdem kann man sicher einen Vergleich nur dann erstellen, wenn man die genaue Betriebsart kennt", warnt Experte Kutschera. Ein automatischer Vergleich von Gewerbeschutz im Internet oder beim Versicherungsmakler kann meist nur eine erste Orientierung sein. Der konkrete Versicherungsschutz wird vielfach weiterhin über eine persönliche Expertenberatung erfolgen. Möglicherweise aber dort, wo auch ein Gewerbevergleichsrechner auf der Homepage steht.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek