Nachwuchsmangel, alternde Bevölkerung, weniger Hochschulabschlüsse

Deutschland, Tschechien, Italien und Österreich werden bis 2049 mit dem stärksten Arbeitskräfterückgang infolge des demografischen Wandels zu kämpfen haben. Zugleich wird die Anzahl der Arbeitskräfte mit Hochschulabschluss in Deutschland, Frankreich und Großbritannien am deutlichsten sinken. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Unternehmensberatung Towers Watson für weltweit 15 Länder.

In Europa sinkt die Anzahl der Erwerbstätigen insgesamt bis 2049 um rund 18 Prozent – stärker als in allen anderen betrachteten Regionen weltweit. Entsprechend der Hochrechnungen steigt hingegen die Arbeitskräftezahl in den USA um 10 Prozent, in Argentinien und Brasilien sogar um 36 bzw. 48 Prozent. Gründe dafür sind die niedrigen Geburtenraten in Europa sowie eine relativ hohe Immigrationsrate in den USA bzw. das starke Bevölkerungswachstum in Lateinamerika.

Deutschland besonders stark von dem geschrumpften Arbeitskräftepool betroffen
Laut der Studienexperten werde Im internationalen Vergleich deutlich, dass Deutschland besonders stark von der Reduktion des Arbeitskräftepools betroffen sei. So werde hier die Anzahl der Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss von 2009 bis 2049 um rund 3,2 Millionen (rund 21 Prozent) sinken. „Verschärft wird der Nachwuchsmangel dadurch, dass das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland bereits heute gut ausgeschöpft ist. Daher besteht nur wenig Spielraum, in wesentlichem Umfang weitere Arbeitskräfte innerhalb der eigenen Bevölkerung zu rekrutieren“, weiß Towers-Watson-Expertin Branke.

Durchschittsalter in USA steigt auch, Zahl der Erwerbstätigen steigt ebenso
Erheblich älter werde die Bevölkerung künftig insbesondere in Deutschland, Italien und der Schweiz, so die Unternehmensberatung. Mit derzeit durchschnittlich 40 Jahren und bis 2049 mit durchschnittlich über 50 Jahren seien diese Landesbevölkerungen deutlich älter als ihre Nachbarn in Europa. Zum Vergleich: Auch das Durchschnittsalter in den USA und in Lateinamerika wird deutlich ansteigen. Jedoch wird hier die Bevölkerung insgesamt – und damit auch die Erwerbspersonen – wachsen.

Vorausschauendes Denken und Kreativität gefragt
Unternehmen in Deutschland stehen durch die demografischen Risiken vor großen Zukunftsaufgaben. Denn: Sie müssen in einem künftig durch Knappheit und stärkere Konkurrenz geprägten Arbeitsmarkt Personal rekrutieren. Es wird erheblich schwieriger sein, offene Stellen zu besetzen. Damit steht nicht nur die Weiterführung bestehender Unternehmensstrategien auf dem Spiel. Noch problematischer dürfte es unter diesen Vorzeichen sein, künftig geplante Wachstumsstrategien, die zusätzlichen Personalbedarf nach sich ziehen, umzusetzen.

Externe und interne Demographie im Blick haben
„Unternehmen ist daher dringend anzuraten, die künftige Entwicklung ihrer Belegschaft in einer Demografieanalyse genau zu erheben“, berichtet Towers Watson-Expertin Branke. Unternehmen sollten sich bereits jetzt die Fragen stellen, wie alt die Belegschaft in 30 oder 50 Jahren durchschnittlich sein wird oder ob Pensionierungswellen anstehen und sich somit bereits jetzt ein erhöhter Rekrutierungs- oder Qualifizierungsbedarf abzeichnet. Branke empfiehlt, dabei sowohl die externe als auch die unternehmensinterne Demografie im Auge zu behalten.

Zukunftsaufgabe: Ältere Arbeitnehmer länger an das Unternehmen binden
Auf Basis einer belastbaren Prognose der Belegschafts- und Personalbedarfsentwicklung gelte es, die langfristige Personalpolitik zu planen. Vergütung und Nebenleistungen wie die bAV sollten im Hinblick auf Mitarbeiterbindung und -gewinnung überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Gerade bei der Gestaltung von Pensionsplänen und Lebensarbeitszeitkonten sollten die Bedürfnisse alternder Belegschaften besonders berücksichtigt werden. So könne es gelingen, ältere Arbeitnehmer – beispielsweise mit einem gleitenden Übergang in den Ruhestand – länger arbeitsfähig im Unternehmen zu halten.

Quelle: Towers Watson

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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