Nicht erst seitdem zahlreiche Mitarbeiter und Selbstständige ins Corona-Homeoffice umgezogen sind, bedrohen Gefahren aus dem Netz die Unternehmen. Wie kleine und mittelständische Unternehmen damit umgehen.
Schon vor einigen Jahren wurde der Cyber-Versicherung in einer Studie nachgesagt, sie könnte nach Prämienvolumen bedeutsamer werden als die Feuerversicherung. Davon ist die Branche allerdings noch sehr weit entfernt.
Nur ein Drittel erkennt Existenzgefahr
Eine wichtige Voraussetzung ist ein entsprechendes Risikobewusstsein. Gefahren aus dem Internet für Hard- und Software, für die Daten und Haftungsansprüche werden von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) im Moment als eher mittelschwer angesehen, jedenfalls gemessen an der existenziellen Bedeutung für den Fortbestand ihrer Unternehmen. Rund jeder fünfte Unternehmer sieht darin ein ganz unerhebliches Risiko, das man selbst tragen kann, so eine vor kurzem veröffentlichte Studie der Fachhochschule Dortmund und des Vereins KuBI e.V.
Gut zwei Drittel sehen allenfalls ansatzweise ein existenzielles Risiko. Als existenzvernichtend - mit dem Risiko der Insolvenz verbunden - sieht es nur jedes zehnte der von dem Marktforschungsunternehmen Yougov befragten KMU.
Nach Größenklassen unterschieden wird deutlich, dass vor allem Kleinstunternehmen das Cyber-Risiko oft als gering einschätzen. Dies sind Unternehmen bis neun Mitarbeiter und bis zwei Millionen Euro Umsatz. Nach Branchen ergeben sich hingegen nur geringe Unterschiede. Auffällig ist nur, dass Betriebe des produzierenden Gewerbes besonders selten das Cyber-Risko als komplett unerheblich einordnen.
Nur jeder Zweite verlässt sich auf Vermittler
Rund drei Viertel der KMU besitzen keine eigene Risikomanagementfunktion. Angesicht der oft sehr geringen Unternehmensgröße ist das wenig verwunderlich. Allerdings haben selbst die "Großen" in dieser Stichprobe, die mittleren Unternehmen, mehrheitlich keine solche Funktion. Dabei geht es immerhin um Unternehmen mit mindestens 50 bis unter 500 Mitarbeitern sowie mit mindestens zehn bis zu 50 Millionen Euro Umsatz.
Umso wichtiger dürfte es für die befragten KMU sein, sich wenigstens zu Risikofragen beraten zu lassen. Dafür könnten Versicherungsvermittler eine entscheidende Rolle spielen. Allerdings verfügt nur jeder zweite KMU nach eigenen Angaben über einen oder über mehrere Versicherungsvermittler als Ansprechpartner. Gut jeder Dritte gab an, Versicherungen direkt bei den Versicherern einzukaufen. Man kann nur vermuten, dass hierunter auch Kunden von Ausschließlichkeitsagenturen waren, die diese Agentur als einen Bestandteil des vertretenen Versicherers wahrgenommen haben.
Potenzial für Beratung durch Vermittler
Die KMU, die von Vermittlern beraten werden, haben zum Teil auch schon eine Risikoberatung sowie Schadenverhütungsempfehlungen speziell zu Cyber-Risiken erhalten. Relativ häufiger sagen das diejenigen KMU, die mehrere Vermittler haben, hier wurden schon vier von zehn zu diesem Risiko beraten. Knapp drei von zehn KMU sind es, die von einem Vermittler beraten werden.
Hier besteht durchaus Potenzial für Vermittler, KMU noch aktiver anzusprechen und Risikoberatung zur Cyber-Thematik anzubieten. In der gegenwärtigen Lage dürfte die Sensibilität gegenüber den unternehmerischen Risiken bei KMU-Inhabern und Geschäftsführern gewachsen sein gegenüber dem Zeitraum der Umfrage Ende 2019.
Die Studie "Risikomanagement und Risikoberatung von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU)" umfasst 99 Seiten und kann gegen eine Schutzgebühr bei der BVK-Dienstleistungsgesellschaft-mbH (https://www.bvk.de/ueber-den-bvk/dlg/) bestellt werden.
Autor(en): Matthias Beenken