Die DFV Deutsche Familienversicherung AG (DFV), lag mit ihren am 18. März veröffentlichten Jahresergebnissen 2020 "im Rahmen der kommunizierten Erwartungen", teilte das Unternehmen mit.
"In einer Pandemie mit zwei Lockdowns hat sich unser Vertrieb als robust und krisensicher erwiesen. Der erzwungene Ausstieg aus Care-Flex ist ärgerlich, trotzdem werden wir unsere seit dem IPO realisierten Versprechen nach 2019 und 2020 auch im Jahr 2021 umsetzen", kommentierte Dr. Stefan Knoll, Vorstandsvorsitzender und Gründer der Deutschen Familienversicherung, das Ergebnis.
Hintergrund: zum Ausstieg aus Care-Flex
Der DFV-Ausstieg aus dem Care Flex Chemie-Konsortium war nicht freiwillig. Der Entscheidung vorausausgegangen war eine intensive Diskussion mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Diese hat wohl vor dem Hintergrund der langanhaltenden Niedrigzinsen an den Kapitalmärkten und der Corona-Pandemie Bedenken, ob die DFV als relativ kleiner Versicherer stark genug sei, das für die Finanzierung des Konsortium notwendige zusätzliche Kapitalanlagevolumen von rund 50 Millionen Euro zu stemmen. Vor dem Hintergrund der für die DFV nicht zu vertretenden Risiken hatte sich die DFV-Vorstand entschieden, aus dem Konsortium auszuscheiden. Dieses wird nur noch von der R+V Krankenversicherung und der Barmenia Krankenversicherung gemeinsam paritätisch fortgeführt.
Auf Wachstumskurs
Die negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf das Geschäft mit Auslandsreisekrankenversicherungen konnten durch die starke Online-Vertriebsleistung in anderen Produktbereichen deutlich überkompensiert werden, so die DFV. Knoll wörtlich: "Unser Vertriebsmodell – 90 Prozent online – bewährt sich in der Praxis!" Einmal mehr stelle der Versicherer seine digitale Kompetenz unter Beweis. Das Unternehmen setze seinen dynamischen Wachstumskurs in 2021 konsequent fort und erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen weiteren zweistelligen Anstieg der Beitragseinnahmen. Zudem strebe die Deutsche Familienversicherung eine deutliche Reduzierung des operativen Verlusts an.
Starkes Neugeschäft trotz Pandemie
Das Neugeschäft entwickelte sich im Geschäftsjahr 2020 erneut positiv. Der Vertragsbestand wuchs um 7,7 Prozent auf gut 550.000 Verträge zum Jahresende. Dieses Wachstum sei umso bedeutsamer, weil Sondereffekte weggefallen seien. Insofern zeige sich der digitale Vertrieb des Unternehmens – insbesondere unter Berücksichtigung des konjunkturellen Einbruchs infolge der Covid-19-Pandemie – als erfreulich robust. Die Schadenquote (netto) stieg im Geschäftsjahr 2020 aufgrund von Zuführungen in die Alterungsrückstellungen leicht von 60,6 auf 63,0 Prozent an. Mit gebuchten Bruttobeiträgen von nun 114,7 Millionen Euro (2019: 90,9 Millionen Euro) und einem starken Zuwachs insbesondere im Sachversicherungsgeschäft sei die DFV inzwischen breiter aufgestellt und gut gerüstet, um weitere Wachstumspotentiale heben zu können. Im Bereich der Digitalisierung sein die Alleinstellungsmerkmale der DFV im Markt heute anerkannt und führen zu Vergleichstest-Prämierungen in diversen Produktkategorien.
Verlust im Jahr 2020
Das operative Konzernergebnis (EBIT) belief sich im Geschäftsjahr 2020 auf minus 10,6 Millionen Euro (2019: 5,2 Millionen Euro) und lag damit innerhalb der kommunizierten Zielbandbreite von minus neun bis minus elf Millionen Euro. Das EBIT habe sich gegenüber den vorläufigen Zahlen vom 21. Januar 2021 nur geringfügig verändert. Der Rückgang des Ergebnisses im Vergleich zum Vorjahr resultiere hauptsächlich aus der Fortschreibung der hohen Vertriebsausgaben, dem Covid-19-bedingt schwächeren Kapitalanlageergebnis, einem Personalkostenanstieg sowie den durch Care-Flex Chemie gestiegenen IT-Kosten. Zinsbezogene versicherungstechnische Risiken in Höhe von 0,55 Millionen Euro wurden vorsorglich abgeschirmt. Hingegen hätten die Feststellungen der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung zum Konzernabschluss 2018 keinerlei Auswirkungen auf die Ertragskraft 2020.
Weiterer Ausbau der digitalen Kompetenz
Auch im Bereich der Digitalisierung setze die DFV ihren Kurs konsequent fort, den Digitalisierungsgrad aller wesentlichen Geschäftsprozesse zum Nutzen der Kunden weiter zu erhöhen. Ein Ausdruck dieser digitalen Befähigung des Versicherers ist die DFV-App, über die das Unternehmen Versicherungsprodukte ohne die Entstehung zusätzlicher Vertriebskosten verkauft. „Beste und für jedermann verständliche Versicherungsprodukte ermöglichen den kontaktlosen Vertrieb und sind die Zukunft, nicht nur in Zeiten einer Pandemie. Keine bloße Petitesse ist in diesem Kontext die Tatsache, dass wir 90 Prozent unseres Neukundenbestands für Cross-Selling-Aktivitäten nutzen können,“ so Knoll.
Neue Strukturen, neue Produkte und Expansion ins Ausland
Mit dem Eintritt des CFO Dr. Karsten Paetzmann zum 1. Februar 2021 konnte die DFV den Vorstand entscheidend verstärken. Noch im zweiten Quartal werde das Finanzressort insbesondere in den Zuständigkeitsbereichen Kapitalanlage, Controlling sowie Aktuariat personell weiter verstärkt. Im Rahmen ihrer Wachstumsstrategie plant die Deutsche Familienversicherung im Geschäftsjahr 2021 die Umsetzung verschiedener Maßnahmen. Zum Ende des zweiten Quartals werde die DFV „ein neues Maßstäbe setzendes Kombiprodukt auf den Markt bringen“. Dieses werde die Grundlage für das innovative Globalprodukt darstellen. Des Weiteren will die DFV im Zuge der geplanten Internationalisierung ebenfalls ab dem zweiten Quartal 2021 ein ausgewähltes Produkt in Österreich anbieten. Diesbezüglich befindet sich die DFV im Zeitplan.
Ausblick 2021
Die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr 2021 seien unverändert positiv. Die Deutsche Familienversicherung plant, erneut 30 Millionen Euro in Vertriebsaktivitäten zu investieren, und erwartet ein erfolgreiches Neugeschäft auf Vorjahresniveau, was rund 100.000 neuen Verträgen entspricht. Das Bestandsvolumen soll insgesamt, inklusive des Rückversicherungsvolumens, auf rund 190 Millionen Euro steigen. Dies setzt sich aus dem originären Geschäft, das 2021 nochmals um circa 25 Millionen Euro auf rund 150 Millionen Euro erhöht werden soll, und einem geplanten Rückversicherungsvertrag zwischen der Barmenia und der DFV von rund 40 Millionen Euro zusammen. Dieser Rückversicherungsvertrag werde aktuell auf Basis eines Letter of Intent (LOI) verhandelt. Die DFV strebt im originären Geschäft an, die gebuchten Bruttobeiträge erneut um rund 25 Prozent zu steigern und plant, den operativen Jahresverlust (EBIT) auf circa vier Millionen Euro zu reduzieren. Der Eintritt in die Gewinnzone ist bei Fortsetzung der aktuellen Geschäftspolitik für das Geschäftsjahr 2022 geplant.
Autor(en): Bernhard Rudolf