Die Zeitschrift "Asscompact" wollte wissen, wie digital Versicherungsmakler inzwischen aufgestellt sind - und wie es bei ihren Partnern, den Kunden und den Versicherungsunternehmen, aussieht. Die Pandemie hat viel verändert.
Die digitale Kompetenz der Versicherungsmakler und Mehrfachvertreter hat sich in einem Jahr Corona-Pandemie spürbar verändert, so ein Ergebnis der aktuellen "Asscompact Trends-Studie", für die 400 unabhängige Vermittler befragt wurden. 46 Prozent schätzen ihre digitale Kompetenz als hoch ein, sechs Prozentpunkte mehr als noch ein Jahr zuvor. Nur noch knapp mehr als jeder Zehnte bescheinigt sich selbst eine geringe digitale Kompetenz, gut zwei Prozent weniger als 2020. Der Rest schätzt sich vorsichtig als "mittel" ein.
Die meisten haben sich weiterentwickelt
Aber drei Viertel sagen, dass sie sich im zurückliegenden Jahr digital weiterentwickelt haben. Und 44 Prozent wollen in den nächsten zwölf Monaten noch einmal tiefgreifende Veränderungen vornehmen, um am digitalen Fortschritt teilzunehmen.
Häufig genannt werden Themen wie Automatisierung von Prozessen, Cloud-Dienste, digitale und Video-Beratung, Internetpräsenz und Apps oder auch das Maklerverwaltungs- und Kundenmanagementprogramm. Eine Reihe Makler haben sich vorgenommen, das Büro papierlos zu bekommen. Allerdings gibt es dabei wohl vereinzelt noch Hürden. So schreibt ein Teilnehmer, es gebe immer noch Versicherer, "die nur eine Postadresse für Rückfragen oder Anträge angeben, aber keine Mailadresse".
Die Familie muss mit ran
Besonders häufig sehen Makler sich durch die Maklerpools bei der digitalen Kommunikation unterstützt, so antworten jedenfalls knapp 53 Prozent der Teilnehmer. Zehn Prozent sehen die Kompetenz in ihrem Büro. Seltener werden unter anderem Maklerprogrammhersteller (36 Prozent) oder Versicherer (25 Prozent) genannt. Erstaunlich: Etwas mehr als jeder dritte Betrieb lässt sich privat helfen, über "Freunde, Familie, Kinder". Da bekommt der Begriff "Kinderarbeit" eine ganz neue Bedeutung.
Am häufigsten mit 80 Prozent wird die Kunden- und Vertragsverwaltung digital unterstützt. Auch die elektronischen Antrags- und Abschlussprozesse und Produktvergleiche werden von jeweils rund drei Viertel der Teilnehmer genannt. Dagegen erleben nur drei von zehn Maklern eine digitale Unterstützung bei der Kundenakquise oder 46 Prozent bei der "digitalen Sichtbarkeit" des Vermittlers zum Beispiel in Sozialen Medien und in Suchmaschinen.
Die Kunden sind meist hybrid eingestellt
Die Kunden jedenfalls sind nach Meinung der Teilnehmer deutlich mehrheitlich (60 Prozent) daran interessiert, neben der persönlichen auch eine digitale Kommunikation mit dem Vermittler zu unterhalten. Weitere 19 Prozent erwarten sogar eine vollständig digitale Kommunikation. Umgekehrt wird nur 21 Prozent eine ablehnende Haltung gegenüber digitalem Kontakt zugeschrieben.
Auf der anderen Seite wächst die Bedeutung der digitalen Zusammenarbeit mit den Versicherern rasant an. Noch vor fünf Jahren spielte Digitalität nur für elf Prozent der Befragten eine Rolle in der Beziehung zwischen Makler und Versicherer, aktuell sind es dagegen 73 Prozent. Und für die weitere Zukunft in fünf Jahren wächst die Bedeutung auf 93 Prozent an. Digitale Kommunikation wird gerade zur Selbstverständlichkeit.
Versicherer machen ebenfalls Fortschritte
Auch wenn der Blick auf den Partner traditionell kritischer ist als derjenige auf die eigene Leistung, so sagen immerhin 58 Prozent der Befragten, auch die Versicherer hätten sich im Jahr der pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen digital weiterentwickelt, und 55 Prozent anerkennen entsprechende Verbesserungen. Nur jeder Zehnte meint umgekehrt, die digitale Kommunikation habe sich verschlechtert.
Mit Abstand am häufigsten kommunizieren Makler per E-Mail mit Versicherern (95 Prozent). Aber auch Webinare spielen für 81 Prozent eine Rolle, gefolgt von 71 Prozent mit digitaler Kommunikation zwischen Versicherer und Maklerverwaltungsprogramm. Eine ähnlich starke Rolle spielen zudem die Extranets.
Digitale Unterschrift noch wenig verbreitet
Soziale Medien spielen dagegen bisher noch kaum eine Rolle im Kontakt zum Versicherer (19 Prozent Nennungen). Auch die digitale Unterschrift ist noch wenig verbreitet (34 Prozent), obwohl diese sicher eine erhebliche, weitere Vereinfachung in der Zusammenarbeit zwischen Versicherer und Vermittler bedeuten würde wie auch umgekehrt mit dem Kunden.
Die "Asscompact Trends-Studie II/2021" enthält fast 200 Folien mit Informationen zur Vertriebsstimmung im unabhängigen Vertrieb, den Favoriten der Makler unter den Versicherern sowie dem Sonderthema Digitale Kommunikation. Sie kann kostenpflichtig bei der BBG Betriebsberatungs GmbH (E-Mail: tannreuther@bbg gruppe.de) erworben werden.
Autor(en): Matthias Beenken