"Telematik: Digitaler Schritt in der individuellen Risikobewertung der Kfz-Versicherung" lautete der Titel des diesjährigen Goslar-Diskurs, der Ende Januar anlässlich des Verkehrsgerichtstags in Goslar stattfand. Vertreter der Kfz-Versicherer und Verbraucherschützer diskutierten über das Für und Wider der Telematik-Tarife.
Die Verbraucher- und Datenschützer haben kein prinzipielles Problem mit der individuelleren Risikobewertung der Kfz-Versicherung. Sie fordern aber transparente Versicherungsbedingungen und die Aufklärung der Kunden darüber, zu welchem Zweck ihre Fahrdaten erhoben und verwendet werden. Der Geschäftsführer und Chefredakteur von "Finanztip" Hermann-Josef Tenhagen und der Referatsleiter beim Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Sven Hermerschmidt legen zudem großen Wert darauf, dass die Entscheidung für oder gegen einen Telematik-Tarif frei und freiwillig von den Versicherungsnehmern getroffen werden kann.
Sparen und Feedback zum Fahrverhalten
Die Vorteile der individuelleren Versicherungspolicen überzeugen immer mehr Autofahrer, wie Huk-Coburg-Vorstand Jörg Rheinländer in Goslar berichtete: Der Kfz-Versicherer hat bereits rund 200.000 Telematik-Kunden. Das führt Rheinländer insbesondere darauf zurück, dass ein Versicherungsnehmer mit Telematik sparen kann: Wer sicher und vorausschauend fahre, spare bis zu 30 Prozent. Neben dem Spar-Effekt bekomme er Feedback zu seinem Fahrverhalten – ein Angebot, für das viele Nutzer offen seien.
Die Kunden erhielten einen echten Mehrwert, indem sie durch persönliches Fahrverhalten Einfluss auf ihren individuellen Kfz-Versicherungstarif bekämen, erklärte Professor Fred Wagner vom Institut für Versicherungslehre (IVL) der Universität Leipzig. Er hat zusammen mit Professor Susanne Knorre von der Hochschule Osnabrück und Professor Horst Müller-Peters von der Technischen Hochschule Köln in der Studie "Die Big-Data-Debatte" die Einstellung und das Verhalten der Bürger im Umgang mit Massendaten (Big Data) erstellt. Ein Paradigmenwechsel im Umgang mit Massendaten ist nötig, ohne den Datenschutz zu vernachlässigen, lautet ein Fazit der Wissenschaftler aus der Studie.
Kfz-Versicherung zum Anfassen
Rheinländer erläuterte aus der Huk-Coburg-Praxis, wie die individuelle Risikobewertung der Kfz-Versicherung abläuft: Kunden, die eine Telematik-Police wünschen, bekommen einen kleinen Sensor zugeschickt, den sie im Auto an die Frontscheibe kleben. Dieser Sensor wird gekoppelt mit einer auf dem Smartphone des Kunden installierten App. Von dem Sensor werden Daten zur Fahrweise des Kunden registriert: etwa zu Geschwindigkeit, Beschleunigen, Bremsen. Hierzu bekommen die Fahrer über das Handy für jede Fahrt ein entsprechendes Feedback. So solle Kfz-Versicherung "anfassbar" werden. "Man kann so selbst erleben, wie man fährt, und erhält eine Rückmeldung dazu", so Rheinländer.
Das Video zur Veranstaltung der Studiengesellschaft für verbrauchergerechtes Versichern – Goslar-Institut können Sie unter diesem Link ansehen.
Autor(en): Versicherungsmagazin.de