Baustellen, wo das Auge hinreicht – im ambulanten Sektor, im stationären Sektor und auch im Arzneimittelbereich. Das zeigt sich unter anderem dadurch, dass es in den ländlichen Gebieten zu wenige Fachärzte gibt, zwischen den Kliniken immense Qualitätsunterschiede herrschen und sich nach wie vor teure Scheininnovationen im System entwickeln können. Und zu allem Überfluss sind die Schnittstellen zwischen den ambulanten und den stationären Bereichen kaum vorhanden oder mangelhaft koordiniert.
Ingo Kailuweit, Vorstandsvorsitzender der KKH Kaufmännische Krankenkasse, machte auf diesen dauerhaften Missstand auf der Euroforum-Konferenz „PKV aktuell“ in Berlin aufmerksam. O-Ton-Kailuweit: „Trotz seiner vielfältigen Vorzüge – auch im internationalen Vergleich - ist das deutsche Gesundheitswesen nach wie vor von Über-, Unter und Fehlversorgung gekennzeichnet.“ Problematisch sei die Situation auch in einem sehr wichtigen Teil des Gesundheitswesens, im Pflegesektor. Denn dort gäbe es keine integrierte Versorgung und keine Qualitätstransparenz. Und: Die Pflegekassen dürften keine Leistungen finanzieren, von denen auch die Kasse profitiert. Zudem gäbe es bislang keine präventiven Leistungen in der Pflegeversicherung. Grundsätzlich wären die beiden Felder Krankenversicherung und Pflegeversicherung zwei Welten, die noch nicht (richtig) verzahnt wären, um eine optimale Versorgung der Menschen zu liefern.
Pflegebedürftige auf Unterstützung angewiesen
Vor allem die Situation Pflegebedürftiger stelle besondere Ansprüche an die Organisation der Versorgung. Doch die Systematik der Integrierten Versorgung (IV) basiere auf mobilen Versicherten, die eigenständig Leistungserbringer wie (Fach-)ärzte, Physiotherapeuten oder Apotheken besuchten. Doch Pflegebedürftige seien auf Unterstützung angewiesen oder müssten von den Leistungserbringern aufgesucht werden. Wenn dies nicht der Fall wäre, seien die Leistungen für die Menschen unerreichbar.
Stärkere Präventionspolitik gefragt
Obwohl viele Pflegeheimbewohner an Demenz, Diabetes oder Koronarer Herzerkrankung litten, bestünde nur selten Kontakt zu dem entsprechenden Facharzt. Die Situation in Zahlen: Während nach einer aktuellen Untersuchung 85 Prozent der Heimbewohner den Allgemeinmediziner einmal oder mehrmals in Quartal aufsuchten, würden nur rund zehn Prozent den Urologen oder Internisten im Quartal sehen, den Geriater oder Gerontopsychiater nicht einmal drei Prozent. Kailuweit nimmt hierzu dezidiert Stellung:“ Damit eine Pflegestufe überhaupt nicht eintritt, benötigen wir eine stärkere Präventionspolitik. Wir brauchen aber auch mehr Fachärzte und weniger Allgemeinmediziner. Unsere Krankenversicherung ist durch diese falsche Pflegeversorgung massiv belastet“.
Versorgungskoordinator hilft, einzelne Segmente sinnvoll zu vernetzen
Aus diesem Grund plädierte er für eine (bessere) Vernetzung diverser Leistungserbringer wie Krankenhaus, Haus- und Fachärzte, Physiotherapeut, heimversorgende Apotheken, in deren Zentrum das Pflegeheim und seine Bewohner stehe. Damit die Koordination und Vernetzung dieser einzelnen Elemente gelinge, müsste ein so genannter Versorgungskoordinator implementiert werden. Doch von diesen Koordinatoren gäbe es in den hiesigen Pflegeeinrichtungen noch viel zu wenige.
Die Aufgaben dieses Koordinators wären unter anderem, alle Betroffenen bei der Ermittlung und Organisation des pflegerischen und medizinischen Versorgungsbedarfs zu unterstützen, die Pflegemitarbeiter zu qualifizieren und zu ermutigen, Auffälligkeiten wahrzunehmen und gemeinsam mit der heimversorgenden Apotheke, die Arzneimittelverordnungen auf unerwünschte Wirkungen zu überprüfen.
Das Ziel mehr derartige Versorgungskoordinatoren in den Pflegeeinrichtungen einzusetzen, könne aber nicht jeder Krankenversicherer separat betreiben, dies müsse vielmehr als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet werden.
Bildquelle: © Anja Krüger / picscout
Ingo Kailuweit, Vorstandsvorsitzender der KKH Kaufmännische Krankenkasse, machte auf diesen dauerhaften Missstand auf der Euroforum-Konferenz „PKV aktuell“ in Berlin aufmerksam. O-Ton-Kailuweit: „Trotz seiner vielfältigen Vorzüge – auch im internationalen Vergleich - ist das deutsche Gesundheitswesen nach wie vor von Über-, Unter und Fehlversorgung gekennzeichnet.“ Problematisch sei die Situation auch in einem sehr wichtigen Teil des Gesundheitswesens, im Pflegesektor. Denn dort gäbe es keine integrierte Versorgung und keine Qualitätstransparenz. Und: Die Pflegekassen dürften keine Leistungen finanzieren, von denen auch die Kasse profitiert. Zudem gäbe es bislang keine präventiven Leistungen in der Pflegeversicherung. Grundsätzlich wären die beiden Felder Krankenversicherung und Pflegeversicherung zwei Welten, die noch nicht (richtig) verzahnt wären, um eine optimale Versorgung der Menschen zu liefern.
Pflegebedürftige auf Unterstützung angewiesen
Vor allem die Situation Pflegebedürftiger stelle besondere Ansprüche an die Organisation der Versorgung. Doch die Systematik der Integrierten Versorgung (IV) basiere auf mobilen Versicherten, die eigenständig Leistungserbringer wie (Fach-)ärzte, Physiotherapeuten oder Apotheken besuchten. Doch Pflegebedürftige seien auf Unterstützung angewiesen oder müssten von den Leistungserbringern aufgesucht werden. Wenn dies nicht der Fall wäre, seien die Leistungen für die Menschen unerreichbar.
Stärkere Präventionspolitik gefragt
Obwohl viele Pflegeheimbewohner an Demenz, Diabetes oder Koronarer Herzerkrankung litten, bestünde nur selten Kontakt zu dem entsprechenden Facharzt. Die Situation in Zahlen: Während nach einer aktuellen Untersuchung 85 Prozent der Heimbewohner den Allgemeinmediziner einmal oder mehrmals in Quartal aufsuchten, würden nur rund zehn Prozent den Urologen oder Internisten im Quartal sehen, den Geriater oder Gerontopsychiater nicht einmal drei Prozent. Kailuweit nimmt hierzu dezidiert Stellung:“ Damit eine Pflegestufe überhaupt nicht eintritt, benötigen wir eine stärkere Präventionspolitik. Wir brauchen aber auch mehr Fachärzte und weniger Allgemeinmediziner. Unsere Krankenversicherung ist durch diese falsche Pflegeversorgung massiv belastet“.
Versorgungskoordinator hilft, einzelne Segmente sinnvoll zu vernetzen
Aus diesem Grund plädierte er für eine (bessere) Vernetzung diverser Leistungserbringer wie Krankenhaus, Haus- und Fachärzte, Physiotherapeut, heimversorgende Apotheken, in deren Zentrum das Pflegeheim und seine Bewohner stehe. Damit die Koordination und Vernetzung dieser einzelnen Elemente gelinge, müsste ein so genannter Versorgungskoordinator implementiert werden. Doch von diesen Koordinatoren gäbe es in den hiesigen Pflegeeinrichtungen noch viel zu wenige.
Die Aufgaben dieses Koordinators wären unter anderem, alle Betroffenen bei der Ermittlung und Organisation des pflegerischen und medizinischen Versorgungsbedarfs zu unterstützen, die Pflegemitarbeiter zu qualifizieren und zu ermutigen, Auffälligkeiten wahrzunehmen und gemeinsam mit der heimversorgenden Apotheke, die Arzneimittelverordnungen auf unerwünschte Wirkungen zu überprüfen.
Das Ziel mehr derartige Versorgungskoordinatoren in den Pflegeeinrichtungen einzusetzen, könne aber nicht jeder Krankenversicherer separat betreiben, dies müsse vielmehr als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet werden.
Bildquelle: © Anja Krüger / picscout
Autor(en): Meris Neininger