Riester-Rente: Viel Geld wird verschenkt

Die Zulagenförderung der Riester-Rente wird von der Mehrheit der Riester-Sparer genutzt. Allerdings könnten 56 Prozent noch deutlich mehr Geld vom Staat bekommen. Allein im Beitragsjahr 2007 verschenkten die Sparenden rund 977 Millionen Euro an Zulagen. Das entspricht einem Anteil von rund 40 Prozent an den maximal erhältlichen Zulagen. Dies ist ein Ergebnis des diesjährigen "Vorsorgeatlas Deutschland", der vom Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg im Auftrag von Union Investment erstellt wurde.


Der größte Teil der entgangenen Förderung ist darauf zurückzuführen, dass Riester-Sparer den erforderlichen Zulagenantrag erst gar nicht stellten. Für das Jahr 2007 betraf dies im Bundesdurchschnitt rund ein Viertel der Sparer, also knapp drei Millionen Menschen. Dadurch verzichteten sie auf Grund- und Kinderzulagen in Höhe von 664 Millionen Euro. Weitere 313 Millionen Euro an Zulagen wurden aufgrund der mangelnden Ausschöpfung nicht abgerufen. Im Bundesdurchschnitt wurden etwa 40 Prozent der beantragten Zulagen nur in gekürzter Form gewährt, da die Sparer nicht den erforderlichen Mindesteigenbeitrag einzahlten.

Dieser lag für das Jahr 2007 bei drei Prozent des sozialversicherungspflichtigen Bruttoeinkommens des Vorjahres, maximal 1.575 Euro. Im Schnitt erhielten die von der Kürzung betroffenen Riester-Sparer mit 56 Prozent gerade einmal etwas mehr als die Hälfte der maximal möglichen Förderung. "Nach Auswertung der jetzt verfügbaren Daten für das Jahr 2007 ist vor allem in zwei Bereichen Handlungsbedarf zu erkennen", sagte Professor Dr. Bernd Raffelhüschen, Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge. „Zunächst sollten Riester-Sparer die Möglichkeit des Dauerzulagenantrages nutzen. Darüber hinaus sollten sie die Sparraten regelmäßig mit dem Einkommen abgleichen und entsprechend dynamisieren.

Junge ostdeutsche Männer häufig ohne Zulagenantrag
Wie bereits bei dem im vergangenen Jahr veröffentlichten Vorsorgeatlas Deutschland werden auch die Ergebnisse der diesjährigen Untersuchung nach Regionen gegliedert dargestellt. In der regionalen Betrachtung zeigt sich dabei ein grundsätzliches West-Ost- und Süd-Nord-Gefälle. Vor allem in den östlichen Bundesländern finden sich Riester-Sparer sowohl mit den geringsten Beantragungsquoten als auch mit den geringsten Ausschöpfungsquoten wieder. "Vor dem Hintergrund, dass es in den östlichen Bundesländern überdurchschnittlich viele Riester-Verträge gibt, ist dieses Ergebnis überraschend", sagte Raffelhüschen. Bei der geschlechtsspezifischen Betrachtung zeigt sich, dass Männer mit einer durchschnittlichen Beantragungsquote von 72,1 Prozent im Jahr 2008 deutlich häufiger auf Zulagen verzichteten als Frauen. Deren Quote lag mit 76 Prozent knapp vier Prozentpunkte höher. Die Aufteilung der Riester-Sparer nach Altersklassen offenbart eine klare Zweiteilung. Während die unter 35-Jährigen häufiger keinen Antrag auf Zulagenförderung stellten, wiesen ältere Vertragsinhaber überdurchschnittliche Beantragungsquoten auf.

Geringverdiener nutzen Zulagen stärker aus
Auch bei der Ausschöpfung der beantragten Zulagen fallen die jungen Altersklassen vermehrt durch unterdurchschnittliche Quoten auf. Insbesondere die 25- bis 34-Jährigen wiesen im Beitragsjahr 2007 nur sehr geringe Fördersätze auf und verzichteten dadurch auf finanzielle Unterstützung. "Gerade mit Blick auf die lange Laufzeit ihrer Verträge und die Auswirkungen des Zinseszinseffekts wirken sich die fehlenden Eigenbeiträge und die entgangenen Zulagen besonders deutlich auf ihre zukünftige private Zusatzrente aus", erklärte Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment.

Überraschende Ergebnisse liefert die Untersuchung auch bei der Analyse der Einkommenssituation. Abweichend von der Vermutung, dass insbesondere Geringverdiener nicht genügend Eigenbeiträge aufbringen könnten, zeigt die Studie einen entgegengesetzten Zusammenhang zwischen der Höhe des Einkommens und der Höhe der Fördersätze auf. Tendenziell sinkt die Ausschöpfungsquote mit zunehmendem Einkommen. Das bedeutet: Riester-Sparer mit geringem Einkommen schöpften die Zulagen stärker aus als Menschen mit hohen Einkommen.

Nur ein Check für maximale Förderung nötig
"Die Riester-Rente ist eine Erfolgsgeschichte und für viele Menschen eine geeignete Form der privaten Zusatzversorgung. Offensichtlich sind aber noch nicht alle Sparer in ausreichendem Maße über die Wirkungsweise der Förderung informiert", fasste Raffelhüschen zusammen. Aus Sicht von Reinke sind dabei auch die Finanzdienstleister gefordert: "Es muss uns gelingen, die Situation durch mehr Aufklärung zu verbessern." Allerdings fordert er von den Anlegern, selbst aktiv zu werden. Denn einen Riester-Vertrag abzuschließen, ohne die Zulagen zu beantragen, sei wie Autofahren mit angezogener Handbremse. "Der Gesetzgeber könnte die Riester-Sparer unterstützen, indem er ihnen genau mitteilt, wie viel Euro für den Erhalt der vollen Zulage fehlten. Darüber hinaus sollten die Sparer die Chance bekommen, die fehlende Summe für das vergangene Beitragsjahr innerhalb einer festen Frist nachzuzahlen, um nachträglich die volle Förderung zu erhalten", so der Vorstandsvorsitzende.




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Autor(en): versicherungsmagazin.de

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