Es ist immer so eine Sache mit den Versicherungstests der Stiftung Warentest: Schon beim Thema BU mussten die selbsternannten Berliner Verbraucherschützer Prügel einstecken – und haben daraus trotzdem nicht gelernt. Auf den Gedanken könnte man zumindest kommen, wenn man sich den Test der Risikolebensversicherung anschaut, der gerade veröffentlicht wurde.
Gehen wir mal einen Schritt zurück: Kunden und Leser verlassen sich auf Empfehlungen der Stiftung Warentest, die eine hohe Glaubwürdigkeit hat. Bei getesteten Toastern und Zahnbürsten mag das auch o. k. sein, bei der so wichtigen finanziellen Absicherung der Familie aber stellt sich schon die Frage, ob man sich wirklich auf das Test-Urteil der Berliner verlassen sollte.
„Orientieren Sie sich vor allem am Preis“
Dieser Gedanke wird verstärkt, wenn man diesen Tipp als Fazit aus dem Test liest. Das mag bei einem jungen, gesunden 20-Jährigen ohne Krankheitshintergrund noch zutreffen, aber mal ganz ehrlich: Wer versichert sich schon als junger, gesunder 20-Jähriger mit einer Risikolebensversicherung? Nein, die Risikolebensversicherung kommt eher im Mittelalter zum Tragen, wenn Familien gegründet und Häuser gebaut werden. Und dann ist der Preisratschlag gefährlich, wenn ein paar Vorerkrankungen vorliegen. Denn die vom Versicherer im Rahmen der Antragstellung abgefragten Zeiträume variieren zum Teil deutlich: Während viele Versicherer Krankenhausaufenthalte für einen Zeitraum von zehn Jahren rückwirkend abfragen, sind es bei anderen nur fünf Jahre. Viele Versicherer stellen zudem unspezifische, offene Fragen im Antrag, die echte Fallstricke sein können. Und mit Anträgen, die vereinfachte Gesundheitsfragen anbieten, kann die Antragstellung noch einmal deutlich vereinfacht werden. Und da soll der Beitrag für den Kunden entscheidend sein?
Blick in die Bedingungen? Fehlanzeige!
Auch fachlich erscheint es dünn, was dort als Output aus dem Test kommt. Stichwort Nachversicherungsgarantie: Alle getesteten Tarife sollen zum Beispiel die Nachversicherung bei Heirat und Geburt eines Kindes abdecken. Der Blick auf die explizit empfohlenen Tarife zeigt aber zum Beispiel, dass der "Klassik-Tarif" der Hannoversche eine ereignisabhängige Erhöhung bei Heirat oder Geburt eines Kindes gar nicht vorsieht. Und das bei einem Tarif, der überraschend oft als Empfehlung auftaucht. Und viele andere der gelisteten Tarife unterscheiden schon bei der Nachversicherungsoption, ob geheiratet oder eine Lebenspartnerschaft begründet wird oder ob ein Kind adoptiert oder selbst zur Welt gebracht wird. Das sind für Menschen mit entsprechenden Lebensmodellen möglicherweise gravierende Unterschiede, die erwähnt werden sollten. Aber warum ins Bedingungswerk schauen, wenn die Leser einem eh alles glauben?
Immer dieses Verteuerungsrisiko …
Immerhin hat es das Thema Verteuerungsrisiko in den aktuellen Test geschafft – ist es ja auch nicht ganz unwichtig für den Kunden, ob er Gefahr läuft, dass sich der Beitrag vielleicht mehr als verdoppelt. Bei deutlich mehr als der Hälfte aller empfohlenen Tarife besteht dieses Risiko, das nicht nur theoretischer Natur ist, wie regelmäßige Beitragsanpassungen der Lebensversicherer zeigen – und trotzdem werden sie empfohlen, obwohl es jede Menge Alternativen gibt! Welcher Teufel reitet die Tester, dieses wichtige Thema so am Rande mitlaufen zu lassen? Schade auch, dass die Tester die Tarife zum Beispiel von der Canada Life oder der Community Life gleich mal gar nicht mit getestet haben, die mit ihren Festpreisen dieses Risiko quasi auf null setzen. Hier wären kompetente Tipps und Ratschläge sicherlich angebrachter als Listen ohne Aussagekraft.
Das Fazit
Kopfschütteln! An uns Berater werden – zu Recht! – hohe und wachsende Anforderungen gestellt, was die Kundenberatung angeht. Aber eine staatliche geförderte Institution kann Tests veröffentlichen, die in Teilen hanebüchen sind und wie die früheren Tests zur BU zeigen auch nicht wirklich besser werden. Ich sehe schon wieder Kunden bei mir sitzen, die sich auf die Empfehlung der Finanztester verlassen, während ich argumentiere, warum diese Tipps - mit Verlaub - absurd sind.
Noch schlimmer aber wird es, wenn Kunden zu uns ins Büro kommen, weil sie – angetrieben durch die vermeintlichen Top-Empfehlungen – zum Direktversicherer gegangen sind, der den Antrag rundweg abgelehnt hat. Und jetzt mit einer Absage in der Tasche ist es dann an uns Maklern, den individuell besten Schutz doch noch zu finden. Und genau das ist eigentlich der einzige Tipp, den Finanztest noch geben sollte: Lasst Euch beraten, liebe Leser, und den passenden Schutz vermitteln, statt auf Testsieger zu setzen, die Euch mehr Probleme machen als Schutz bieten.
Seit über zehn Jahren steht optimal-absichern.de für Informationen rund um das Thema Versicherungen und regelmäßige Produkttests. Versicherungsmakler Oliver Mest leitet die Tests, nicht zuletzt in der Risikolebensversicherung, die regelmäßig stattfinden. Zuletzt hier unter https://www.optimal-absichern.de/vorsorge/risikolebensversicherung-test.php oder Risikolebensversicherungen für Eltern und Familien unter https://www.optimal-absichern.de/vorsorge/risikolebensversicherung-familien.php.
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Autor(en): Oliver Mest