Die European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA) hat drei neue Mitglieder in sein Management Board gewählt. Frank Grund, neuer Exekutivdirektor der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), ist einer von ihnen.
Die neuen EIOPA-Mitglieder sind: Julia Cillikova, Direktor der Regulierungsabteilung der slowakischen Nationalbank, Frank Grund, Exekutivdirektor der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) und Misu Negrițoiu, Präsident der rumänischen Finanzaufsicht.
Diese neuen Mitglieder folgen auf Jan Parner, Deputy Director General of Finanstilsynet (Denmark) und Sergej Simoniti, Direktor der slowenischen Finanzaufsicht, und Felix Hufeld, der seit geraumer Zeit Bafin-Präsident ist.
Das hauseigene Magazin der Bafin, das "Bafin-Journal", interviewte Frank Grund kürzlich. In Auszügen finden Sie dieses Interview nachfolgend wieder.
Seit Anfang Oktober ist Dr. Frank Grund Exekutivdirektor der Versicherungsaufsicht der Bafin. Er folgte Felix Hufeld, der seit März Präsident der Bafin ist und die Versicherungsaufsicht kommissarisch leitete. Im Interview mit dem Bafin-Journal erläutert Grund, wie er die ersten Wochen im Amt erlebt hat und wo er die größten Aufgaben der kommenden Monate sieht.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen der kommenden Monate?
Grund: Die größte Herausforderung ist ganz klar Solvency II. Am 1. Januar 2016 erfolgt die Scharfschaltung, dann gehen wir von der Trockenübung in den Praxisbetrieb über. Trotz aller Vorbereitung – Solvency II bedeutet einen gewaltigen Wandel, für die Unternehmen ebenso wie für uns. Diesen Wandel gilt es, gemeinsam zu gestalten. Mit anderen Worten: Auch wir wissen nicht genau, wie alles wird. Wir haben gewisse Vorstellungen, wir haben uns bestmöglich vorbereitet – aber haben wir auch die richtigen Schwerpunkte gesetzt? Kommen neue Schwerpunkte hinzu? Dies kann und wird sich erst in der Praxis ergeben. Ich sehe es als meine Aufgabe, hier Sicherheit zu schaffen und zu vermitteln – sowohl gegenüber den Kollegen als auch gegenüber der Versicherungswirtschaft.
Inwiefern?
Grund: Es geht vor allem darum, bei den vielen Fragen und Themen, die derzeit noch offen und abstrakt sind, konkreter zu werden. Was bedeutet Proportionalität im Einzelnen? Wie gehen wir mit dem Thema Run-off-Plattformen in der Lebensversicherung um, die immer mehr diskutiert werden? Wie wird sich die Zinszusatzreserve weiter entwickeln? Das sind nur wenige Beispiele, bei denen wir Klarheit schaffen müssen.
Im Moment sind die Zinsen sehr niedrig. Können die Lebensversicherer die Belastung unter diesem Druck stemmen?
Grund: Der Aufbau der Zinszusatzreserve ist natürlich – gelinde gesagt – ein Kraftakt. Allein 2014 mussten die Lebensversicherer dafür rund 8,5 Milliarden Euro aufwenden, dieses Jahr wird es wohl noch mehr sein. Aber wir brauchen die Zinszusatzreserve, um die Versicherer für Zeiten anhaltend niedriger Zinsen zu rüsten und langfristig sicherzustellen, dass sie ihre Garantieversprechen an die Versicherten erfüllen können.
Unser Aufsichtsinstrumentarium ermöglicht es uns gut, die Entwicklung der nächsten Jahre einzuschätzen und im Einzelfall – falls erforderlich – einzugreifen. Die Unternehmen können im Übrigen ein wenig gegensteuern, indem sie die engen Ermessensspielräume nutzen, die die Vorschriften zur Zinszusatzreserve lassen. Hier kommt primär die angemessene Berücksichtigung von Storno- und Kapitalabfindungswahrscheinlichkeiten in Betracht. Das gilt bereits für das Geschäftsjahr 2015.
Sie waren viele Jahre in leitender Position bei Versicherern tätig. Inwiefern kommen Ihnen diese Erfahrungen nun zugute?
Grund: Zum einen kommt mir natürlich zugute, dass ich mich mit den wesentlichen Fragestellungen, die derzeit für die Versicherungsaufsicht relevant sind, schon eingehend beschäftigt habe. Daher kann ich mich relativ schnell in diese Themen einbringen. Zum anderen kann ich aufgrund meiner Erfahrungen gut einschätzen, wie die Versicherungsbranche ein Thema aufnimmt, wie sie es angehen wird. Als Aufseher können wir davon profitieren, wenn wir frühzeitig erkennen, welche Themen die Unternehmen am meisten beschäftigen, und uns entsprechend darauf ausrichten. Dennoch muss ich natürlich noch einige Dinge lernen, die in meiner neuen Aufgabe wichtig sind.
Hintergrundinformationen
Grund ist seit dem 1. Oktober Exekutivdirektor der Versicherungsaufsicht bei der Bafin. Zuvor war er viele Jahre in leitenden Positionen bei Versicherungsunternehmen beschäftigt, seit 2013 aber nicht mehr im operativen Geschäft tätig. Er war zuletzt unter anderem Mitglied verschiedener Aufsichtsräte in der Versicherungswirtschaft. Mit seinem Einstieg bei der Bafin legte Grund sämtliche Mandate nieder.
Textquellen: EIOPA; © Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht / www.bafin.de; Bildquelle: © EIOPA
Die neuen EIOPA-Mitglieder sind: Julia Cillikova, Direktor der Regulierungsabteilung der slowakischen Nationalbank, Frank Grund, Exekutivdirektor der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) und Misu Negrițoiu, Präsident der rumänischen Finanzaufsicht.
Diese neuen Mitglieder folgen auf Jan Parner, Deputy Director General of Finanstilsynet (Denmark) und Sergej Simoniti, Direktor der slowenischen Finanzaufsicht, und Felix Hufeld, der seit geraumer Zeit Bafin-Präsident ist.
Das hauseigene Magazin der Bafin, das "Bafin-Journal", interviewte Frank Grund kürzlich. In Auszügen finden Sie dieses Interview nachfolgend wieder.
Seit Anfang Oktober ist Dr. Frank Grund Exekutivdirektor der Versicherungsaufsicht der Bafin. Er folgte Felix Hufeld, der seit März Präsident der Bafin ist und die Versicherungsaufsicht kommissarisch leitete. Im Interview mit dem Bafin-Journal erläutert Grund, wie er die ersten Wochen im Amt erlebt hat und wo er die größten Aufgaben der kommenden Monate sieht.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen der kommenden Monate?
Grund: Die größte Herausforderung ist ganz klar Solvency II. Am 1. Januar 2016 erfolgt die Scharfschaltung, dann gehen wir von der Trockenübung in den Praxisbetrieb über. Trotz aller Vorbereitung – Solvency II bedeutet einen gewaltigen Wandel, für die Unternehmen ebenso wie für uns. Diesen Wandel gilt es, gemeinsam zu gestalten. Mit anderen Worten: Auch wir wissen nicht genau, wie alles wird. Wir haben gewisse Vorstellungen, wir haben uns bestmöglich vorbereitet – aber haben wir auch die richtigen Schwerpunkte gesetzt? Kommen neue Schwerpunkte hinzu? Dies kann und wird sich erst in der Praxis ergeben. Ich sehe es als meine Aufgabe, hier Sicherheit zu schaffen und zu vermitteln – sowohl gegenüber den Kollegen als auch gegenüber der Versicherungswirtschaft.
Inwiefern?
Grund: Es geht vor allem darum, bei den vielen Fragen und Themen, die derzeit noch offen und abstrakt sind, konkreter zu werden. Was bedeutet Proportionalität im Einzelnen? Wie gehen wir mit dem Thema Run-off-Plattformen in der Lebensversicherung um, die immer mehr diskutiert werden? Wie wird sich die Zinszusatzreserve weiter entwickeln? Das sind nur wenige Beispiele, bei denen wir Klarheit schaffen müssen.
Im Moment sind die Zinsen sehr niedrig. Können die Lebensversicherer die Belastung unter diesem Druck stemmen?
Grund: Der Aufbau der Zinszusatzreserve ist natürlich – gelinde gesagt – ein Kraftakt. Allein 2014 mussten die Lebensversicherer dafür rund 8,5 Milliarden Euro aufwenden, dieses Jahr wird es wohl noch mehr sein. Aber wir brauchen die Zinszusatzreserve, um die Versicherer für Zeiten anhaltend niedriger Zinsen zu rüsten und langfristig sicherzustellen, dass sie ihre Garantieversprechen an die Versicherten erfüllen können.
Unser Aufsichtsinstrumentarium ermöglicht es uns gut, die Entwicklung der nächsten Jahre einzuschätzen und im Einzelfall – falls erforderlich – einzugreifen. Die Unternehmen können im Übrigen ein wenig gegensteuern, indem sie die engen Ermessensspielräume nutzen, die die Vorschriften zur Zinszusatzreserve lassen. Hier kommt primär die angemessene Berücksichtigung von Storno- und Kapitalabfindungswahrscheinlichkeiten in Betracht. Das gilt bereits für das Geschäftsjahr 2015.
Sie waren viele Jahre in leitender Position bei Versicherern tätig. Inwiefern kommen Ihnen diese Erfahrungen nun zugute?
Grund: Zum einen kommt mir natürlich zugute, dass ich mich mit den wesentlichen Fragestellungen, die derzeit für die Versicherungsaufsicht relevant sind, schon eingehend beschäftigt habe. Daher kann ich mich relativ schnell in diese Themen einbringen. Zum anderen kann ich aufgrund meiner Erfahrungen gut einschätzen, wie die Versicherungsbranche ein Thema aufnimmt, wie sie es angehen wird. Als Aufseher können wir davon profitieren, wenn wir frühzeitig erkennen, welche Themen die Unternehmen am meisten beschäftigen, und uns entsprechend darauf ausrichten. Dennoch muss ich natürlich noch einige Dinge lernen, die in meiner neuen Aufgabe wichtig sind.
Hintergrundinformationen
Grund ist seit dem 1. Oktober Exekutivdirektor der Versicherungsaufsicht bei der Bafin. Zuvor war er viele Jahre in leitenden Positionen bei Versicherungsunternehmen beschäftigt, seit 2013 aber nicht mehr im operativen Geschäft tätig. Er war zuletzt unter anderem Mitglied verschiedener Aufsichtsräte in der Versicherungswirtschaft. Mit seinem Einstieg bei der Bafin legte Grund sämtliche Mandate nieder.
Textquellen: EIOPA; © Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht / www.bafin.de; Bildquelle: © EIOPA
Autor(en): versicherungsmagazin.de