Der Online-Arm der Allianz SE, die Allianz Direct, lässt sich ab September 2022 wieder voll beim Vergleichsportal Check 24 listen. „Gemeinsam mit Check 24 wollen wir unsere Kunden durch reibungslose und einfache Self-Service-Prozesse und attraktive Preise begeistern“, kommentierte Philipp Kroetz, bei der Allianz Direct Chief Executive Officer (CEO), die Rückkehr in einer Pressemitteilung. 2019 war der Online-Versicherer aus dem Vergleichsportal ausgeschieden. Er folgte damit dem Vorbild der Huk 24, die bereits seit 2017 in keinem Vergleichsportal mehr zu finden ist.
Geschäft über Vergleichsportal teuer
Der Huk-Coburg-Konzern begründet den Schritt mit hohen Provisionen, die der Online-Makler Check 24 verlangt. Diese hohen Abschlussprovisionen würden die günstige Preisposition des fränkischen Versicherers gefährden. Während die Huk 24 das Ende der Kooperation mit Check 24 gut überstanden hat und heute über 2,8 Millionen Kunden zählt, musste die Allianz Direct seither deutliche Kundenverluste hinnehmen. Der Gesamtbestand, der bei der Allianz Direct versicherten Kraftfahrzeuge, verringerte sich Ende 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 11,6 Prozent und betrug laut Geschäftsbericht noch 334.661 Stück. Die Bruttobeitragseinnahmen nahmen gegenüber 2020 sogar um 17 Prozent auf 136,5 Millionen Euro ab. Bisher steht das Unternehmen in den roten Zahlen. Auch die Schaden-Kosten-Quote ist mit knapp 132 Prozent noch sehr hoch.
Allianz Direct entwickelt europäische Direktplattform
Seit 2021 betreibt und entwickelt die Allianz Direct eine europäische Direktplattform. Sie erbringt daher Serviceleistungen für den Mutterkonzern und Niederlassung in Spanien, Benelux und Italien. Nun soll wohl das technische Know-how des digitalen Brockers Check 24 der Allianz Direct bei ihrer Entwicklung helfen. „Allianz Direct und Check24 werden künftig eng an der Weiterentwicklung zu einem rein digitalen Geschäftsmodell mit klarem Fokus auf preissensitive Kunden zusammenarbeiten und ihre jeweiligen Kernkompetenzen in die Partnerschaft einbringen“, heißt es in der Pressemitteilung.
Weitere Details zur strategischen Weiterentwicklung im Herbst
Vergleichsergebnisse neutral Dabei dürfte sich dies aber wohl kaum auf die Vergleichsergebnisse auswirken. Denn auf der Homepage betont Check24 unter dem Stichwort „Provision und Neutralität“, dass das Ranking „selbstverständlich nicht“ durch Provisionen beeinflusst wird. In der Kfz-Versicherung will Check24 nach eigenen Angaben eine Marktabdeckung von über 90 Prozent bieten. Dabei zieht der Vergleicher scheinbar auch Tarife mit ein, die er lediglich listet und die nicht abschließbar sind, wie die Angebote des HUK-Konzerns. Nach Auszählung der teilnehmenden Versicherer und Vertriebsmarken können in der Kfz-Versicherung derzeit 48 Anbieter mit 331 Tarifen verglichen werden. Nur dargestellt und nicht abschließbar sind derzeit 35 Anbieter mit 170 Tarifen. Darunter befinden sich noch zwei Angebote der Allianz Direct. Mit dem Einstieg in das Portal ab September 2022 ist die Allianz Direct nun der 49. Anbieter - einer unter sehr vielen. Nach Angaben der Assekuranz, die sich im Vorstand derzeit enorm verstärkt hat, sollen weitere Details zur strategischen Weiterentwicklung im Herbst bekanntgegeben werden.
Digitalversicherer unter Druck
Wie bewegt der Markt derzeit ist, zeigt das „Aus“ der R+V 24. Über 660.000 Kunden mit einer Autoversicherung erhielten im Juli 2022 ein „neues“ Unternehmen, denn die R+V 24 wurde mit dem Mutterkonzern verschmolzen. Damit wird der selbstständige digitale Arm der R+V Versicherung eingestellt. Längst sind die Mütter der Assekuranzen so digital, dass Online-Marken eigentlich nur noch mit einem Billig-Image Kunden werben. Damit ist nun bei der R+V Schluss. Für die Kunden soll sich durch die Verschmelzung nichts ändern. „Wir verknüpfen unsere Kanäle und Services, die bisher getrennt voneinander agiert haben“, erläutert Anja Stolz, Vorstand der R+V Direktversicherung und zusätzlich Marketingchefin der R+V. Den Kunden werde nun auf jedem Zugangsweg ein einheitliches Angebot präsentiert - das gleiche Produkt zum gleichen Preis! Der Schritt der R+V zeigt: Es geht um Kostenersparnis, Vertrieb und Digitalisierung. Diese drei Faktoren entscheiden den Wettbewerb in den nächsten Jahren.
Diesen Weg war 2017 bereits die Gothaer mit ihrer Digitalmarke „Asstel“ gegangen. Tendenzen, dass dem größten Online-Arm eines Versicherers, der Huk 24, ein ähnliches Schicksal blüht, gibt es nicht. „Wir freuen uns auf eine wachstumsreiche Zukunft“, sagt der Vorstandssprecher der Huk-Coburg-Gruppe Klaus-Jürgen Heitmann.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek