Nachhaltigkeit ja, aber nur wenn es sich rechnet

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Wachsende Weltbevölkerung, Klimawandel und zunehmende globale Unsicherheit. Vor diesen Szenarien erhält die nachhaltige Ausrichtung der Weltwirtschaft wachsende Bedeutung. In diesem Zusammenhang hat die EU-Kommission einen Aktionsplan zu "Sustainable Finance" angekündigt, der die Bedingungen für nachhaltige Finanzierungen verbessern sollen. In den kommenden Jahren sollen rund 180 Milliarden Euro an jährlichen Investitionen für den Klimaschutz eingesetzt werden.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft begrüßt den Plan der Kommission, denn die Versicherer sind sowohl als Anleger als auch als Sicherungsgeber betroffen. Allerdings müssten für eine stärkere Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Kapitalanlage und das Risikomanagement die richtigen Voraussetzungen geschaffen werden, so der Verband auf einem Pressegespräch in Frankfurt am Main.

Freiwillig soll es sein
"Nachhaltigkeitskriterien spielen bei der Anlage aufgrund des langfristigen Geschäftsmodells der Versicherer schon seit Jahren eine wichtige Roll"“, so der Verband. Gestützt werde dieses Vorgehen durch neuere empirische Analysen, die belegten, dass sich die Einbindung von Nachhaltigkeitsaspekten in die Kapitalanlage positiv auf das Rendite-Risiko-Profil auswirken könne. Hierzu sei der Schlüssel eine Kapitalanlagestrategie, die auf die so genannten materiellen Werttreiber setze.

Der GDV begrüßt im Aktionsplan vor allem die Einführung eines Klassifizierungssystems (Taxonomie) sowie neuer Standards etwa für Green Bonds. Diese könnten bei Investoren und Verbrauchern zu mehr Transparenz führen. Die Nachhaltigkeitskonzepte müssten aber freiwillig verbreitet werden. Je nach Größe und individueller Situation des Versicherers seien unterschiedliche Ansätze beziehungsweise eine Kombination daraus sinnvoll. "Nur wenn nachhaltige Investitionen ein attraktives Rendite-Risiko-Profil aufweisen, wird sich die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in der Kapitalanlage langfristig durchsetzen", so der Branchenverband.

Die GDV-Positionen in Kürze:

  1. Es ist positiv, dass sich die globale Wirtschaft stärker an Nachhaltigkeitsaspekten orientiert.
  2. Aber: Die sichere und rentable Erfüllung der Leistungsversprechen gegenüber den Kunden steht an erster Stelle.
  3. Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien kann für Investoren ökonomisch attraktiv sein.
  4. Freiwillige Verbreitung von Nachhaltigkeitskriterien funktioniert. Marktlösungen sind effizienter als starre Vorgaben.
  5. Für mehr Investitionen in nachhaltige Projekte müssen Rahmenbedingungen verbessert und mehr nachhaltige Investments angeboten werden.

Aktionsplan der EU-Komission

Versicherer und Nachhaltigkeit
Mit einem Kapitalanlagebestand von rund 1,6 Billionen Euro gehört die Assekuranz zu den größten institutionellen Investoren in Deutschland. Deutsche Versicherer mit rund der Hälfte der gesamten Kapitalanlagen haben die Principles for Responsible Investment (PRI) der UN unterzeichnet. Mehr als 75 Prozent der Versicherer berücksichtigen aktuell bereits ESG-Faktoren bei der Kapitalanlage Rund 90 Prozent wollen künftig Nachhaltigkeitsaspekte verstärkt in der Kapitalanlage berücksichtigen. In den vergangenen Jahren haben sich die Unternehmen zunehmend als Investoren der Energiewende betätigt: 2002 investierten die Erstversicherer 0,8 Milliarden Euro in erneuerbare Energien, 2017 waren es 5,1 Milliarden Euro.

Autor(en): Versicherungsmagazin.de

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