Bevölkerung will für Krankenschutz Bürgerversicherung

56 Prozent der Bevölkerung möchte die Private Krankenversicherung abschaffen und plädiert dafür, dass künftig Beamte, Selbstständige und gut erdienende Angestellte alle in eine Krankenversicherung kommen, die so genannte Bürgerversicherung.

33 Prozent wollen die Wahlfreiheit zur Privaten Krankenversicherung erhalten, während elf Prozent keine Meinung zu diesem Thema haben. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen repräsentativen Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Finanzdienstleister MLP. Anscheinend ist MLP, das Unternehmen vertreibt schwerpunktmäßig privaten Krankenversicherungsschutz, über das eindeutige Ergebnis erschrocken.

Augenblicklich gute Kassenlage erzeugt falsches Bild
Der MLP Vorstandsvorsitzende Uwe Schroeder-Wildberg, meint, dass mit der Bürgerversicherung die
Finanzierungsprobleme im Gesundheitswesen auf Dauer nicht gelöst werden könnten. Das Umfrageergebnis sei durch die derzeit konjunkturbedingt gute Kassenlage beeinflusst. Sie erzeuge eine falsche Sicherheit über den Zustand des Sozialsystems. Die Bürgerversicherung ist die zentrale Wahlkampfforderung der SPD. Nach einem Wahlsieg soll die Private Krankenversicherung als
Vollversicherung abgeschafft werden. Private Absicherung ist dann nur noch über Zusatzversicherungen möglich.

Großteil der Ärzte wünschen sich grundlegende Reformen
Die Ärzteschaft in Deutschland hofft auf den Status quo: 90 Prozent glauben, dass es nach der nächsten Bundestagswahl keine umfassenden Reformen geben wird. Gleichzeitig wünschen sich aber 73 Prozent der Ärzte grundlegende Reformen, während lediglich 24 Prozent das nicht für
notwendig halten. In der Bevölkerung liegt der Anteil deutlich niedriger. Hier möchten lediglich 47 Prozent eine Reform, während 27 Prozent scheinbar mit dem derzeitigen System zufrieden sind. Eine private Pflegevorsorge ist für 69 Prozent der Befragten wichtig oder sehr wichtig. Staatliche Zuschüsse zur privaten Pflegezusatzversicherung befürworten 47 Prozent der Bevölkerung, lediglich 28 Prozent stehen einer solchen Maßnahme skeptisch gegenüber.
Laut MLP würde schon heute die Bevölkerung einen aufkommenden Ärztemangel spüren. So geben 52 der Befragten an, dass sie sehr lange auf einen Termin warten mussten; 64 Prozent klagen darüber, dass sie sich trotz Termins sehr lange im Wartezimmer gedulden mussten.

Deutlich stärker betroffen sind anscheinend gesetzlich Krankenversicherten. Von ihnen hatten 55 Prozent gegenüber 35 Prozent der privat Versicherten schon einmal Schwierigkeiten, relativ zeitnah einen Termin beim Arzt zu bekommen. Zudem mussten 67 Prozent gegenüber 48 Prozent trotz Termins bereits sehr lange im Wartezimmer sitzen. Gesetzlich würden auch wesentlich häufiger darüber klagen, dass sie mehrfach lange gewartet haben.

Bild:©Wilhelmine Wulff /


Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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