Das Videoformat #fredwagner ist in die dritten Runde gegangen. Zu Gast hat Fred Wagner, Professor für Versicherungsbetriebslehre an der Universität Leipzig, diesmal Herbert Schneidemann, Vorsitzender der Vorstände der Bayerische Beamten Versicherungsgruppe und der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV).
Welche Rolle der Chefaktuar in Deutschland habe, wollte der Interviewer von seinem Gast wissen. Sitzt er nur im stillen Kämmerlein und rechnet vor sich hin oder steht er auf der großen Bühne und appeliert an die Vernunft seiner Branchenkollegen, der Politiker und der Regulierer? Im Idealfall letzteres, betont der Mathematiker. Aktuarielle und kommunikative Kompetenz zu vereinen sei ganz wichtig, so seine Einschätzung. "Es nützt nichts, wenn die Aktuarin oder der Aktuar das Klischee des Mathematikers erfüllt und im stillen Kämmerchen vor sich hinforscht." "So stößt er nicht auf Akzeptanz und braucht umgekehrt auch den Input des Marktes", weiß Schneidemann. Der Experte betonte, dass die Kunst darin liege, außerhalb der Versicherungsbranche komplexe Sachverhalte so zu erklären, dass sie vielleicht nur zu 98 Prozent richtig seien, aber dann auch verstanden würden.
Viele Themen in einer Stunde
Hört die Politik dem DAV zu? - so eine Frage Wagners. Zum Glück geschehe das immer häufiger, erläuterte der DAV-Chef. Man sei kein Lobbyverband sondern eine berufsständige Vereinigung. Deshalb grenze man sich auch bewusst vom GDV ab. Ein Beispiel sei das Thema Provisionsverbot. Da habe er als Unternehmensleiter eine eigene Meinung aber als DAV-Aktuar müsse er sagen: ob es ein Provisionsverbot gebe oder nicht, sei eine rein politische Entscheidung.
Gesprochen haben die beiden in der knappen Stunde, die das Interview dauert, über viele Themen. Unter anderem über Solvency II, die Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die aufsichtsrechtlichen Anforderungen, die Auswirkungen von Covid 19 und der Inflation auf die Branche sowie die Demographie mit ihren Einflüssen auf die Renten- und Krankenversicherung. Und nicht zuletzt über Big Data, Data Analytics und Künstliche Intelligenz.
Dass die Verantwortungsbereiche und Themenfelder eines Aktuars sich nur mit abstrakten Fragen der Mathematik beschäftigen, sondern hochkomplexe Aufgaben beinhalten, die viel Wissen und Erfahrung erfordern, belegte Schneidemann im intensiven Gespräch mit Wagner.
Hier können Sie das Interview ansehen.
Autor(en): versicherungsmagazin.de