Der Industrieversicherungsmakler MRH Trowe hat den Rentenberater Lurse aus Salzkotten bei Paderborn gekauft. Damit setzt das Unternehmen seine starke anorganische Wachstumsstrategie fort.
Zum 1. Januar 2023 übernimmt MRH Trowe sämtliche Geschäftsanteile von Lurse. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Gleichzeitig treten die Lurse-Vorstände Birgit Horak und Matthias Edelmann dem Gesellschafterkreis der MRH-Trowe-Gruppe bei. Die Transaktion steht aber noch unter Vorbehalt der Genehmigung durch die zuständigen Kartellbehörden. Die MRH-Trowe Gruppe verwaltet nach eigenen Angaben derzeit ein Prämienvolumen von mehr als 550 Millionen Euro.
bAV-Plattform soll ausgebaut werden
In einer Online-Pressekonferenz wurde vor allem die hohe Kompetenz der Lurse AG bei der digitalen bAV-Administration und versicherungsmathematischen Bewertung von bAV-Systemen hervorgehoben. „Mit der Plattform P·LIVE können Kapitalanlagen von Mitarbeitern schnell hin- und zurück gespielt werden“, erläuterte Matthias Edelmann. Die Plattform für betriebliche Altersversorgung, Zeitwertkonten, CTAs und Altersteilzeitlösungen soll nun ausgebaut werden. Hinsichtlich der Kundengröße sei man nach allen Seiten offen. Bisher wurden vor allem Großunternehmen und Mittelständler ab rund 100 Mitarbeitenden beraten.
bAV-Umsatz soll 20 Prozent ausmachen
Lurse würde als inhabergeführtes Unternehmen kulturell gut zur MRH-Trowe Gruppe passen. So könnten die hinzugewonnenen Kompetenzen in der HR-Beratung auch der rund 1.100 Mitarbeitenden umfassenden Maklerbelegschaft zugutekommen. „Wir haben viel Erfahrung mit HR-Projekten und können sie auch nach innen zum Einsatz bringen“, stellte Birgit Horak fest. Trotz des Zusammenschlusses sucht die MRH-Trowe-Gruppe weiterhin neue Mitarbeiter.
Für 2023 peilt die MRH-Trowe Gruppe einen Umsatz von über 150 Millionen Euro an. Rund 20 Prozent sollen dann auf die bAV und HR-Beratung entfallen. Mit der Neuaufstellung glaubt sich der Versicherungsmakler in der Lage, internationale Managementberatungen angreifen zu können. Genannt wurden Willis Towers Watson, Mercer und Aon.
Rund 15 Unternehmen in zwei Jahren ist stolze Kaufbilanz
Eine Kooperation mit andern Versicherungsmakler gab es bisher nicht. „Sie ist auch künftig nicht vorgesehen“, bestätigte Rockel. Viel mehr sollen weiterhin andere Maklerhäuser übernommen werden. Rockel: „Wir haben einige im Auge, können aber derzeit keine konkreten Namen nennen.“ Rund 15 Unternehmen in zwei Jahren ist die stolze Kaufbilanz. Anscheinend kann der Makler seit dem Einstieg des britischen Privat-Equity-Investors Anacap im Jahre 2020 aus dem Vollen schöpfen.
Sehr früh gesamte IT in die Cloud verlagert
Laut MRH-rowe-Vorstand Marco Gerhardt gibt es heute eine klar definierte Buy&Build-Strategie. Das anorganische Wachstum erfolge durch Zukäufe in strategisch wichtigen Regionen oder Branchensegmenten sowie deren Integration in das bundesweite MRH Trowe-Netzwerk aus Fach- und Branchenexperten. „Dabei ist die einheitliche IT-Landschaft zentral“, so Gerhardt. Sie ermögliche eine gemeinsame Unternehmenskultur und Corporate Governance. MRH Trowe hat als eines der ersten Unternehmen im Financial Service-Sektor in Deutschland seine gesamte IT in die Cloud verlagert. „Eine leistungsfähige, cloudbasierte IT-Lösung wird künftig ein entscheidendes Kriterium für die Veräußerer sein, sich einem größeren Makler anzuschließen“, prophezeit Gerhardt.
Umstellung meist mit finanziellen Risiken verbunden
Viele wüssten um die Notwendigkeit einer Neuaufstellung ihrer eigenen IT, um ihr Unternehmen zukunftsfähig zu halten. Gerhardt: „Die Kosten für eine Umstellung sind gerade für kleine Makler bis zu einer Größe von fünf bis zehn Mitarbeitenden mit finanziellen Risiken verbunden, weshalb häufig die notwendige Investition gescheut wird.“ Bei einem Zusammenschluss hätten diese Unternehmen die Möglichkeit, ihre Systeme schneller und effizienter zu gestalten. Ein Mehrwert für Mitarbeiter und Kunden.
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Wie sich der Maklermarkt in der Zukunft entwickelt, ist auch zentraler Inhalt der aktuellen Titelgeschichte von Versicherungsmagazin „Die Großen fressen die Kleinen“ (01/2023).
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek