In einer Podiumsdiskussion bei der DKM meinte Allianz-Vorstand Dr. Markus Faulhaber (im Bild zweiter von links), dass kein Kunde langfristige Verträge, die wie in der Lebensversicherung über 20 Jahre und länger gehen, ohne persönliche Beratung abschließen werde.
Berater werden daher nach Auffassung Faulhabers auch in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Anders sehe es bei einfacheren Produkten wie etwa Risiko-Lebensversicherungen aus. Aber auch hier habe man bei der Allianz festgestellt, dass zwar viele Kunden im Internet recherchierten, der Abschluss aber dann meist doch beim Vermittler erfolge. Der Allianz-Vorstand sehe in der Digitalisierung die Chance, Prozesse im Unternehmen effizienter zu machen.
Produkte müssen einfacher, flexibler und transparenter werden
In der Lebensversicherung müsste sich die Branche aber neu erfinden, mahnte Faulhaber: "Die Niederzinsphase und die Digitalisierung betreffen das Geschäftsmodell der Lebensversicherung in der Tiefe." Die klassischen Lebensversicherungsprodukte böten dabei wegen niedriger Renditeerwartungen wenig Chancen. Die Produkte müssten insgesamt einfacher, flexibler und transparenter werden. Denn wenn der Kunde im Internet ein Produkt nicht verstehe, klicke er weg. Wenn die Branche diese Transformation hinbekomme, dann gebe es für sie gute Zukunftschancen, denn die Altersvorsorge ist und bleibe ein Wachstumsfeld.
Vorteile gegenüber Bankprodukten herausstellen
Auch Jürgen A. Junker, Vorstandsvorsitzender W&W AG, bestätigte die Alternativlosigkeit der Lebensversicherung für die Altersvorsorge. Gegenüber Bankprodukten müsse man als Branche das Thema Biometrie ausspielen, da dies nur Versicherer könnten. Junker machte auch klar, dass ein Run-off, also ein Übertragen von Altverträgen an eine Abwicklungsplattform für die Württembergische nicht in Frage komme: "Nach 180 Jahren Beziehung zu unseren Kunden werden wir diesen weg nicht gehen." Auch Allianz-Mann Faulhaber schloss dies komplett für sein Unternehmen aus.
Ergo überlegt noch
Dr. Achim Kassow, CEO der Ergo Deutschland AG, erläuterte, dass die Überlegungen über einen möglichen Run-off nicht abgeschlossen seien. Offenbar war Kassow von der öffentlichen Diskussion dazu nicht erfreut. Die unternehmerischen Vor-Überlegungen dazu waren wohl noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Es sei noch nichts entschieden, man wolle aber auf jeden Fall das Lebensversicherungsgeschäft weiterbetreiben.
Autor(en): Bernhard Rudolf