Die betriebliche Altersversorgung entdeckt nachhaltiges Investieren

Die Deutschen gelten international als Vorreiter in Sachen Umweltschutz. Auch bAV-Kunden würden bei ihrer Anlage in die Altersvorsorge die Umwelt gerne berücksichtigen: 86 Prozent wünschen, dass mit ihren Investments keine umweltschädlichen Produkte hergestellt oder in diesem Zusammenhang die Menschenrechte verletzt werden. Doch für deutsche bAV-Anbieter ist es noch nicht selbstverständlich den Nachhaltigkeitsaspekt in ihre Portfolios zu integrieren. Dies ist ein Ergebnis der Studie "Betriebliche Altersvorsorge und nachhaltige Investments in Deutschland", die vom Bundesumweltministerium und Fortis Investments in Auftrag gegeben wurde.

bAV wird zum Megageschäft
Die Volumina kapitalgedeckter, betrieblicher Altersversorgung in Deutschland werden sich von 416 Milliarden Euro im Jahr 2006 auf rund vier Billionen Euro im Jahr 2030 verzehnfachen, mit entsprechend großem Einfluss auf die Weltwirtschaft, sagt Dr. Axel Hesse, Berater bei SD-M, der die Studie erstellte. Dass zunehmend ethische, soziale und ökologische Kriterien bei Geldanlagen berücksichtigt werden ist unter anderem der 2002 ins Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) eingeführten Berichtspflicht über nachhaltige Investmentaktivitäten der bAV geschuldet. Hesse untersuchte erstmals die Auswirkungen der Berichtspflicht auf die drei externen Durchführungswege der bAV: Direktversicherung, Pensionskassen und Pensionsfonds. Dabei setzte er sowohl eine Vollerhebung als auch Experteninterviews mit Anbieteren, Maklern und Verbandsfunktionären ein.

Einige Studienergebnisse in Kürze:
Bereits bei durchschnittlich 50 Prozent der analysierten bAV-Produkte werden Nachhaltigkeitsaspekte in der Vermögensanlage genutzt, aber teils nur in einzelnen Tarifen oder Assetklassen. Die stärkste Berücksichtigung erfolgt bislang bei Investmentanteilen, gefolgt von Inhaber- und Namensschuldverschreibungen. 2009 soll eine bAV-Anbieterkonferenz diese Entwicklung weiter beflügeln. Eine Standardisierung der Berichterstattung und eine systematische Prüfung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht wird vorgeschlagen.

Die Interviews ergaben folgendes Meinungsbild: Aufgrund des sehr langfristigen Anlagehorizonts der bAV von rund 27 Jahren bewerteten die Experten die inflationsbereinigten Renditeerwartungen verschiedener Anlageklassen der bAV und stellten fest, dass festverzinsliche Anlagearten deutlich zu hoch gewichtet sind, obwohl die Finanzmarktkrise gegenwärtig etwas anderes suggeriert. Gute langfristige Renditen werden von Aktien, Aktienfonds inklusive Klimaschutz- und Wasserfonds, Private Equity Fonds inklusive Clean TechFonds und Rohstofffonds erwartet. Allerdings gelten die heute dominanten, klassischen Tarife der Direktversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds langfristig und inflationsbereinigt als zu renditeschwach. Gerade die Zeit (nach) der Finanzmarktkrise sollte daher genutzt werden, um zukünftig mehr renditestarke, fondsbasierte Tarife anzubieten. In Kooperationen könnten bAV-Anbieter künftig insbesondere die Knowhow-Bildung fördern und gemeinsame Aufklärungskampagnen zu nachhaltigen Investments durchführen.

Hesse erläutert: „Die Tatsache, dass bereits bei rund der Hälfte der analysierten bAV-Produkte Nachhaltigkeit faktisch in der Vermögensanlage berücksichtigt wird, zeigt die Bedeutung des Themas gerade auch während der Finanzmarktkrise. Allerdings muss die Branche zukünftig den Mix der Anlageklassen noch umgestalten, damit die Einflüsse auf Performancesteigerung und Nachhaltigkeit noch besser Hand in Hand gehen können.“

Die Studie kann kostenlos von der Website unter der Rubrik "Publikationen" heruntergeladen werden.

Autor(en): Versicherungsmagazin

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