Rund 700 Millionen Euro an Flutopfer geflossen

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Vor rund einem Monat verwüstete das Tiefdruckgebiet „Bernd“ zahlreiche Gebiete in Deutschland. Zur Schadenabdeckung haben die Versicherer an ihre Kunden bislang Vorschüsse im hohen dreistelligen Millionenbereich geleistet. Der GDV hat in diesem Kontext auch seine Schadenschätzung aktualisiert.

„Die Unternehmen haben bislang Vorschüsse in Höhe von rund 700 Millionen Euro an ihre Kunden ausgezahlt“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, kürzlich in Berlin. „Davon entfallen gut 500 Millionen Euro auf Schäden im privaten Bereich wie Wohngebäude, Hausrat und Kraftfahrzeuge sowie knapp 200 Millionen Euro auf gewerbliche Risiken.“

Aktualisierte Schadenschätzung geliefert

Die Zahlen stammen aus der aktualisierten Schadenschätzung zum Tiefdruckgebiet „Bernd“. Dieses wütete vom 13. bis 18. Juli in weiten Teile Deutschlands. Durch Starkregen und Hochwasser hatte die Unwetterfront vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, aber auch in Bayern und Sachsen schwere Schäden angerichtet.

Die deutsche Versicherungswirtschaft geht nach bisheriger Schätzung von einem versicherten Gesamtschaden von 4,5 Milliarden bis 5,5 Milliarden Euro aus. „Wir rechnen aber inzwischen damit, dass sich die Schadensumme wohl eher um den oberen Rand unserer Schätzung bewegen wird“, sagte Asmussen.

Wir rechnen inzwischen damit, dass sich die Schadensumme eher um den oberen Rand unserer Schätzung bewegen wird.

Wird nicht lange nach Rechnungen und Belegen gesucht

Zur Praxis der Schadenregulierung in den Flutgebieten sagte der GDV-Hauptgeschäftsführer: „Die Schadenaufnahme und schnelle Erstzahlungen haben im Moment Vorrang. Es wird nicht lange nach Rechnungen und Belegen gesucht, stattdessen gibt es pauschale Vorauszahlungen der Versicherer.“ Die Höhe des Vorschusses richte sich dabei nach dem Bedarf der Betroffenen und werde aufgrund des Schadenbilds oder der Schadenschilderung ermittelt.

Geschätzt würden beispielsweise Kosten für Erstmaßnahmen oder sonstige Kosten, wie eine Hotelunterbringung. „Die Vorschüsse sind bei größeren Schäden daher in der Regel deutlich fünfstellig“, sagte Asmussen. Darüber hinaus hätten zahlreiche Versicherer Hilfsfonds für die Betroffenen eingerichtet und böten neben der materiellen oft auch psychologische Hilfe an.

„Insgesamt rechnen wir für den privaten und gewerblichen Bereich mit etwa 190.000 Schadenfällen“, sagte Asmussen. Davon entfielen 160.000 auf den privaten und 30.000 auf den gewerblichen Bereich.

 

 

 

Wohin welche Summen geflossen sind

Nordrhein-Westfalen wäre demnach mit rund 135.000 Schadenfällen betroffen, davon 21.000 gewerbliche Risiken. Dort wären Vorschüsse in Höhe von knapp 400 Millionen Euro geleistet worden, davon gut 100 Millionen Euro für gewerbliche Risiken.

In Rheinland-Pfalz wären rund 33.000 Schäden gezählt worden, davon 4.000 gewerbliche Risiken. Hier hätte es Vorschüsse in Höhe von 275 Millionen Euro gegeben, davon knapp 70 Millionen Euro für gewerbliche Risiken. Diese Zahlen seien ein Zeichen dafür, dass sich die Mehrzahl der schweren Schadenereignisse in Rheinland-Pfalz ereignet haben dürfte.

Die übrigen rund 20.000 Schadenfälle entfielen auf das weitere Bundesgebiet, vor allem auf die Länder Bayern und Sachsen.

Den Versicherern sei es vor diesem Hintergrund wichtig, die Verbreitung der Naturgefahrenversicherung von bundesweit bislang weniger als 50 Prozent deutlich zu erhöhen. „Es gilt auch jene zu erreichen, die trotz der jüngsten Flutkatastrophe nicht glauben wollen, dass auch sie von Naturgefahren betroffen sein können“, skizziert Asmussen das Problem.

Quelle: GDV

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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