Mit massiver Kritik an der Lebensversicherung und staatlicher Aufsicht will der Bund der Versicherten (BdV) Ende September das politische Berlin aufrütteln.
Verantwortlich für die so genannte Wissenschaftstagung (24. bis 25. September 2015) sind zwei ausgemachte Versicherungskritiker: Kornelia Hagen, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Professor Karl Michael Ortmann, Aktuar DAV und Professor für Mathematik an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Sie stellen den derzeit noch zweiköpfigen BdV-Beirat.
Vor allem Besserverdienende profitieren
Kornelia Hagen ist gemeinsam mit dem derzeitig BdV-Chef Axel Kleinlein für die umstrittene DIW-Studie „Zehn Jahre Riester-Rente: kein Grund zum Feiern“ verantwortlich, die ab 2011 wohl ein Grund für deutliche Absatzrückgänge beim Verkauf von Riester-Policen war. Aktuell hat das DIW eine Untersuchung veröffentlich, nach der von der staatlichen Riester-Förderung vor allem Besserverdienende profitieren würden. Professor Ortmann kam 2013 in einer Studie für die Deutsche Rentenversicherung (DRV) zum Schluss, dass keine zuverlässige Prognose für die effektive Rendite einer Riester-Rente möglich sei, weil wesentliche Teile der Kosten unsicher wären.
Diese Aussagen erweiterte der Wissenschaftler 2014 auf die gesamte private Altersvorsorge: Echte Kostentransparenz sei unmöglich. Damit dürfte die seit Anfang 2015 gesetzlich vorgeschriebene Effektivkostenquote, die angibt, wie sich Kosten auf die Rendite einer Police bis zum Beginn der Auszahlungsphase auswirken, bei dem Wissenschaftler deutlich in der Kritik stehen.
Deutsche Rentenversicherung zweitgeteilt
Im Mittelpunkt der politischen Kontroverse steht zudem die Deutsche Rentenversicherung (DRV). Nach Vorstellung der DRV-Baden-Württemberg soll zukünftig auch der Staat riestern und unter dem Dach der DRV am Kapitalmarkt Geld anlegen. Die DRV-Bund lehnt solche Vorschläge hingegen ab. Zudem hat die DRV-Bund aktuell in der Studie „Bringt´s noch was? Die Netto-Rendite einer Riester-Rentenversicherung aus Anlegersicht“, festgestellt, dass sich riestern nach wie vor auch für kleinere Einkommen lohnt. Gegenüber dem DIW kritisieren die Wissenschaftler, dass nicht der volle Zyklus einer Riester-Rente betrachtet wurde. Demgegenüber untersuchte die DRV-Bund-Studie Einzahlung, Förderung, Auszahlung und Besteuerung.
Auseinandersetzung über LVRG dürfte kontrovers ausfallen
Die Auseinandersetzung auf der BdV-Tagung dürfte zudem deshalb politisch spannend werden, weil sich mit Alf Neumann, Vorstand der Allianz Lebensversicherungs-AG der Marktführer und „Intimfeind“ des BdV der Diskussion stellen wird. Höchst kontrovers dürfte ebenfalls die Auseinandersetzung um das Lebensversicherungsreformgesetz (LRV) ausfallen, bei dem die Verbraucherschützer auf Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), sowie auf Dr. Alexander Erdland, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), treffen.
BdV deutlich gestärkt
Schon diese hochrangige Besetzung der Tagung zeigt, dass der BdV – mit rund 53.000 Mitgliedern größter deutscher Verbraucherschutzverein - unter dem Versicherungsmathematiker Kleinlein deutlich an Einfluss gewonnen hat und politisch stärker wahrgenommen wird. Aktuell hat der BdV angekündigt, dass er in seinem neuen Blog (http://bdv-blog.de) die ehemalige Handelsblatt-Kolumne „Kleinleins Klartext“ weiterführen will.
Hier will der BdV-Chef jede Woche aus persönlicher Sicht über „Taten und Untaten der Versicherungswirtschaft“ berichten. Gastautor im neuen Blog ist zudem die BdV-Aufsichtsratsvorsitzende Edda Castelló, ehemalige Versicherungskritikerin der Verbraucherzentrale Hamburg.
Bildquelle: (c) Fotolia/SZ-Designs
Verantwortlich für die so genannte Wissenschaftstagung (24. bis 25. September 2015) sind zwei ausgemachte Versicherungskritiker: Kornelia Hagen, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Professor Karl Michael Ortmann, Aktuar DAV und Professor für Mathematik an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Sie stellen den derzeit noch zweiköpfigen BdV-Beirat.
Vor allem Besserverdienende profitieren
Kornelia Hagen ist gemeinsam mit dem derzeitig BdV-Chef Axel Kleinlein für die umstrittene DIW-Studie „Zehn Jahre Riester-Rente: kein Grund zum Feiern“ verantwortlich, die ab 2011 wohl ein Grund für deutliche Absatzrückgänge beim Verkauf von Riester-Policen war. Aktuell hat das DIW eine Untersuchung veröffentlich, nach der von der staatlichen Riester-Förderung vor allem Besserverdienende profitieren würden. Professor Ortmann kam 2013 in einer Studie für die Deutsche Rentenversicherung (DRV) zum Schluss, dass keine zuverlässige Prognose für die effektive Rendite einer Riester-Rente möglich sei, weil wesentliche Teile der Kosten unsicher wären.
Diese Aussagen erweiterte der Wissenschaftler 2014 auf die gesamte private Altersvorsorge: Echte Kostentransparenz sei unmöglich. Damit dürfte die seit Anfang 2015 gesetzlich vorgeschriebene Effektivkostenquote, die angibt, wie sich Kosten auf die Rendite einer Police bis zum Beginn der Auszahlungsphase auswirken, bei dem Wissenschaftler deutlich in der Kritik stehen.
Deutsche Rentenversicherung zweitgeteilt
Im Mittelpunkt der politischen Kontroverse steht zudem die Deutsche Rentenversicherung (DRV). Nach Vorstellung der DRV-Baden-Württemberg soll zukünftig auch der Staat riestern und unter dem Dach der DRV am Kapitalmarkt Geld anlegen. Die DRV-Bund lehnt solche Vorschläge hingegen ab. Zudem hat die DRV-Bund aktuell in der Studie „Bringt´s noch was? Die Netto-Rendite einer Riester-Rentenversicherung aus Anlegersicht“, festgestellt, dass sich riestern nach wie vor auch für kleinere Einkommen lohnt. Gegenüber dem DIW kritisieren die Wissenschaftler, dass nicht der volle Zyklus einer Riester-Rente betrachtet wurde. Demgegenüber untersuchte die DRV-Bund-Studie Einzahlung, Förderung, Auszahlung und Besteuerung.
Auseinandersetzung über LVRG dürfte kontrovers ausfallen
Die Auseinandersetzung auf der BdV-Tagung dürfte zudem deshalb politisch spannend werden, weil sich mit Alf Neumann, Vorstand der Allianz Lebensversicherungs-AG der Marktführer und „Intimfeind“ des BdV der Diskussion stellen wird. Höchst kontrovers dürfte ebenfalls die Auseinandersetzung um das Lebensversicherungsreformgesetz (LRV) ausfallen, bei dem die Verbraucherschützer auf Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), sowie auf Dr. Alexander Erdland, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), treffen.
BdV deutlich gestärkt
Schon diese hochrangige Besetzung der Tagung zeigt, dass der BdV – mit rund 53.000 Mitgliedern größter deutscher Verbraucherschutzverein - unter dem Versicherungsmathematiker Kleinlein deutlich an Einfluss gewonnen hat und politisch stärker wahrgenommen wird. Aktuell hat der BdV angekündigt, dass er in seinem neuen Blog (http://bdv-blog.de) die ehemalige Handelsblatt-Kolumne „Kleinleins Klartext“ weiterführen will.
Hier will der BdV-Chef jede Woche aus persönlicher Sicht über „Taten und Untaten der Versicherungswirtschaft“ berichten. Gastautor im neuen Blog ist zudem die BdV-Aufsichtsratsvorsitzende Edda Castelló, ehemalige Versicherungskritikerin der Verbraucherzentrale Hamburg.
Bildquelle: (c) Fotolia/SZ-Designs
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek