Die betriebliche Altersversorgung (bAV) hat ihren festen Platz in der Vorsorgelandschaft Deutschlands. Über 62 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben über ihre Firma vorgesorgt. Doch mit der Erfolgsgeschichte der bAV scheint es vorbei zu sein: Der Absatz von Neuabschlüssen stockt. Mit den Gründen für diesen Rückgang hat sich eine Studie aus der Reihe „FTD-Executive Research“ im Auftrag der Gothaer Lebensversicherung befasst.
Die Untersuchung zeigt, dass viele Beschäftigten Wissenslücken zum Thema bAV haben. Ein weiteres Ergebnis: Die Versorgung mit bAV-Produkten ist je nach Geschlecht, Alter, Wohnort, und Branche und Betriebsgröße sehr unterschiedlich verteilt.
Höchste Durchdringung bei älteren westdeutschen Männer im großen Industriebetrieb
Die gute Durchdringung von 62 Prozent ergibt genauer betrachtet, ein sehr gemischtes Bild: Während 64 Prozent der Arbeitnehmer in den diese Möglichkeit der Alterssicherung nutzen tun das das Osten nur 53,3 Prozent. Männer liegen mit fast 64 Prozent rund vier Prozentpunkte vor Frauen mit gut 60 Prozent. Signifikant ist die Tatsache, dass die Altersgruppe der 14- bis 39-Jährigen mit 57 Prozent den geringsten bAV-Anteil aufweist, obwohl deren Rentenlücke besonders hoch sein wird.
Während in Unternehmen mit 1.000 und mehr Mitarbeitern über 82 Prozent der Beschäftigten eine bAV haben, sind es in Unternehmen mit bis zu 99 Mitarbeitern lediglich 48, 3 Prozent. In Industriebetrieben ist die bAV mit 71,8 Prozent am stärksten verbreitet, gefolgt vom Dienstleistungssektor (62 Prozent) und Handel (56 Prozent). Schlusslicht bildet das Handwerk mit 50,7 Prozent. Auch das Einkommen spielt eine Rolle: Je höher das Einkommen, desto mehr investieren Arbeitnehmer in die bAV (72,9 Prozent bei einem Haushaltseinkommen von über 3.000 Euro gegenüber 53,6 Prozent bei einem Einkommen von unter 2.000 Euro).
Die Studie zeigt: 91,4 Prozent der Befragten planen aktuell nicht, eine bAV abzuschließen oder eine bestehende aufzustocken. Ein fehlendes bAV-Angebot seitens des Arbeitgebers (31,8 Prozent), fehlende finanzielle Mittel (14,4 Prozent) oder eine bereits ausreichende Vorsorge (25 Prozent) sind die Hauptgründe für Arbeitnehmer, in Sachen bAV nicht aktiv zu werden. Hinzu kommen große Wissenslücken. So wissen nur 40 Prozent der 14-39-jährigen, dass die bAV bei einer Unternehmensinsolvenz gesichert ist, 45 Prozent sind sich bei der Portabilität unsicher und nur jeder Dritte weiß, dass er ein Recht auf eine bAV hat. Besonders große Wissensdefizite gibt es dabei unter Mitarbeitern von Kleinbetrieben mit unter 100 Arbeitnehmern.
Viele Arbeitnehmer, vor allem die Besserverdienenden (40 Prozent), halten sich für ausreichend versorgt, wenn sie in Rente gehen, so dass ihnen eine bAV nicht nötig erscheint.
Trotz gesetzlicher Pflicht seit 2001 bieten viele Unternehmen ihren Arbeitnehmern gar keine bAV an. Das gilt für 45 Prozent der Betriebe im Osten und für 36 Prozent der Dienstleistungsbetriebe. Auf konkrete Nachfrage der Arbeitnehmer haben nur 30 Prozent der Unternehmen eine bAV angeboten, zehn Prozent der Betriebe wollen prinzipiell keine bAV anbieten. Dr. Helmut Hofmeier, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Lebensversicherung wies darauf hin, dass vor allem Mittelständler den Aufwand eine bAV einzurichten scheuten. Dabei seien die Versicherer in der Lage den Unternehmen zu helfen, dieses Instrument einfach und unkompliziert umzusetzen und zu handeln.
Arbeitgeber können aktiv werden
Ein Engagement der Arbeitgeber könnte dazu beitragen, die Versorgung der Beschäftigten mit bAV zu erhöhen: 86 Prozent der Arbeitnehmer geben an, dass sie eine bAV abschließen würden, wenn der Arbeitgeber sich anteilig (48,2 Prozent) oder komplett (37,8 Prozent) an den Kosten beteiligen würde. Im Osten Deutschlands ist dieser Wunsch besonders ausgeprägt (64,3 Prozent bzw. 26,4 Prozent). Diese würden sich selbst etwas Gutes tun, denn die bAV wird von der überwiegenden Mehrheit der Arbeitnehmer als Bindungsinstrument wahrgenommen: 70 Prozent der Befragten meinen, dass das Angebot einer bAV ein Zeichen der Wertschätzung ist und dazu beitrage, nicht so schnell den Arbeitsplatz zu wechseln (42,6 Prozent).
Schließlich profitieren Unternehmen, die auf bAV setzen, in Zeiten des demografischen Wandels und des verstärkten Wettbewerbs um Fachkräfte, von der erhöhten Attraktivität ihrer Arbeitsplätze. Hofmeier bezeichnete es als Aufgabe seines Unternehmens, die Wissenslücken der Beschäftigten um die bAV zu schließen und die Durchdringungsquote weiter zu steigern. bAV-Produkte haben aktuell einen Produktionsanteil von rund 40 Prozent bei der Gothaer.
Die Studie "bAV - die unbekannte Größe" wurde auf Grundlage einer repräsentative Befragung von TNS Infratest Sozialforschung unter 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erstellt.
In der Juni-Ausgabe von Versicherungsmagazin finden Sie einen aktuellen Artikel zur "Handelsblatt bAV-Tagung". Sie haben noch kein Abonnement?
Die Untersuchung zeigt, dass viele Beschäftigten Wissenslücken zum Thema bAV haben. Ein weiteres Ergebnis: Die Versorgung mit bAV-Produkten ist je nach Geschlecht, Alter, Wohnort, und Branche und Betriebsgröße sehr unterschiedlich verteilt.
Höchste Durchdringung bei älteren westdeutschen Männer im großen Industriebetrieb
Die gute Durchdringung von 62 Prozent ergibt genauer betrachtet, ein sehr gemischtes Bild: Während 64 Prozent der Arbeitnehmer in den diese Möglichkeit der Alterssicherung nutzen tun das das Osten nur 53,3 Prozent. Männer liegen mit fast 64 Prozent rund vier Prozentpunkte vor Frauen mit gut 60 Prozent. Signifikant ist die Tatsache, dass die Altersgruppe der 14- bis 39-Jährigen mit 57 Prozent den geringsten bAV-Anteil aufweist, obwohl deren Rentenlücke besonders hoch sein wird.
Während in Unternehmen mit 1.000 und mehr Mitarbeitern über 82 Prozent der Beschäftigten eine bAV haben, sind es in Unternehmen mit bis zu 99 Mitarbeitern lediglich 48, 3 Prozent. In Industriebetrieben ist die bAV mit 71,8 Prozent am stärksten verbreitet, gefolgt vom Dienstleistungssektor (62 Prozent) und Handel (56 Prozent). Schlusslicht bildet das Handwerk mit 50,7 Prozent. Auch das Einkommen spielt eine Rolle: Je höher das Einkommen, desto mehr investieren Arbeitnehmer in die bAV (72,9 Prozent bei einem Haushaltseinkommen von über 3.000 Euro gegenüber 53,6 Prozent bei einem Einkommen von unter 2.000 Euro).
Die Studie zeigt: 91,4 Prozent der Befragten planen aktuell nicht, eine bAV abzuschließen oder eine bestehende aufzustocken. Ein fehlendes bAV-Angebot seitens des Arbeitgebers (31,8 Prozent), fehlende finanzielle Mittel (14,4 Prozent) oder eine bereits ausreichende Vorsorge (25 Prozent) sind die Hauptgründe für Arbeitnehmer, in Sachen bAV nicht aktiv zu werden. Hinzu kommen große Wissenslücken. So wissen nur 40 Prozent der 14-39-jährigen, dass die bAV bei einer Unternehmensinsolvenz gesichert ist, 45 Prozent sind sich bei der Portabilität unsicher und nur jeder Dritte weiß, dass er ein Recht auf eine bAV hat. Besonders große Wissensdefizite gibt es dabei unter Mitarbeitern von Kleinbetrieben mit unter 100 Arbeitnehmern.
Viele Arbeitnehmer, vor allem die Besserverdienenden (40 Prozent), halten sich für ausreichend versorgt, wenn sie in Rente gehen, so dass ihnen eine bAV nicht nötig erscheint.
Trotz gesetzlicher Pflicht seit 2001 bieten viele Unternehmen ihren Arbeitnehmern gar keine bAV an. Das gilt für 45 Prozent der Betriebe im Osten und für 36 Prozent der Dienstleistungsbetriebe. Auf konkrete Nachfrage der Arbeitnehmer haben nur 30 Prozent der Unternehmen eine bAV angeboten, zehn Prozent der Betriebe wollen prinzipiell keine bAV anbieten. Dr. Helmut Hofmeier, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Lebensversicherung wies darauf hin, dass vor allem Mittelständler den Aufwand eine bAV einzurichten scheuten. Dabei seien die Versicherer in der Lage den Unternehmen zu helfen, dieses Instrument einfach und unkompliziert umzusetzen und zu handeln.
Arbeitgeber können aktiv werden
Ein Engagement der Arbeitgeber könnte dazu beitragen, die Versorgung der Beschäftigten mit bAV zu erhöhen: 86 Prozent der Arbeitnehmer geben an, dass sie eine bAV abschließen würden, wenn der Arbeitgeber sich anteilig (48,2 Prozent) oder komplett (37,8 Prozent) an den Kosten beteiligen würde. Im Osten Deutschlands ist dieser Wunsch besonders ausgeprägt (64,3 Prozent bzw. 26,4 Prozent). Diese würden sich selbst etwas Gutes tun, denn die bAV wird von der überwiegenden Mehrheit der Arbeitnehmer als Bindungsinstrument wahrgenommen: 70 Prozent der Befragten meinen, dass das Angebot einer bAV ein Zeichen der Wertschätzung ist und dazu beitrage, nicht so schnell den Arbeitsplatz zu wechseln (42,6 Prozent).
Schließlich profitieren Unternehmen, die auf bAV setzen, in Zeiten des demografischen Wandels und des verstärkten Wettbewerbs um Fachkräfte, von der erhöhten Attraktivität ihrer Arbeitsplätze. Hofmeier bezeichnete es als Aufgabe seines Unternehmens, die Wissenslücken der Beschäftigten um die bAV zu schließen und die Durchdringungsquote weiter zu steigern. bAV-Produkte haben aktuell einen Produktionsanteil von rund 40 Prozent bei der Gothaer.
Die Studie "bAV - die unbekannte Größe" wurde auf Grundlage einer repräsentative Befragung von TNS Infratest Sozialforschung unter 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erstellt.
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Autor(en): Alexa Michopoulos