Erstmals steigt jetzt ein deutscher Versicherer ins Strom- und Gasgeschäft ein. So will die Provinzial Rheinland vergünstige Energieverträge vermitteln, um die Kundenbindung zu stärken.
Gerade die Öffentlichen Versicherer stehen derzeit mit dem Rücken zur Wand. Die Wohngebäudeversicherung verläuft schwierig. Vor allem Leitungswasserschäden im Altbestand der ehemaligen Monopolversicherer verschlechtern die Schadenbilanz. Zwar hat sich im Vorjahr die Combined Ratio wegen deutlich weniger Orkane leicht verbessert, doch sie beträgt immer noch marktweit 102 (Vorjahr: 109,5), so der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Unter dem Strich hätten die Wohngebäudeversicherer in den vergangene zehn Jahren ein versicherungstechnisches Minus von vier Milliarden Euro angehäuft. Der wichtigste Grund: Der scharfe Wettbewerb. Prämienanpassungen im großen Stil sind unmöglich. Immer mehr Kunden wandern zu Billiganbietern ab. Da ist es kein Wunder, dass große Gebäudeversicherer verzweifelt nach einer Marketinglösung suchen, die ihnen den Bestand sichert.
Frei nach dem Motto: Wer für das Licht sorgt, ist eine Lichtgestalt
Die meint nun die Provinzial Rheinland mit dem Einstieg in die Strom- und Gasvermittlung gefunden zu haben. Frei nach dem Motto: Wer für das Licht sorgt, ist eine Lichtgestalt, der man einfach treu bleibt. Ein interessantes Experiment. Dafür hat die Provinzial Rheinland die 100-prozentige Tochter proenergie GmbH gegründet. Sie hat ihren Sitz wie der Versicherer in Düsseldorf. Die Gesellschaft tritt als Vermittler für Strom und Gas auf und arbeitet mit einem deutschen Energievorsorger zusammen.
Schon Anfang Juni sollen die ersten Verbraucherverträge unter Dach und Fach sein. Die Strom- und Gasverträge können direkt beim Provinzial-Vermittler an der Ecke oder auch auf der heimischen Couch abgeschlossen werden. „Wenn Automobil-Hersteller Kfz-Versicherungen verkaufen, dann können wir als Marktführer bei Wohngebäudeversicherungen auch Energie und somit ebenfalls einen Service aus einer Hand anbieten“, begründet Vorstandsmitglied Patric Fedlmeier das innovative Angebot. Nach Aussage des Versicherers ist ein solches Geschäft legal, wenn es von einer eigenständigen Konzerngesellschaft betrieben wird. Die Gründung einer solchen Beteiligungsgesellschaft sei den Aufsichtsbehörden lediglich anzuzeigen. “Einer Genehmigung bedarf es nicht“, so der Vorstand.
Außendienst muss vollkommen artfremdes Geschäft betreiben
Trotzdem wird der wagemutige Schritt in den Energiemarkt erst einmal auf Sparflamme erfolgen. “Wir testen die Idee in zwei Regionen“, sagt Martin Creutz, Leiter Wohngebäude und Hausratversicherung. So werden nach Pfingsten die ersten Mitarbeiter in Kleve und dem Bergischen Land Stromverträge anbieten. Ein Experiment ist das auch für den Außendienst, der vollkommen artfremdes Geschäft betrieben muss. Nutzen können den neuen Service nur Kunden, die einen dieser Versicherungsverträge abgeschlossen haben. Zug und um Zug sollen bis zum Herbst im ganzen Geschäftsgebiet im Rheinland und Rheinland-Pfalz Energie vermittelt werden. Zu diesem Zeitpunkt will die Provinzial ihren Kunden zudem rabattierte Gasverträge anbieten.
Versicherer will persönlich die gesamte Abwicklung übernehmen
Supergünstige Stromverträge dürfen die Provinzial-Kunden aber nicht erwarten. So könnte eine Familie, die den Stadtwerken Kleve den Rücken kehrt, nach Auskunft des Internetportals Verivox bis 261 Euro jährlich sparen. Demgegenüber verspricht die Provinzial ihren Kunden nur eine Nachlass von höchstens 75 Euro pro Jahr. Trotzdem könnte der Service motivierend wirken, denn immerhin will der Versicherer persönlich die gesamte Abwicklung übernehmen und bei Problemen zur Verfügung stehen. „Wer über uns umsteigt, kann weiterhin wie gewohnt monatlich abbuchen lassen und muss keinen Jahresvorschuss entrichten“, erläutert Experte Creutz.
Zudem unterstreicht der Versicherer, dass er nicht mit dem Anspruch antrete, das günstigste Energieangebot zu liefern. Vielmehr soll der Mehrwert zur Imagepflege dienen. Dazu gehört auch, dass neben konventionellem Strom „grüner“ Strom rabattiert erhältlich ist. „Wenn der Service gut abgenommen wird, ist eine Ausweitung auf andere Partner vorstellbar“, glaubt Vorstand Fedlmeier. „Und dann könnte auch unser Preis nochmals sinken. Eine hohe öffentliche Wahrnehmung dürfte den Öffentlichen auf jeden Fall gewiss sein.
"Herr Kaiser" nimmt sich der Energieprobleme an
Schon früher haben andere Regionalversicherer Marketing-Modelle, die ein Sparkassen-Versicherer entwickelt hatte, relativ schnell übernommen. Das galt beispielsweise für den Sturm-Warn-Service „Wind & Wetter“, bei dem die Versicherungskammer Bayern als Erfinder gilt. Mittlerweile können sich die meisten Kunden der Regionalanbieter per SMS vor Unwetter in ihrem Wohnort warnen lassen. Möglich, dass sich bald „Herr Kaiser“ der Energieprobleme aller deutschen Verbraucher annimmt.
Gerade die Öffentlichen Versicherer stehen derzeit mit dem Rücken zur Wand. Die Wohngebäudeversicherung verläuft schwierig. Vor allem Leitungswasserschäden im Altbestand der ehemaligen Monopolversicherer verschlechtern die Schadenbilanz. Zwar hat sich im Vorjahr die Combined Ratio wegen deutlich weniger Orkane leicht verbessert, doch sie beträgt immer noch marktweit 102 (Vorjahr: 109,5), so der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Unter dem Strich hätten die Wohngebäudeversicherer in den vergangene zehn Jahren ein versicherungstechnisches Minus von vier Milliarden Euro angehäuft. Der wichtigste Grund: Der scharfe Wettbewerb. Prämienanpassungen im großen Stil sind unmöglich. Immer mehr Kunden wandern zu Billiganbietern ab. Da ist es kein Wunder, dass große Gebäudeversicherer verzweifelt nach einer Marketinglösung suchen, die ihnen den Bestand sichert.
Frei nach dem Motto: Wer für das Licht sorgt, ist eine Lichtgestalt
Die meint nun die Provinzial Rheinland mit dem Einstieg in die Strom- und Gasvermittlung gefunden zu haben. Frei nach dem Motto: Wer für das Licht sorgt, ist eine Lichtgestalt, der man einfach treu bleibt. Ein interessantes Experiment. Dafür hat die Provinzial Rheinland die 100-prozentige Tochter proenergie GmbH gegründet. Sie hat ihren Sitz wie der Versicherer in Düsseldorf. Die Gesellschaft tritt als Vermittler für Strom und Gas auf und arbeitet mit einem deutschen Energievorsorger zusammen.
Schon Anfang Juni sollen die ersten Verbraucherverträge unter Dach und Fach sein. Die Strom- und Gasverträge können direkt beim Provinzial-Vermittler an der Ecke oder auch auf der heimischen Couch abgeschlossen werden. „Wenn Automobil-Hersteller Kfz-Versicherungen verkaufen, dann können wir als Marktführer bei Wohngebäudeversicherungen auch Energie und somit ebenfalls einen Service aus einer Hand anbieten“, begründet Vorstandsmitglied Patric Fedlmeier das innovative Angebot. Nach Aussage des Versicherers ist ein solches Geschäft legal, wenn es von einer eigenständigen Konzerngesellschaft betrieben wird. Die Gründung einer solchen Beteiligungsgesellschaft sei den Aufsichtsbehörden lediglich anzuzeigen. “Einer Genehmigung bedarf es nicht“, so der Vorstand.
Außendienst muss vollkommen artfremdes Geschäft betreiben
Trotzdem wird der wagemutige Schritt in den Energiemarkt erst einmal auf Sparflamme erfolgen. “Wir testen die Idee in zwei Regionen“, sagt Martin Creutz, Leiter Wohngebäude und Hausratversicherung. So werden nach Pfingsten die ersten Mitarbeiter in Kleve und dem Bergischen Land Stromverträge anbieten. Ein Experiment ist das auch für den Außendienst, der vollkommen artfremdes Geschäft betrieben muss. Nutzen können den neuen Service nur Kunden, die einen dieser Versicherungsverträge abgeschlossen haben. Zug und um Zug sollen bis zum Herbst im ganzen Geschäftsgebiet im Rheinland und Rheinland-Pfalz Energie vermittelt werden. Zu diesem Zeitpunkt will die Provinzial ihren Kunden zudem rabattierte Gasverträge anbieten.
Versicherer will persönlich die gesamte Abwicklung übernehmen
Supergünstige Stromverträge dürfen die Provinzial-Kunden aber nicht erwarten. So könnte eine Familie, die den Stadtwerken Kleve den Rücken kehrt, nach Auskunft des Internetportals Verivox bis 261 Euro jährlich sparen. Demgegenüber verspricht die Provinzial ihren Kunden nur eine Nachlass von höchstens 75 Euro pro Jahr. Trotzdem könnte der Service motivierend wirken, denn immerhin will der Versicherer persönlich die gesamte Abwicklung übernehmen und bei Problemen zur Verfügung stehen. „Wer über uns umsteigt, kann weiterhin wie gewohnt monatlich abbuchen lassen und muss keinen Jahresvorschuss entrichten“, erläutert Experte Creutz.
Zudem unterstreicht der Versicherer, dass er nicht mit dem Anspruch antrete, das günstigste Energieangebot zu liefern. Vielmehr soll der Mehrwert zur Imagepflege dienen. Dazu gehört auch, dass neben konventionellem Strom „grüner“ Strom rabattiert erhältlich ist. „Wenn der Service gut abgenommen wird, ist eine Ausweitung auf andere Partner vorstellbar“, glaubt Vorstand Fedlmeier. „Und dann könnte auch unser Preis nochmals sinken. Eine hohe öffentliche Wahrnehmung dürfte den Öffentlichen auf jeden Fall gewiss sein.
"Herr Kaiser" nimmt sich der Energieprobleme an
Schon früher haben andere Regionalversicherer Marketing-Modelle, die ein Sparkassen-Versicherer entwickelt hatte, relativ schnell übernommen. Das galt beispielsweise für den Sturm-Warn-Service „Wind & Wetter“, bei dem die Versicherungskammer Bayern als Erfinder gilt. Mittlerweile können sich die meisten Kunden der Regionalanbieter per SMS vor Unwetter in ihrem Wohnort warnen lassen. Möglich, dass sich bald „Herr Kaiser“ der Energieprobleme aller deutschen Verbraucher annimmt.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek