Für Versicherungsmakler können Ratings bei der Beratung zu Lebens-, Kranken- und Biometrie-Risiken hilfreich sein. Sie sollten ihre Empfehlungen aber nicht einseitig auf Ratings stützen, sondern auch Erfahrungswerte, Markt- sowie Produktkenntnisse miteinbeziehen.
Seit Inkrafttreten der EU-Ratingverordnung im Jahr 2009 müssen Ratingagenturen bei der European Securities and Markets Autority (ESMA) registriert sein. Die ESMA veröffentlicht auf ihrer Homepage regelmäßig eine Liste der bei ihr registrierten Ratingagenturen. Deutsche Analysehäuser, die auch Produktratings erstellen, sind dort nicht aufgeführt.
Ratings helfen Maklern, ihre Informationspflichten zu erfüllen
Nach Aussage von Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH, haben aktuell folgende registrierte Agenturen Bewertungen deutscher Versicherer veröffentlicht: AM Best, Assekurata, Fitch, Moody´s und Standard & Poor‘s (S&P). Die Marktverteilung sieht laut Assekurata folgendermaßen aus: Assekurata (33 Prozent), S&P (31 Prozent), Fitch (22 Prozent), Moody’s (acht Prozent) sowie AM Best (sechs Prozent).
Die Kenntnis von Unternehmensratings unterstützt laut Will Versicherungsmakler dabei, ihre im Verhältnis zu ihren Kunden weitgehenden Informationspflichten zu erfüllen. Als Vertreter und Berater der Versicherungsnehmer würde ihre Aufgabe darin bestehen, individuell passenden Versicherungsschutz für sie zu beschaffen, aber auch ihre fehlende Sachkenntnis auszugleichen.
Bonität der Anbieter im Blick
"Die Prüfungs-, Überwachungs- und Unterrichtungspflichten des Versicherungsmaklers bestehen dabei auch während der Vertragslaufzeit weiter", meint der AssekurataChef. "Ein wichtiger Informationsaspekt ist in diesem Zusammenhang die Bonität eines Anbieters. Ratings bieten Maklern Unterstützung bei dieser komplexen und anspruchsvollen Aufgabe."
Und sie nutzen zunehmend die für sie kostenfrei zugänglichen Daten von Assekurata, da sie mehr als früher auch auf die Bonität von Produktanbietern achten, hat er beobachtet. "Hintergrund sind vor allem die Verwerfungen an den Kapitalmärkten, speziell das Niedrigzinsumfeld, die für große Verunsicherung sorgen", ist er überzeugt.
Garantien und Nachhaltigkeit gewinnen an Bedeutung
Und eine Reihe von Gesellschaften, wie Germanbroker.net oder MLP, würde noch einen Schritt weitergehen und eigenständig weitere Bilanz- und Solvenzbetrachtungen durchführen, bei denen sie Assekurata zum Beispiel mit der Bereitstellung der notwendigen Geschäftsberichtsdaten unterstützt.
Die in den Ratings untersuchten Kennzahlen differieren nach den Versicherungssparten. Übergeordnet betreffen diese die Bestandsstruktur, die Sicherheit, den Erfolg, das Wachstum, die Kundenorientierung, die Beitragsstabilität und die Gewinnverwendung. Momentan werden die Themen Garantien und Nachhaltigkeit wichtiger.
Rating-Pflicht existiert nicht
Eine Pflicht, sich raten zu lassen, gibt es für Versicherer nicht. Obwohl die Ratings teuer sind, zählen auch kleinere Versicherer zu den Kunden von Assekurata. Die Kosten richten sich im Übrigen nicht nach der Größe des Unternehmens, sondern nach dem Analyseaufwand für die Beurteilungen. „Darüber hinaus sind wir regulatorisch dazu verpflichtet, unsere Preise diskriminierungsfrei zu halten. Wir können demnach nicht beliebige Rabatte oder Aufschläge einkalkulieren“, berichtet Reiner Will.
Vertrags- und Preisverhandlungen sind laut EU-Verordnung strikt von der Umsetzung und dem Monitoring des Ratings getrennt, um Interessenkonflikte zu vermeiden.
Einen Überblick über weitere Analyse-Häuser in Deutschland bietet der Beitrag "Hilfreiche Stütze für komplexe Aufgaben" in der aktuellen Ausgabe von Versicherungsmagazin. Sie können den Beitrag im PDF-Archiv oder im eMagazin lesen.
Autor(en): Elke Pohl