Überregulierung, Cyber-Gefahren sowie der technologische Wandel - dies sind Probleme, die CEOs der Assekuranz nachts nicht schlafen lassen. Der globale "CEO Survey" der Beratungsfirma PwC zeigt, dass kaum eine Branche durch die Folgen der Digitalisierung derart verunsichert ist wie die der Versicherer.
CEOs von Versicherern weltweit halten ihre Branche für die mit am meisten durch die Disruption bedrohte. Dies zeigen die Ergebnisse der Befragung von 100 CEOs von Versicherern in 85 Ländern im 21. "CEO-Survey" von PwC.
Technologische Veränderungen wirken disruptiv
Jeder zweite Vorstandschef in der Assekuranz (53 Prozent) zeigt sich in der Umfrage "äußerst besorgt" über drohende Cyber-Attacken. Industrieübergreifend sind es dagegen nur 40 Prozent. Nahezu ebenso viele (51 Prozent) sind "äußerst besorgt" über die Geschwindigkeit des technologischen Wandels (industrieübergreifend: 38 Prozent).
Dazu passt, dass 82 Prozent der Versicherungs-CEOs die technologischen Veränderungen als "disruptiv" für ihr eigenes Geschäftsmodell bezeichnen. Auch das ist deutlich mehr als im Durchschnitt aller Branchen (68 Prozent). Trotzdem geben sich 49 Prozent der Versicherungs-Führungskräfte "zuversichtlich" und 43 Prozent sogar "sehr zuversichtlich", was die mittelfristigen Wachstumsaussichten ihres eigenen Unternehmens angeht.
Wandel wird von innen kommen
"Auf den ersten Blick scheinen die Ergebnisse widersprüchlich - in Wirklichkeit lassen sie sich jedoch sehr gut begründen", erläutert PwC-Partner Alexander Hofmann, Insurance Leader bei PwC Deutschland. Der Durchbruch neuer Wettbewerber in der Versicherungsbranche lasse auf sich warten. Stattdessen mache sich die Branche mittlerweile daran, den digitalen Wandel selber voranzutreiben und suche die Kooperation mit Insurtechs. Rund die Hälfte (49 Prozent) der befragten CEOs plant in den kommenden Monaten strategische Allianzen oder Joint Ventures einzugehen, um die Profitabilität zu steigern und Wachstum zu erzielen.
Bei der Konzentration auf die Transformation ihrer Häuser fürchten die CEOs, dass die digitalen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter für den Wandel nicht ausreichen. Mehr als 80 Prozent machen die unzureichenden digitalen Kenntnisse der Beschäftigten in der Assekuranz Kopfschmerzen. 86 Prozent haben diese Befürchtung gegenüber ihren eigenen Mitarbeitern. Nur 19 Prozent der CEOs glauben daran, dass es einfach sein wird, neue Talente mit stärkeren digitalen Fähigkeiten zu rekrutieren.
Deutschland ist wichtiger Zielmarkt
Jeder zweite Assekuranz-CEO geht unterdessen davon aus, dass die globale Wirtschaft ihr Wachstum in diesem Jahr noch einmal beschleunigen wird. Gleichwohl: zwölf Prozent rechnen explizit mit einer nachlassenden Dynamik - was deutlich mehr ist als im Durchschnitt aller Branchen (fünf Prozent). Tatsächlich zeigen sich auf Sicht eines Jahres auch nur 31 Prozent der Versicherungschefs "sehr zuversichtlich", was die Aussichten ihres eigenen Unternehmens angeht, während es auf Drei-Jahres-Basis 43 Prozent sind.
Bei der Frage, welche Zielmärkte in den kommenden zwölf Monaten der wichtigste sind, landete Deutschland (25 Prozent) hinter den USA (35 Prozent), aber vor China (19 Prozent) auf Platz zwei. "Das könnte darauf hindeuten, dass sich der ohnehin harte Konkurrenzkampf auf dem hiesigen Markt noch einmal verschärfen wird", so PwC-Experte Hofmann.
Fusionen und Übernahmen haben dagegen aktuell keinen Platz auf der Top-Agenda. Denn während kleinere Partnerschaften mit Insurtechs auf der Agenda der CEOs bleiben, tätigten nur acht Prozent der befragten Versicherer in den vergangenen zwölf Monaten eine "substanzielle Akquisition" (branchenübergreifend 14 Prozent).
Die Top fünf Sorgen der Assekuranz-CEOs sind
- Überregulierung, 95 Prozent
- Cyber-Attacken, 93 Prozent
- Geschwindigkeit der technologischen Wandels, 85 Prozent
- Populismus, 85 Prozent
- geopolitische Unsicherheit, 83 Prozent
Autor(en): Versicherungsmagazin.de