Der November ist traditionell Wechselmonat im Kfz-Versicherungsgeschäft. Für dieses Jahr ist laut einer von Simon-Kucher & Partners durchgeführten Erhebung unter führenden Versicherungsmanagern von einen deutlich verstärkten Wechselverhalten auszugehen.
Mittelfristig rechnet das Beratungshaus mit einer neuen Preisdynamik im stagnierenden Kfz-Versicherungsmarkt.
Auch, wenn die befragten Marktexperten in diesem Jahr einen Rückgang der Kfz-Schäden von rund vier Prozetpunkte aufgrund des gesunkenen Verkehrsaufkommens feststellen, profitieren die Versicherten nur zu einem Viertel an den sinkenden Kosten. Stattdessen sprachen sich die Versicherungsmanager dafür aus, die Preise für Kfz-Versicherungen nur um 0,8 Prozent zu senken, da im kommenden Jahr wieder mit einem Anstieg der Kfz-Schäden zu rechnen sei.
Betroffene Gruppe besonders preissensibel und oft wechselwilliger
Da die Covid-Pandemie in diesem Jahr zu Kurzarbeit und sogar Arbeitslosigkeit bei Versicherungsnehmern geführt hat, ist die davon betroffene Gruppe besonders preissensibel und gegebenenfalls wechselwilliger. Im Rahmen der Studie bestätigen die Befragten einem Drittel der Kfz-Wechselkunden eine gestiegene Wechselbereitschaft.
Hälfte der Kfz-Versicherer in den roten Zahlen
Gewinner dieser Entwicklung seien Online-Makler und Vergleichsportale, ist sich Frank Gehrig, Insurance, Sales & Pricing Specialist bei Simon-Kucher & Partners, im Hinblick auf 2021 sicher. Traditionelle Bank- und Exklusivvertriebe könnten ins Hintertreffen geraten. "Diese Verschiebung könnte einen ‚Race-to-the-Bottom‘-Effekt auslösen, bei dem Versicherer mit Preissenkungen zum nächsten Wechselgeschäft versuchen werden, verlorene Marktanteile zurückzugewinnen", so Gehrig
Kunden über die Preisschraube bei Laune zu halten sei dabei der falsche Weg und die Freude über derzeit sinkende Schadenkosten nur von kurzer Dauer. Denn, zitiert Stefanie zur Horst, Senior Director und Insurance & Pricing Specialist bei Simon-Kucher & Partners, den "Branchenmonitor: Kraftfahrtversicherung 2014-2019": Rund jede zweite Kfz-Versicherungsgesellschaft bewege sich in den roten Zahlen und weise eine Combined Ratio von über 100 auf.
Den besseren Weg für die Zukunft sehen die Studienautoren in bedarfsgerechten Preis- und Produktlösungen. "Das umfasst etwa die Verwendung von Behavioral Pricing sowie die verstärkte Nutzung und Analyse pricingrelevanter Daten wie Kosten- und Margenentwicklungen, Finanz- und Transaktionsdaten sowie kundenzentrierte Daten und Wettbewerbsinformationen. Diese werden häufig nicht systematisch erfasst und ausgewertet. Hier verschenkt die Branche viel Potenzial", führt Horst aus. Algorithmen-basierte Systeme, die verlässliche Prognosen und Empfehlungen zu Preisänderungen in der Kfz-Landschaft erstellen können, seien das Modell für die Zukunft ebenso wie eine stärkere Segmentdifferenzierung in der Kundenansprache.
Quelle: Simon Kucher & Partners
Autor(en): Swantje Francke