Machtkampf beim Bund der Versicherten - "Ära Kleinlein" wohl nur unterbrochen

Ein interner Machtkampf beim Bund der Versicherten (BdV) hat mit der sofortigen Abberufung der Vorstände Axel Kleinlein und Thorsten Rudnik durch den Aufsichtsrat des Vereines seinen Höhepunkt gefunden. Der BdV teilte mit, dass "unterschiedliche Auffassungen über die inhaltliche und personelle Ausrichtung in Deutschlands größter privater Verbraucherschutzorganisation für Versicherte" Grund für die fristlose Entlassung der Vorstände war. Das dementiert Axel Kleinlein entschieden.

Über die Ausrichtung zum offensiven Verbraucherschutz habe mit dem Aufsichtsrat Konsens bestanden. Überworfen haben sich Vorstand und Aufsichtsrat allein in personellen Fragen. Vor allem vom Aufsichtsrat veranlasste Sonderzahlungen an eine Mitarbeiterin sollen zum Eklat geführt haben. Kleinlein: "Der Aufsichtsrat wollte bestimmen wer wo was im BdV machen darf." Das sei aber ausschließlich Sache des Vorstandes. Auch ein Zerwürfnis zwischen Ex-Vorstand Rudnik und Kleinlein soll das Klima beim BdV belastet haben. BdV-Aufsichtsrat und Ex-Vorstand Rudnik waren aktuell zu keiner Stellungnahme bereit.

Hausmacht im BdV
Nach Angaben von Vereinskennern hat sich Kleinlein in seiner rund 1,5-jährigen Amtszeit nicht nur in der Öffentlichkeit als scharfer Kritiker der Lebensversicherungsbranche einen Namen gemacht. Auch intern soll der jetzt geschasste Vorstand eine Hausmacht haben. "80 Prozent der Mitarbeiter und der Betriebsrat stehen hinter Kleinlein", schätzt Rechtsanwalt und BdV-Mitglied Joachim Bluhm aus Hamburg. Bereits am 4. Februar hat der BdV-Betriebsrat Géza Mark Huber eine Strafanzeige gegen den BdV-Aufsichtsrat und Ex-Vorstand Rudnik sowie eine BdV-Mitarbeiterin gestellt, wie Hamburger Staatsanwaltschaft auf Anfrage bestätigt(Az.: 3103 Js 68/13). Dabei geht es um Sonderzahlungen, die den Verdacht der Veruntreuung von Mitgliedsbeiträgen begründen.

Kleinlein: Ich stehe weiter zur Verfügung
Aller Voraussicht ist die "Ära Kleinlein" nur kurzfristig unterbrochen. So besteht die Chance, dass eine Mitgliederversammlung des BdV den medienaffinen Versicherungsmathematiker wieder als Vorstand beruft. "Ich stehe weiterhin zur Verfügung. Die Arbeit als BdV-Vorstand habe ich mit großer Freude gemacht", sagte Kleinlein. Der Ex-Vorstand setzt jetzt auf eine Einberufung der BdV-Vollversammlung aus den Kreisen der Mitglieder.

Das sei beispielsweise über den Betriebsrat möglich. Dafür müssten die BdV-Mitglieder rund 540 Anträge einreichen. Vereinskenner Bluhm rechnet damit dass aufgrund der jetzt bekannt gewordenen Fakten eine Mitgliederversammlung die derzeitigen Aufsichtsratsmitglieder und "Kleinlein-Gegner" Horst Gobrecht und Franz-Theodor Schadendorf abwählt und Kleinlein wieder ins Amt hebt. "Kleinlein hat gute Arbeit geleistet und den Verein wieder wahrnehmbar gemacht", so Bluhm. Derzeit hat der BdV rund 54.000 Mitglieder.

Der Diplom-Mathematiker Kleinlein hat vor seiner Berufung zum BdV-Vorstand bei der Allianz Lebensversicherung, der Stiftung Warentest und der Rating-Agentur Assekurata gearbeitet. Als selbstständiger Versicherungsmathematiker hatte er zudem Verbraucherzentralen beraten. In der Öffentlichkeit war Kleinlein vor allem als Kritiker der staatlichen Riester-Rente bekannt geworden. In einem Interview mit Versicherungsmagazin () - noch als BdV-Vorstand - brachte Kleinlein seine Verbraucherschutzphilosophie prägnant auf den Punkt: "Wer ein Versicherungsprodukt oder ein Altersvorsorgeprodukt abschließen möchte, der soll ein gutes Produkt bekommen. Das ist unser Ziel. Wir sind nicht dafür da, eine bessere Altersvorsorge zu erfinden."


Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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