Knapp 700.000 Euro Beitragseinnahme verbuchen die Erstversicherer pro Mitarbeiter. Wie sie sich inflationsbereinigt entwickelt hat.
Nach den aktuellen Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) haben die Erstversicherer im Jahr 2018 insgesamt gut 201 Milliarden Euro Beitragseinnahmen verbucht. Das sind 2,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Zudem beschäftigten die 291.200 Mitarbeiter im Innen- und im Außendienst oder als Auszubildende. Das sind rund 1.000 Personen oder 0,3 Prozent weniger als 2018.
Nominal zweieinhalbfache Prämie pro Kopf
Pro Mitarbeiter wurden damit rund 695.000 Euro Beitragseinnahmen verbucht (plus 2,6 Prozent). Im Jahr 1990 waren es hingegen noch knapp 70 Milliarden Euro Beitragseinnahme, die von 254.700 Mitarbeitern verwaltet wurden. Das waren umgerechnet 274.000 Euro pro Kopf.
Nominal verarbeiteten 2018 die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund das Zweieinhalbfache der Prämien von 1990, die Steigerung scheint enorm zu sein. Inflationsbereinigt ist die Entwicklung jedoch deutlich moderater.
Inflationsbereinigt die Hälfte mehr
Legt man die Entwicklung des Verbraucherpreisindexes zugrunde, dann entsprachen die Einnahmen 1990 rund 459.000 Euro in Preisen von 2018. Damit hat in diesen Jahren ein Produktivitätszuwachs um 51 Prozent stattgefunden. Worauf dieser zurückzuführen ist, beispielsweise auf bessere Informationstechnik und Prozesse oder aber auch auf eine Verlagerung von Aufgaben in den selbstständigen Vertrieb, kann man aus diesen Zahlen allein nicht herauslesen.
Betrachtet man den durchschnittlich pro Jahr erreichten Produktivitätsfortschritt, muss man feststellen, dass derzeit nur noch geringe Zuwächse realisiert werden. Im Zehnjahreszeitraum 1990 bis 2000 wurden noch rund 2,2 Prozent jährlicher Steigerung der Produktivität erreicht. Hier mag die Vergrößerung des Versicherungsmarktes nach der Wiedervereinigung eine wesentliche Rolle gespielt haben, der ein sehr zurückhaltender Mitarbeiterzuwachs gegenüberstand.
Seit 2010 keine nennenswerten Fortschritte
In der anschließenden Dekade wurden nur noch 1,5 Prozent jährlich erreicht. Seit 2010 bis 2018 sind es sogar nur noch 0,6 Prozent. Auch hier kann man nur spekulieren, ob dies auf die zunehmende Regulierung wie unter anderem Solvency II, Vertriebs- und Datenschutzrichtlinien zurückzuführen ist, die sehr viel Personalkapazität gebunden hat.
Zufriedenstellen kann das die Branche jedenfalls nicht. Insbesondere deshalb nicht, weil sie in der Lebensversicherung und in der Krankenversicherung weiter unter hohem Kostendruck steht. Das geplante Provisionsdeckelgesetz in der Lebensversicherung, das wohl implizit auch Umgehungstatbestände in der Privaten Krankenversicherung durch so genannte Dienstleistungsvergütungen unterbinden will, wird mit der Notwendigkeit von Kostensenkungen begründet. Die Kunden sollen auch in Niedrigzinszeiten einen Nutzen aus ihren Verträgen ziehen können.
Branche hofft auf neue Erlösquellen
Offenbar lassen unter anderem die erwarteten Fortschritte durch die vielen pressewirksam angekündigten Digitalisierungsinitiativen weiter auf sich warten. Eigentlich sollen einerseits Kosten eingespart werden, und das sind in erster Linie Personalkosten. Andererseits hofft die Branche auf neue Erlösquellen durch neuartige Versicherungskonzepte, die zum Beispiel von Insurtechs entwickelt und vertrieben werden.
Autor(en): Matthias Beenken