Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) hat umfangreiche Forderungen an die künftige Bundesregierung. Der Verband gibt sich kämpferisch, sieht aber auch politisch schwere Zeiten kommen.
Erhalt des Provisionssystems, keine Deckelung der Vergütung in der Lebensversicherung, keine Beaufsichtigung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), beim Gesundheitsschutz keine Bürgerversicherung und eine reformierte Riester-Rente, lauten die Forderungen des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). an die neue Bundesregierung, deren genaue Parteienmix derzeit noch unklar ist.
„Englische Verhältnisse“ bei Verbot der Provisionsvermittlung
Bei einem Verbot der Provisionsvermittlung befürchtet der BVK „englische Verhältnisse“. „Dort werden nur noch Besserverdienende beraten“, sagte BVK-Präsident Michael Heinz. Zudem wäre eine reine Honorarberatung nicht von Fehlentwicklungen gefeit. „Dann könnte man den Kunden bei der Beratung einer Tierhalterhaftpflicht zwei Stunden im Büro halten und nach einem Schaden durch das Tier nochmals zwei Stunden für die Schadenregulierung. Die Honoraruhr läuft ja“, schilderte Heinz sarkastisch die Möglichkeiten.
Gerne ist der Verband aber bereit, über andere Vergütungsszenarien „nachzudenken“, etwa eine laufende Vergütung, die die Abschlussprovision ersetzen könnte. Zwar gebe es im Verband Widerstände, weil es dann für Berufseinsteiger schwieriger wird. Diesen Meinungen erteilte Heinz eine klare Absage. Der Berufseinsteiger könne dann eben nicht mehr auf eine Abschlussprovision bauen. „Der muss dann mit ganz anderen Voraussetzungen in unseren Beruf kommen“, so Heinz. Die Veränderungen würden aber Zeit benötigen.
Heinz sieht den Berufsstand der Versicherungsvermittler von der Politik systematisch schlecht geredet. Dabei würden auf einen einzelnen Lebensmitteldiscounter mehr Beschwerden am Tag entfallen als auf die Versicherungsvermittler im ganzen Jahr. 2020 wurden dem Versicherungsombudsmann insgesamt 283 Beschwerden mitgeteilt. Aktuell sind am in Deutschland rund 194.000 Versicherungsvermittler und Versicherungsmakler tätig.
Eigene Vermittler wird geschätzt
Laut BVK-Vizepräsident Gerald Archangeli gibt es in der Bevölkerung noch immer ein stark differenziertes Fern- und Nahwahrnehmung von Versicherungsvermittlern. So wären über 90 Prozent der Kunden mit ihrem Versicherungsermittler zufrieden. Archangeli: „Die Aussage der Kunden lautet in der Regel: mein Versicherungsvermittler ist ganz in Ordnung, nur alle anderen sind Ganoven.“ Aktuell hätte der Beruf wieder mehr Zulauf. Es habe sogar einen Stau bei Fach- und Sachkundeprüfungen gegeben und die Zahl der registrierten Vermittler sei erstmals wieder gestiegen.
Derzeit beobachtet der Verband genau, welche Versicherer immer noch ihrer Vermittler mit besonderen Vergünstigungen, wie Incentive-Reisen steuern würden. Solche Events sind nach der IDD eigentlich verboten. „Wir sind hier bereit als Verband gegen einen Versicherer in einen juristischen Streit zu gehen“, sagte Heinz. Sehr getrübt ist noch immer das Verhältnis des BVK zum Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Stein des Anstoßes ist die Aussage von Jörg Asmussen, GDV-Hauptgeschäftsführer, der vorgeschlagen hatte, ein Standardaltersvorsorgeprodukt ohne jede Beratung online auf den Markt zu bringen.
Beschwerde beim GDV-Präsidenten geplant
Der BVK wehrt sich entschieden gegen ein solches Produkt, dass ohne Vermittler angeboten werden soll. Damit würde nämlich einhergehen, dass die Kunden nicht nach ihren Bedürfnissen beraten werden. Das würde gegen geltendes Recht verstoßen. Denn die Kunden müssten eine Beratung aktiv abwählen. Heinz ist bis heute kein Versicherer bekannt, der ein solches Standardprodukt für die Altersvorsorge unterstützt. Bisher hätte Asmussen keine Gesprächsbereitschaft zum Streitthema gezeigt. Daher plant der BVK jetzt, sich beim GDV-Präsidenten Dr. Wolfgang Weiler über das nach Einschätzung eigenmächtige Vorgehen des GDV-Hauptgeschäftsführers zu beschweren.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek