Der Lockdown der vergangenen Wochen brachte das öffentliche Leben in Deutschland fast zum Stillstand. Auch der Autoverkehr nahm ab und in diesem Zusammenhang auch die Zahl der Verkehrsunfälle. Dieser Rückgang ist allerdings nur vorübergehend gewesen, wie die Statistik der R+V Versicherung zeigt.
Nach einem Tiefpunkt im April gibt es aktuell fast so viele Schäden wie im Vorjahr. Das spiegelt sich in den Schadenstatistiken des Versicherers wieder. Rico Kretschmer, Abteilungsleiter Schadenmanagement bei der R+V Versicherung erläutert: "Üblicherweise melden unsere Kunden jeden Monat rund 16.000 Kfz-Schäden. Anfang April war das geringere Verkehrsaufkommen deutlich bemerkbar. Wir hatten nur zwei Drittel der üblichen Schadenmeldungen – allerdings nur zwei Wochen lang." Danach seien die Zahlen kontinuierlich angestiegen und hätten im Mai annähernd Normal-Niveau erreicht.
Auto statt Flugzeug
Nicht alle Autofahrer haben in der Krise ihren Wagen stehen lassen, so die Erfahrungen des Versicherers. Einige Kunden arbeiteten seit Wochen im Homeoffice. "Aber es gibt auch viele Pendler, die aus Angst vor der Ansteckungsgefahr in Bussen und Bahnen aufs Auto umgestiegen sind und jetzt sogar mehr Kilometer fahren als vorher", so Kretschmer.
Es könne sogar sein, dass es im Verlauf der Lockerungen zu mehr Schäden komme als vor Corona, erläutert der Experte. Und zwar dann, wenn Urlauber auf Flugreisen verzichteten und mit dem Pkw verreisten. Auch beim Lieferverkehr zeige sich ein geteiltes Bild. Während einige Firmenchefs ihre Lkw während der Krise stillgelegt hätten, hätten andere sogar Fahrzeuge leihen müssen, um den Ansturm zu bewältigen.
Mehrkosten für R+V durch Ausnahmesituation
Die Schadenbilanz am Jahresende lasse sich nur schwer einschätzen, sagt der Schadenexperte. Denn auch der Versicherer leiste in der Ausnahmesituation mehr als üblich: "Wir tragen die Mehrkosten für derzeit oft schwierigen Ersatzteil-Lieferungen und zahlen unseren Partnerwerkstätten Vorschüsse auf die voraussichtlichen Reparaturkosten, um ihre Liquidität zu sichern. Außerdem übernehmen wir die Kosten für die Desinfektion der Fahrzeuge, damit das Virus nicht über Schmierinfektionen weitergegeben wird."
Auch für Ersatzfahrzeuge musste die Haftpflichtversicherung der R+V oft deutlich mehr zahlen, wenn die Geschädigten wegen der geschlossenen Autohäuser kein neues Fahrzeug kaufen konnten oder die Reparaturen länger dauerten.
Autor(en): Versicherungsmagazin.de