Die Börsenturbulenzen, die durch das Coronavirus ausgelöst wurden, bedrohen die Kreditqualität der europäischen Versicherer, so die Einschätzung der Analysten von Fitch Ratings. Eine anhaltende und schwerwiegende Marktstörung könne dazu führen, dass die Versicherer herabgestuft würden. Obwohl die meisten Versicherer einen Kapitalspielraum haben, der ihre Ratings vor vorübergehender Marktvolatilität schütze, seien sie doch durch eine anhaltende Störung des Marktes bedroht.
Der Rückgang der Aktienmärkte treffe die Versicherer negativ, obwohl die Auswirkungen in Europa eher gering seien. Die meisten Aktieninvestitionen des europäischen Lebenssektors, insbesondere in Großbritannien, gingen in fondsgebundene oder gewinnorientierte Sparprodukte, bei denen alle oder die meisten Investitionsverluste von den Versicherungsnehmern getragen würden. Trotzdem verringerten Marktwertverluste das Ergebnis der Versicherer aus diesen Produkten. Dies reduziere wiederum den erwarteten Wert künftiger Gewinne, der Teil der Kapitalposition der Lebensversicherer sei. Einige Versicherer, aber nicht alle, verfügten über Absicherungen, um diese Kapitalauswirkungen auszugleichen.
Durch die Ausweitung der Kreditspreads und Herabstufungen von Anleihen werde auch das Kapital der Versicherer geschwächt, insbesondere für Lebensversicherer, die Spargeschäft mit integrierten Anlagegarantien oder großen Rentenportfolios haben. Die Staatsanleihen-Portfolios der europäischen Versicherer seien größtenteils hoch bewertet, aber weit verbreitete Herabstufungen könnten ihr Kapital erheblich erschöpfen.
Von "stabil" auf "negativ" herabgestuft
Ein weiterer Zinsrückgang sei für europäische Versicherer negativ. Der Ausbruch des Coronavirus habe eine Flucht der Anleger in die Qualität ausgelöst und die Renditen hoch bewerteter Staatsanleihen gedrückt. Dies erhöhe den Druck auf das Kapital, das Ergebnis und die Geschäftsmodelle der Versicherer, die bereits mit sehr niedrigen Renditen kämpften. Sparverträge mit Garantien seien am heftigsten von niedrigen Renditen betroffen. Dies seien insbesondere Probleme in Deutschland, wo Garantien über viele Jahre laufen, und in Frankreich, wo Versicherer Schwierigkeiten hätten, Kunden für alternative Produkte ohne Garantien zu gewinnen.
Die Rater haben deshalb kürzlich ihre Branchenaussichten für französische und deutsche Lebensversicherer von "stabil" auf "negativ" geändert.
Autor(en): Versicherungsmagazin.de