Umbruch bei Betriebsrenten

Bei der Altersversorgung in größeren deutschen Unternehmen gibt es einen neuen Trend: weg von klassischen hin zu beitragsorientierten Leistungszusagen. Was sich noch im Bereich der betrieblichen Altersversorgung (bAV) und der Zeitwertkonten tut, zeigt eine aktuelle Studie von JP Morgan Asset Management.

Ausgewogene Risikoverteilung
größere Unternehmen befinden sich in einer Phase der Umstellung auf moderne betriebliche Versorgungspläne. Diese Erkenntnis nimmt Bettina Nürk, Leiterin betriebliche Altersversorgung bei JPMorgan Asset Management, aus der neuesten Studie „Trends in der bAV“, die JPMorgan gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Creative Analytic 3000 vorgenommen hat. „Neben einer besser ausgewogenen Risikoverteilung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sehen Unternehmen eine ausreichende Flexibilität des Plans, etwa bei der Gestaltung der Beiträge in Abhängigkeit vom Unternehmenserfolg, als wichtiges Zukunftsmerkmal betrieblicher Versorgungspläne“, hat Nürk beobachtet. Die Studie richtete sich an Personalverantwortliche aus 141 Firmen mit jeweils mindestens 3.500 Mitarbeitern, deren Durchschnittsalter mit 40,6 Jahren angegeben wird.

Hauptsächlich Mischung zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerfinanzierung
Die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist der Studie zufolge bei den meisten größeren Unternehmen zu einem festen Bestandteil des Gesamtvergütungspakets geworden, wie 73 Prozent der Befragten bestätigen. Gemessen am Deckungskapital dominiert die Direktzusage des Arbeitgebers deutlich. Durch die Umstellung von leistungsbasierten Direktzusagen auf beitragsorientierte Zusagen existieren heute in 89 Prozent der Firmen Mischsysteme durch Arbeitgeber- und Arbeitnehmerfinanzierung. Entgeltumwandlung betreiben aber nur rund ein Drittel der Arbeitnehmer – der durchschnittliche Beitrag liegt bei 1.800 Euro jährlich. In jedem zweiten Unternehmen gebe es beide Zusagearten nebeneinander. 27 Prozent der untersuchten Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern ausschließlich beitragsorientierte Leistungszusagen an, während nur noch neun Prozent leistungsbasierte Direktzusagen bieten.

Mitarbeiterbindung durch Betriebsrente
Die Betriebsrente wird laut 61 Prozent der Befragten gezielt eingesetzt, um qualifizierte Mitarbeiter an die Firma zu binden. Nahezu jedes zweite Unternehmen wirbt damit auch neue Talente an. Rund 49 Prozent der Befragten erwarten sogar eine Steigerung des Firmen-Prestiges und eine positivere Markenbildung durch das Angebot einer Betriebsrente.

Aus Mitarbeitersicht sind laut Studie die wichtigsten Anforderungen an ein Versorgungsmodell: Transparenz, Insolvenzschutz und Übertragbarkeit. Für die Arbeitgeber zählen dagegen Flexibilität und möglichst wenig Planungs- und Finanzierungsrisiken außerhalb ihres Kerngeschäfts. Daher haben in den letzten fünf Jahren 31 Prozent der Firmen auf ein beitragsorientiertes System umgestellt. Für zwei Drittel von ihnen war die Minderung von Finanzierungsrisiken – also Langlebigkeits-, Inflations- und Kapitalmarktrisiko – ausschlaggebend für die Umstellung. 30 Prozent bevorzugen eine Kapital- oder Ratenzahlung anstelle der früher üblichen Rentenzusage.

Freiwilllige Mindestgarantie erhöht Akzeptanz der bAV
Akzeptanz und Nutzung der bAV wird günstig beeinflusst, wenn Unternehmen eine freiwillige Mindestgarantie bieten. Laut Studie bieten 21 Prozent eine Mindestverzinsung in Höhe des aktuellen Garantiezinses der deutschen Lebensversicherer von 2,25 Prozent an. 41 Prozent garantieren jedoch einen weit höheren Zins von 4,0 Prozent oder darüber an. Und 14 Prozent orientieren sich sogar am steuerlich vorgegebenen Diskontierungssatz zur Berechnung von Pensionsrückstellungen in Höhe von 6,0 Prozent. Arbeitnehmer können dies zumeist nur passiv hinnehmen und registrieren. Lediglich in 23 Prozent der Firmen sind Arbeitnehmer an der Kapitalanlageentscheidung beteiligt.

Insgesamt sind bAV-Verantwortliche aus vier von fünf befragten Unternehmen sicher, dass die personalpolitische Relevanz betrieblicher Versorgungssysteme weiter steigen wird. Mehr als die Hälfte ist zudem überzeugt, dass die bAV künftig fester Bestandteil von Gehaltspaketen sein wird. Fast zwei Drittel der Befragten vermuten, dass die Pläne zunehmend auf beitragsorientierte Leistungszusagen umgestellt werden. Zudem sind 39 Prozent überzeugt, dass die Auslagerung von unmittelbaren Pensionsverpflichtungen zunehmen wird.

Autor(en): Detlef Pohl

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