Wie hat sich die Pandemie auf die wirtschaftliche Lage der Menschen in Europa ausgewirkt? Eine aktuelle Studie hat neben Einkaufs- und Bezahltrends auch die finanzielle Lage der Haushalte in Deutschland und sechs weiteren europäischen Staaten untersucht.
Die Lockdowns beschränkten die Verbraucher in vielen Bereichen. Vor allem Urlaubsreisen und der Besuch von Restaurants und Cafés hat den Menschen in Europa gefehlt. So ist der Run auf diverse Unterhaltungsangebote nach Aufhebung der Pandemiemaßnahmen vielerorts groß. Dennoch haben sich bestimmte Services während der Pandemie etabliert und werden auch nach den Lockerungen gerne genutzt. Hierzu gehören unter anderem Lebensmitteldienste, die besonders häufig von deutschen Verbrauchern gebucht werden.
Konsum wird vermehrt online getätigt
Eine Umfrage des Zahlungsspezialisten EVO Payment unter mehr als 3.500 Menschen zwischen 18 und 65 Jahren aus sieben europäischen Ländern belegt, dass die Pandemie 42 Prozent der Verbraucher zum Online-Konsum motiviert hat. Befragt wurden Konsumenten in Polen, Tschechien, der Slovakei, in Ungarn, Deutschland, Großbritannien und Irland. Seit Ausbruch der Krise zahlen 43 Prozent der Europäer häufiger mit Karte beziehungsweise bargeldlos. Ein knappes Viertel (23 Prozent) plant künftig beim Einkauf im Laden häufiger als vor der Pandemie die konventionelle Kartenzahlung zu nutzen.
Doch auch wenn es allgemeine Bezahl- und Konsumtrends in Europa gibt, unterscheiden sich die Ansichten der Deutschen von den Verbrauchern anderer Länder in einigen Punkten. So haben die Bundesbürger eine besonders positive Einstellung hinsichtlich des Pandemieendes. Immerhin gehen 30 Prozent davon aus, dass die Krise im ersten Halbjahr 2022 endet. In Europa sind insgesamt nur 24 Prozent der befragten Verbraucher dieser Meinung.
Positiver Blick in die nahe Zukunft
Auch geben 62 Prozent der Deutschen an, ihre wirtschaftliche Situation habe sich infolge von Covid-19 nicht verschlechtert. In Europa sagen das nur 53 Prozent der Umfrageteilnehmer. 25 Prozent der Bundesbürger behaupten, sie haben einen guten Lebensstandard, mit dem sie sich vieles leisten können, ohne wirklich sparen zu müssen. Im europäischen Durchschnitt geben das nur 19 Prozent der Menschen an. Und drei Prozent der deutschen Verbraucher leisten sich sogar ein "hohes Maß an Luxus". Das behaupten nur zwei Prozent der Europäer.
Auch beim Blick in die Zukunft gehen 48 Prozent der Deutschen davon aus, dass sich ihre finanzielle Lage in den kommenden zwölf Monaten nicht verändern wird. In der Gesamterhebung meinen das 41 Prozent. Allerdings glauben 28 Prozent der Europäer, ihre Lage werde sich in den kommenden Monaten verbessern. Das behaupten nur 26 Prozent der Bundesbürger.
Ein Viertel findet Bargeld unhygienisch
Interessant ist, dass den Deutschen nach der Pandemie das Reisen mit 44 Prozent weniger wichtig ist, als den durchschnittlichen Europäern (49 Prozent). Dagegen legen sie mit 47 Prozent deutlich mehr Wert auf den Gang ins Restaurant als die Verbraucher in den anderen Ländern (39 Prozent). Auch das Offline-Shopping ist mit 25 Prozent bei den Deutschen beliebter als bei den europäischen Nachbarn (20 Prozent). Allerdings wollen nur 19 Prozent dabei häufiger kontaktlos zahlen als vor Ausbruch von Covid-19. In Europa liegt der Anteil bei 24 Prozent.
Die Studienautoren ordnen aber immer noch 27 Prozent der Bundesbürger in die Kategorie der "Bargeldorientierten Traditionalisten" ein. Diese greifen vor allem in Krisen gerne auf Scheine und Münzen zurück und wollen auch noch in zehn Jahren Bargeld verwenden. 49 Prozent der Menschen zwischen 36 und 55 Jahren und 23 Prozent der Personen zwischen 56 und 65 Jahren gehören in diese Gruppe. Zum Verbrauchertyp des "Zahlungswechslers" oder "Switchers" zählen immerhin 49 Prozent der Deutschen. Auch hier machen die 36- bis 55-Jährigen mit einem Anteil von 50 Prozent die größte Gruppe aus. Sie sind gegenüber den verschiedenen Zahlungsformen weder positiv noch negativ eingestellt.
Ein knappes Viertel (24 Prozent) der hiesigen Konsumenten gelten hingegen als "Moderne Kontaktlose Zahler", die Bargeld als unhygienisch empfinden. Davon gehört das Gros in die Altersgruppe der 36- bis 55-Jährigen (47 Prozent). Von den 18- bis 22-Jährigen zählen neun Prozent und von den 23- bis 35-Jährigen immerhin 28 Prozent zu dieser Kategorie.
Autor(en): Angelika Breinich-Schilly