Der Dax hat in den vergangenen Wochen zeitweise zehn Prozent verloren. Anleger, die in den vergangenen Monaten eingestiegen sind, fragen verunsichert: Haben sie zur falschen Zeit auf Aktien gesetzt? Die Antwort lautet: Ja und Nein! Nein, weil die Aktienmärkte bald einen weiteren kräftigen Satz nach oben machen dürften. Ja, weil die Aktienhausse mit dem US-Wahljahr 2020 zu Ende geht.
Wer vor fünf Jahren noch überzeugter Aktien-Abstinenzler gewesen ist, setzt wegen kollabierender Zinsen nun doch auf Dividenden. Nun ist es niemals verkehrt, einen Teil seines Vermögens in gute Unternehmen zu investieren. Doch besonders engagieren sollte man sich am Aktienmarkt vor allem dann, wenn sich ein Abwärtstrend in einen längerfristigen Aufwärtstrend wandelt.
Kurz- bis mittelfristig optimistisch gestimmt
Das ist nach dem Ausverkauf im Jahr 2009/2010 der Fall gewesen, dann auch 2012 und noch einmal 2016. Doch damals haben nur wenige Anleger den Mut gehabt, das Depot ordentlich mit Aktien zu bestücken. Anders sahdie die Sache nach dem Rallye-Jahr 2017 aus, als viele Anleger ihr Geld in Aktienfonds gesteckt hatten. Leider wartet der Großteil derer, die 2018 eingestiegen sind, noch immer auf grüne Zahlen. Vor allem die beliebten Deutschland- und Europa-Fonds liegen wie Blei im Depot.
Gleichwohl sind wir kurz- bis mittelfristig optimistisch gestimmt. Die aktuelle Schwäche ist nichts Ungewöhnliches. Der August ist sei Jahrzehnten der zweitschlechteste Monat des Börsenjahres. Und im September durchkämmen die Portfoliomanager gerne den Bestand und sortieren die Verlierer aus, um am Jahresende gut dazustehen. Das macht den September in den USA zum Top-Verlierermonat seit dem Jahr 1950.
Erste Wolken ab der zweiten Jahreshälfte 2020
Nach dem Nervengezerre im Spätsommer beginnt die beste Börsenphase. Sie dauert von Mitte Oktober bis zum Mai und sorgt über die Jahrzehnte nachweislich für den Großteil der Kursgewinne. 2019 kommt verstärkend hinzu, dass es das Vorwahljahr für die US-Präsidentschaftswahl ist. Diese Vorwahljahre fallen an den Börsen in der Regel stark aus und 2019 erweist sich bisher als ein besonders erfreulich. Daher halten wir es für wahrscheinlich, dass die Aktienmärkte nach der saisonalen Schwäche ab Oktober/November kräftig nach oben gehen und bis Frühjahr/ Sommer 2020 für zufriedene Gesichter bei den Aktionären sorgen.
Hinter dem heiteren Ausblick türmen sich jedoch die ersten Wolken auf. Ein wichtiger Faktor für Pessimismus bei Aktien ab dem Herbst 2020 ist die Entwicklung des Goldpreises. Wir erwarten auf Sicht der nächsten Jahre eine größere Hausse für das Edelmetall. Kommt aber Gold dauerhaft in Fahrt, sieht es für Aktien schlecht aus. Unsere Auswertungen seit Freigabe des Goldpreises im Jahr 1971 belegen dies. Zudem dreht die Zinsstruktuk in den USA zum zweiten Mal in negatives Terrain. Wenn dies eintritt, ist es bislang mit zeitlichem Abstand stets zu einer Rezession und einem Abschwung am Aktienmarkt gekommen.
Auf Sicht der nächsten zwölf Monate rechnen wir mit steigenden Aktienkursen. Dies dürfte jedoch der letzte Aufwärtsschwung in dieser langen Hausse sein. Ab dem Sommer/Herbst 2020 sollten sich Anleger darauf einstellen, dass es ungemütlich wird.
Quelle: V-Bank
Autor(en): Stephan Albrech, Vorstand Albrech & Cie Vermögensverwaltung AG