Aufgrund der Niedrigzinsphase brauchen Anleger gute Investmentstrategien. Denn laut der Prognosen des Vermögensverwalters HQ Trust ist eine Besserung nicht in Sicht.
Staatsanleihen haben in den vergangenen 30 Jahren eine eindrucksvolle Talfahrt hingelegt. Dem Rekordstand der langfristigen Zinsen in den zehn großen Industrieländern, die 1980 das höchste Niveau seit 1900 erreicht hatten, folgte ein Rutsch auf beispiellose Tiefststände. Hoffnungen auf eine Zinswende haben sich mit den jüngsten Aussagen der europäischen Notenbank und den Zinssenkungssignalen der US-Notenbank zerschlagen.
Vermögen schmelzen ab
Angesichts der weltweiten Schuldenberge, einer alternden Bevölkerung in vielen Industrieländern und der sinkenden Produktivität bleibt den Währungshütern auch gar nichts anderes übrig, wie Reinhard Panse, Chief Investment Officer bei HQ Trust, bei einer Presseveranstaltung sagte. Was Schuldner freut, ist für Sparer ein Albtraum. Der einst sichere Hafen der Staatsanleihen ist nur noch in einer Hinsicht verlässlich: Das Vermögen wird in den nächsten Jahren schmelzen.
Die Verluste summieren sich langfristig zu beachtlichen Summen. Deutschen Anleihen droht in den kommenden zehn Jahren nach Steuern und Inflation eine negative Rendite von 2,2 Prozent jährlich, hat der Vermögensverwalter ausgerechnet. Und auch mit US-Papieren lässt sich kein Blumentopf gewinnen. Hier winken 0,5 Prozent Minus im Jahr.
Diese Anlageklassen sind nur für vermögende Anleger geeignet
Gefragt sind daher andere Anlageklassen. Gute Perspektiven misst HQ Trust in den nächsten zehn Jahren Private Equity und Private Debt bei. Auch Immobilien, die mit Fremdkapital finanziert sind, versprechen ordentliche Erträge. Der Nachteil: Diese Anlageklassen sind betuchten Investoren vorbehalten. Somit bleiben für den Normalsparer vor allem Aktien als Alternative. Deren Potenzial sei noch längst nicht ausgereizt.
Angesichts der Rekordtiefs bei den Zinsen sind die Börsen nach Ansicht von Panse auch nach zehn Jahren Hausse noch moderat bewertet. Selbst US-Aktien, die im internationalen Vergleich teuer sind, misst der Vermögensverwalter noch erhebliches Potenzial zu: Sieben Prozent jährlich sind nach den Prognosemodellen von HQ Trust in den kommenden zehn Jahren möglich.
Warum in die Ferne schweifen...
Noch besser sieht es vor der eigenen Haustür aus. Mit europäischen Aktien lassen sich nach den Berechnungen jedes Jahr sogar zehn Prozent erzielen. Dabei hilft die günstige Bewertung. Unter Berücksichtigung von Buchwert, Cashflow und Dividendenrendite seien europäische Aktien 3,5 Prozent niedriger bewertet als im Schnitt seit 1985, so Panse. Und das bei einem Zinsniveau, das weit unter dem historischen Mittel liegt.
Mit wehenden Fahnen ins Lager der Aktionäre zu wechseln, hält Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements bei HQ Trust, aber für falsch. Der nicht beigelegte Handelskonflikt zwischen China und den USA sowie das Säbelrasseln im persischen Golf sind für ihn Grund genug, kurzfristige Rückschläge einzuplanen. Um die ohne große Blessuren zu überstehen, setzt sein Team auf Qualitätsaktien, die in rauem Börsengewässer nicht zu schnell abtauchen. Korrekturen sind für Müller dennoch kein Grund zum Verzweifeln. Vielmehr stellten niedrigere Kurse "attraktive Einstiegsmöglichkeiten" dar, wie er betont.
Autor(en): Michael Fuchs