Jeckenschutz: Versicherung für die närrischen Tage

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Mit dem "Jeckenschutz" steigt die Provinzial Rheinland in den Markt der Kurzzeitversicherungen ein. Die Versicherung kann per Handy-App abgeschlossen werden. Sie gilt ab Altweiberfastnacht um null Uhr bis Aschermittwoch um 12 Uhr. Im Wesentlichen handelt es sich um eine Unfallversicherung. Bei Invalidität leistet der Versicherer bis zu 50.000 Euro und bei Unfalltod 10.000 Euro. Mitversichert sind auch kosmetische Operationen sowie Serviceleistungen nach einem Krankenhausaufenthalt.

Entwickelt wurde das Produkt von der Lippische Landes-Brandversicherungsanstalt, einer Tochter des Provinzial Rheinland Konzerns. Damit verlässt der Regionalversicherer ein weiteres Mal seine traditionelle Vertriebsstrategie. Bisher werden die meisten Produkte noch über Geschäftsstellen und die Sparkassenfilialen vertrieben. Doch Reise-, Krankenzusatz-, Rechtsschutz- sowie Hausrat-Policen und sogar die Riester-Rente können bereits direkt über die Homepage des Unternehmens abgeschlossen werden. In Kraftfahrt hat der Versicherer mit der Sparkassenversicherung Direkt erfolgreich einen Online-Anbieter etabliert.


Wachsender Markt
Mit dem Jeckenschutz möchte Provinzial Rheinland nun Erfahrungen mit so genannten situativen Versicherungen sammeln. Der Markt wächst, seitdem Versicherungen mobil per Handy oder per Internet abgeschlossen werden können. Bereits 2012 gab es rund 14 Millionen Mobilsurfer in Deutschland. Die Versicherer wollen damit vor allem junge Leute erreichen. So hat die Ergo Direkt eine ähnliche App-Police mit "Unfallschutz48" im Programm, die Telekom verkauft über ihre Tochter Surenow Reise- und Skifahrerschutz.

Die Düsseldorfer Situative GmbH bietet auf ihre Homepage Appsichern.de gleich 13 unterschiedliche Kurzzeitversicherungen an. Die Produkte reichen vom Golferschutz über Reisepolicen wie Hotelschutz bis hin zum Stadionschutz, einer Unfallversicherung für Fußballfans. Über diese Homepage wird jetzt auch der Jecken-Schutz angeboten. Während beim Stadionschutz Unfälle unter Alkoholeinfluss nicht abgesichert sind, reicht der Jecken-Schutz deutlich weiter. "Bis zu 1,3 Promille sind Unfälle mitversichert", bestätigt die Provinzial.

Verbraucherschützer stehen Kurzfristpolicen aber sehr skeptisch gegenüber. "Wir sind der Meinung, dass ein existenzieller Unfall, der eine Invalidität zur Folge hat, mit einer Grundsumme von mindestens 200.000 Euro abgesichert sein sollte", kritisiert Martin Oetzmann vom Bund der Versicherten (BdV) aus Hamburg. Zudem sei das Unfallrisiko allgegenwärtig und höre nicht mit dem Karneval einfach auf. Auch die Todesfallsumme sei viel zu gering.

Familien sollten grundsätzlich mit einer Risikolebensversicherung geschützt werden, die bei jedem Todesfall zahlt. Der BdV warnt zudem vor Kurzzeitpolicen, weil sie oft viel zu teuer seien. Verträge mit einem Schutz von 200. 000 Euro bei Vollinvalidität sind im Markt ab 50 Euro erhältlich. Da sind die knapp zehn Euro für den eher mageren Jecken-Schutz schon ein stolzer Preis.

Ergänzung zu klassichen Angeboten
Die Provinzial Rheinland verteidigt ihr Angebot. "Es ist eine Ergänzung zu unseren klassischen Produkten", sagt Privatkundenvorstand Patric Fedlmeier. Zudem hat man anscheinend befürchtet, ein anderer Versicherer würde mit einem solchen Angebot auf den Markt kommen. "Wer, wenn nicht die Provinzial Rheinland, sollte als erster einen Jeckenschutz anbieten?", fragt daher Fedlmeier.

Auch Lennart Wulff, Gründer der Homepage Appsichern.de verteidigt Kurzzeitpolicen. So soll die Nachfrage nach einer Risikoabsicherung bei wechselnden Alltagsrisiken genau dann bedient werden, wenn sie entsteht. "Es ist doch besser, wenn jemand mit 50.000 Euro gegen einen Unfall abgesichert ist, als gar nicht", so Wulff. Rund 1.000 Kunden konnte er mit seinen Kurzeitpolicen bisher schon gewinnen. Er hofft aber, dass die Versicherer künftig auch für solche Policen höhere Leistungen bieten. "Wir müssen nur beweisen, dass die Verträge nicht schadenträchtiger sind als andere", so Wulff. Betrug gebe es jedenfalls bisher nicht. Zumindest konnte der innovative Versicherungsmanager noch keinen feststellen.

Bild: (c) slop - Fotolia

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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