Die neue Bundesregierung müsse in der Finanzmarktregulierung klimabezogene Finanzmarktrisiken transparent machen, fordern Matthias Kopp, Head of Sustainable Finance beim World Wildlife Fund (WWF) Deutschland, Karsten Löffler, Co-Head Frankfurt School am UNEP Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance und Ulf Moslener, Professor für Sustainable Energy Finance an der Frankfurt School. In einem Diskussionspapier zum Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos haben weisen sie beispielsweise darauf hin, dass die Umsetzung nationaler und internationaler Klimaziele den Handlungsrahmen für die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren deutlich verändern wird. Dies werde sich auch auf das Finanzsystem auswirken. Die Maßnahmen innerhalb der Lenkungsfunktion der Kapitalmärkte seien nicht perfekt.
Aus "gesellschaftlicher Sicht ergeben sich nicht immer die gewünschten Investitionsanreize", dies zeige sich insbesondere in Klima- und Umweltfragen, zum Beispiel am Preis für die CO²-Emissionen, stellen die Autoren des Papiers fest. Sie fordern, dass Risiken, die in Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen, angemessen im Risikomanagement berücksichtigt und für Investoren entsprechend transparent gemacht werden. Klimaziele und der Finanzsektor seien nicht voneinander trennbar.
Maßnahmen für ein zukunftsfähiges Finanzsystem
Als Eckpunkte für ein zukunftsgerichtetes Finanzsystem führen die Branchenexperten an:
- Das Risikomanagement muss sicherstellen, dass klimabezogene Risiken systematisch in Investitionsportfolien berücksichtigt werden.
- Es muss ausreichend lange Zeiträume für die Risikoanalyse gesetzt werden.
- Dies sei für klimabezogene Risiken beispielsweise bei Infrastrukturinvestitionen unerlässlich;
- Die Rechtssicherheit muss hergestellt werden, Nachhaltigkeits- sowie Klimarisiken müssen in der Vermögensverwaltung einfließen.
Zudem sollten Analysekompetenzen aufgebaut werden. Hier könne die Aufsicht entsprechende Szenarioanalysen vorantreiben und damit helfen, den Zusammenhang zwischen den Auswirkungen künftiger Klimarisiken und der Klimapolitik in Bezug auf Investitionen zu verdeutlichen.
Öffentliche Hand soll Standards installieren
Darüber hinaus plädieren die Wirtschaftsexperten von WWF und Frankfurt School in ihrem Diskussionspapier dafür, dass die Transparenz bei Krediten und Investitionen institutioneller und privater Anleger gewährleistet wird, wie diese den Strukturwandel aufnehmen und klimakompatibel sind. Betroffen hiervon sind vor allem langfristig angelegte Sparanlagen, etwa Riester- und Rürup-Produkte, Pensionsvermögen, Renten- sowie Kapitallebensversicherungen.
Außerdem soll die öffentliche Hand aus Sicht der Autoren konsistentere Strukturen und Standards bilden. Dazu gehören auf Vorschlag der Experten etwa Regeln für Börsenlistings, die um Nachhaltigkeitsanforderungen ergänzt werden, wie sie ähnlich bereits in anderen Ländern existieren, und nachhaltige Marktindizes oder Benchmarks, die zur Anwendung kommen sollen. Auch die Emission der Staatsanleihen sollte geprüft und ein Standard für so genannte grüne Anleihen erstellt werden.
Autor(en): Eva-Susanne Krah