Abschlusskosten bewegen sich – wenig

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Nach den aktuellen Zahlen der "Zeitschrift für Versicherungswesen" haben die größeren deutschen Lebensversicherer die Abschlusskosten senken können. Im Einzelnen ergeben sich jedoch große Unterschiede. Die Zeitschrift gibt wie jedes Jahr einen Überblick über die 50 größten Lebensversicherer. Diese weisen mindestens 241 Millionen Euro (Hansemerkur, Platz 50) und bis zu 18 Milliarden Euro (Allianz, Platz 1) an Beitragseinnahmen auf.

Ein besonderes Augenmerk gilt den Kostenquoten. Mit dem Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) hatte der Gesetzgeber den Gesellschaften den Auftrag gegeben, die Abschlusskosten zu senken. Denn in der andauernden Niedrigzinsphase wirken sich diese Kosten weitaus stärker aus als in besseren Zeiten, als Versicherer manche Kostenposition relativ leicht im hohen Zinsertrag verstecken konnten.

Senkung des Zillmersatzes zeigte leichte Wirkung
Dazu wählte der Gesetzgeber die Bilanzierungsvorschriften als Hebel und erschwerte ab 1. Januar 2015 die Verbuchung von Abschlusskosten als Darlehen durch die Kunden, die sogenannte Zillmerung. Das wiederum verteuert die Finanzierung von einmaligen, bei Vertragsabschluss fälligen Abschlusskosten.

Diese Maßnahme hat Wirkung gezeigt, aber nur eine milde. Gegenüber dem letzten Jahr vor dem LVRG 2014 ist der durchschnittliche Abschlusskostensatz der 50 größten Gesellschaften von 5,2 auf 4,9 Prozent der Beitragssumme des Neugeschäfts im Jahr 2016 gesunken.

Vertrieb kostet mehr als sieben Milliarden Euro
Die Verwaltungskosten sind in demselben Zweijahreszeitraum bei den 50 größten Gesellschaften ebenfalls leicht gesunken, von 2,6 auf 2,3 Prozent der Beitragseinnahmen des Geschäftsjahres (jeweils nicht mit dem Marktanteil gewichtete Mittelwerte, nach gewichteten Mittelwerten fällt der Rückgang etwas schwächer aus). Verwaltungskosten dienen traditionell dazu, auch überrechnungsmäßige Abschlusskosten zu finanzieren. Ob diese Senkungen alles in allem ausreichen, ist eine politische Frage, die nach der Bundestagswahl von den dann regierenden Parteien beantwortet werden wird. Marc Surminski, Chefredakteur der Zeitschrift für Versicherungswesen, sieht die bisherigen Erfolge kritisch. "Die Entwicklung der Abschlusskosten ist kein Ruhmesblatt für die deutschen Lebensversicherer", kommentiert er die Zahlen.

Denn mit 7,05 Milliarden Euro fielen immer noch erhebliche Abschlusskosten in absoluten Zahlen in der gesamten Lebensversicherungsbranche an, im Vergleich zu 7,16 Milliarden im Jahr davor – und das bei rückläufigem Neugeschäft. Surminski glaubt daher, die Gesellschaften hätten bei der Anfang 2018 bevorstehenden Evaluierung des LVRG "schlechte Karten".

Diese Versicherer performen besonders gut
Im Einzelnen ist die Lage differenziert. So schaffen es einige Versicherer, in beiden Kostenquoten – Abschluss- und Verwaltungskosten – günstig zu arbeiten und damit potenziell dem Kunden mehr Leistungen zu verschaffen. Unter oder genau in beiden Durchschnitten in diesem Fall der 30 größten Lebensversicherer liegen die folgenden Gesellschaften (alphabetisch sortiert): Allianz, Alte Leipziger, Bayern, Continentale, Cosmos, Debeka, Hannoversche, LVM, PB, Provinzial Rheinland, R+V, SV Sparkassenversicherung und Volkswohl Bund.

Zumindest bei den Verwaltungs-, aber nicht bei den Abschlusskosten schaffen es Gothaer, Neue Leben, Provinzial Nordwest, Targo und VGH besser als der Durchschnitt abzuschneiden. Umgekehrt bei den Abschluss-, nicht aber den Verwaltungskosten günstiger schneiden Generali, Iduna, Swiss Life und WWK ab. In beiden Kostenquoten über dem Schnitt liegen Aachenmünchener, Axa, Ergo, HDI, Nürnberger, Württembergische und Zurich.

Weitere Zahlen zu den Bilanzen der Lebensversicherer finden sich in den letzten beiden Heften der Zeitschrift für Versicherungswesen.

Abschlusskosten Beitrag 18.09.2017

Autor(en): Matthias Beenken

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