Zum zehnten Mal in Folge hat der Melbourne Mercer Global Pension Index (MMGPI) weltweit Altersvorsorgesysteme verglichen. Im Ranking von 34 Systemen belegt Deutschland Platz 13. Im Hinblick auf den Faktor Angemessenheit erreicht das deutsche System erstmals den 1. Platz.
Der demografische Wandel stellt weltweit eine Herausforderung für die Regierenden dar. Politische Entscheidungsträger kämpfen damit, die finanzielle Sicherheit für ihre Rentner so zu gestalten, dass sie sowohl für den Einzelnen angemessen als auch für die Wirtschaft nachhaltig ist. Im diesjährigen MMGPI erreichen die Niederlande und Dänemark die höchsten Bewertungen (80.3 und 80.2 Punkte) und sind damit am besten auf die Herausforderungen der älter werdenden Bevölkerung vorbereitet.
Drei-Säulen-Modell ist theoretisch gut aufgestellt
In der Gesamtbewertung konnte sich Deutschland von 63.5 auf 66.8 Punkte verbessern. Beim Sub-Index Angemessenheit erreichte das deutsche Altersvorsorgesystem 79.9 Punkte (2017: 76.5 Punkte) und damit den ersten Rang. Dies ist nach Ansicht der Experten vor allem auf zwei Gründe zurückzuführen: die Umstellung der Berechnungsmethode der OECD zur Ermittlung der Nettoersatzrate1 sowie den neu in die Studie aufgenommenen Indikator "Verschuldung privater Haushalte".
"Dass Deutschland im Bereich Angemessenheit so gut bewertet wird, zeigt deutlich, dass unser Altersvorsorgesystem mit seinen drei Säulen theoretisch sehr gut aufgestellt ist. Aufgrund des Betriebsrentenstärkungsgesetzes, das seit Januar 2018 in Kraft getreten ist, sind viele positive Aspekte nun auch im Gesetz verankert", sagt Achim Lüder, CEO Mercer Deutschland. Das Gesetz müsse jetzt aber mit Leben gefüllt werden.
Die prognostizierte Rentenlücke sei und bleibe hoch. Staat und Arbeitgeber seien dazu aufgerufen, mit den Arbeitnehmern in den Dialog zu treten und sie nicht nur über die Notwendigkeit der betrieblichen und privaten Vorsorge aufzuklären, sondern sie auch dabei zu unterstützen.
Deutschland landet bei Nachhaltigkeit im unteren Mittelfeld
Beim Sub-Index Nachhaltigkeit landet Deutschland mit 44.9 Punkten im unteren Mittelfeld. Der demografische Wandel, aber auch die wachsende Gig Economy stellten die Altersvorsorge auf die Probe. Immer mehr Menschen suchten den Weg in die Selbstständigkeit, oder arbeiteten auf Freelancer-Basis. Darüber hinaus stünden Elternzeiten, Auszeiten und regelmäßige Jobwechsel auf der Tagesordnung. "Diese gebrochenen Erwerbsbiografien müssen berücksichtigt werden. Vor allem Frauen geraten sonst finanziell ins Hintertreffen. Unser Altersvorsorgesystem reflektiert diese Entwicklungen noch viel zu wenig", so Lüder weiter.
Die Empfehlungen der Experten aus den Studienergebnissen:
- Ergänzung des umlagefinanzierten Systems durch kapitalgedeckte Modelle
- Anhebung der Mindestrenten für Niedriglohn-Rentner
- Weitere Erhöhung der Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer
- Verbesserung der Kommunikation an die Leistungsempfänger
- Erhöhung der Teilnahmequoten in der betrieblichen Altersversorgung.
- Angemessenheit auf Kosten der Nachhaltigkeit
Der Sub-Index Angemessenheit untersucht die derzeit gewährten Versorgungsleistungen und einige wichtige Gestaltungsmerkmale, wie beispielsweise Versorgungsniveau, steuerliche Anreize, Gestaltung der Altersversorgungsmodelle und Sparquote privater Haushalte. Der Sub-Index Angemessenheit wird als wichtigster Index mit 40 Prozent gewichtet.
Der Sub-Index Nachhaltigkeit untersucht anhand mehrerer Indikatoren, ob das gegenwärtige System in Zukunft aufrechterhalten werden kann. Bei diesem Sub-Index spielen Faktoren wie zum Beispiel Rückdeckung, Finanzierung, Demografie, Staatsverschuldung und das von der Weltbank gemessene reale Wirtschaftswachstum eine Rolle. Dieser Sub-Index wird mit 35 Prozent gewichtet.
Der Sub-Index Integrität konzentriert sich auf den Bereich der Privatvorsorge und untersucht anhand verschiedener Indikatoren, wie vertrauenswürdig und beständig das Vorsorgesystem ist. Hier spielen staatliche Aufsicht, Governance, Risikosteuerung und Kommunikation eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung. Die Gewichtung liegt bei 25 Prozent.
Quelle: Mercer
Autor(en): Versicherungsmagazin.de